Der St. Galler FDP Nationalrat Walter Müller gehört zu unseren besten Kunden. Ein anderer, ehemaliger FDP Nationalrat bestellt ebenfalls regelmässig. Und nun der Hammer: Überraschend tritt unsere Autorin Sabine Reber für die Grünen des Kantons Bern zum Nationalratswahlkampf an. Und beide, Walter und Sabine, sind meine Freunde! Über die Präsenz und die gärtnerischen Vorlieben österreichischer und deutscher Politiker wissen wir zu wenig, aber wir würden uns natürlich sehr freuen, wenn sie sich als Lubera-Kunden und Gartenfreaks outen würden!
In jedem Falle ist mir der politische Vorstoss Sabine Rebers, die gleich auch einen arrivierten anderen grünen Politiker, Jo Lang, schachmatt setzte, Anlass genug, über Gartenpolitik nachzudenken. Und auch ein bisschen zu schimpfen! Für alle, die in dem einen oder anderen Punkt nicht mit mir einig gehen, gebe ich gerne zu, dass ich die politische Weisheit natürlich nicht gepachtet habe… Aber irgendwie bin ich ein bisschen neidisch, dass Sabine nun in die Politik geht… Und dann darf ich ja auch mal sagen, was mir auf dem politischen Gärtnerherzen liegt! Oder?
Die erste Frage, die wir uns stellen und ehrlich beantworten müssen: Wollen wir wirklich die Politik in unseren Garten reinlassen?
Als mir vor einem Jahr der Gärtner und Marketing Professor Dominik Grosse Holtforth schrieb, es sei an der Zeit, endlich eine Gartenpolitik zu entwickeln, da lief es mir kalt den Rücken runter. Das hätte uns gerade noch gefehlt, dem Staat ein Einfallstor zu öffnen, über das er auch den Garten noch steuern und besteuern könnte. Besteuern? Halten Sie diesen Gedanken, diese Gefahr wirklich für ganz abwegig? Jedenfalls fällt mir ganz leicht die Begründung für eine Gartensteuer ein, wir haben uns schon so an die staatlichen Raubritterzüge gewöhnt, dass uns gar nichts mehr überraschen könnte: Der Gartenbesitzer hat ja eben 'Besitz', darüber hinaus ja auch noch ein Privileg, einen Vorteil vor allen nicht-Gartenbesitzern. Und was wäre da natürlicher und sozialer, als das auch noch zu besteuern, natürlich nur ein kleines klitzekleines Bisschen. Ich male den Teufel an die Wand? Nein, ich fahre alle 2 Wochen längs durch Deutschland, von Buchs nach Bad Zwischenahn, 888 km, und da muss ich dann im Radio anhören, wie grober Unfug längst schon zur allgemein anerkannten Methode geworden ist: Der Solidaritätszuschlag wird auf ewige Zeiten bestehen bleiben, man weiss nicht genau, wie er dereinst erhoben werden wird und für was er gebraucht wird, aber die Politiker der schwarz-rot-goldenen Einheitspartei sind sich einig, dass er bleiben muss. Oder die Autobahnvignette, die glaube ich Maut genannt wird. Die darf mich als Schweizer natürlich nicht stören, und mich stört auch nicht, dass sie dem deutschen Bürger zurückerstattet werden soll über irgendwelche Umverteilungskunststücke. Was mich aber definitiv stört, das ist die Dreistigkeit, wie hier gleich schon wieder die Basis für eine neue Steuer geschaffen wird: zukünftige Erhöhungen der Maut sollen dann nicht mehr automatisch bei anderen Steuern kompensiert werden! Für wie blöd müssen Politiker ihre Bürgern halten, dass sie so etwas dummdreist schon aussprechen, noch bevor die neue Steuer überhaupt in Kraft ist… Und nun, glauben Sie immer noch, niemand könnte auf die Idee für eine Gartensteuer kommen? Diese Steuer könnte man geradezu wundervoll begründen: Sie soll helfen, die Gartenkultur im Allgemeinen zu fördern, alles eingetriebene Geld soll wieder ins Gärtnern investiert werden. Nur, sorry, wenn wir sie dann dereinst erhöhen (und das wird kommen, das wisst ihr!), könnten wir das Geld eventuell auch für den Veggi-Tag, oder für die Kitas (gegen die ja niemand etwas haben kann…), oder für die Kurdenwaffenhilfe brauchen. Ein Schurke, der hier was Böses denkt… Alles wird gut, wir richten das schon mit Eurem Geld, gärtnert nur schön weiter! (Und übrigens, ihr müsst ja schon sehr froh darüber sein, dass wir Euch nicht alle als Schwarzarbeiter verhaften…)
Was ich damit sagen möchte: Öffnet dem Staat und seinen politischen Knechten die Türe nicht zu weit, lasst sie nicht herein! Denn die Geister, die werdet ihr dann nie mehr los…
Aber natürlich macht es Sinn, dass wir Gärtner (Amateure und Profis) unsere Leistungen dem Staat 'verkaufen'! Wir produzieren mehr Natur als wir verbrauchen, wir sind per definitionem sozial, weil sich auch Passanten und Nachbarn an dem erfreuen, was wir schaffen. Bei rechtem Lichte besehen sind wir die uneigennützigen Wohltäter unserer Nationen. Und im Gegenzug würden wir es eigentlich für selbstverständlich halten, dass zum Beispiel bei der Kirschessigfliege nicht millionenstarke Forschungsprojekte aufgelegt würden, die alleine der Landwirtschaft dienen, sondern dass auch die Bedürfnisse von Millionen Gärtnern berücksichtigt würden. Aber was höre ich da, ein Zuruf aus der Ferne? Das müsste dann wohl auch irgendwie finanziert werden, eigentlich, ja eigentlich bräuchte es dazu eine Steuer? Kostenwahrheit! Ach ja, da werde ich dann ganz leise und verzichte gerne auf die erwünschten staatlichen Wohltaten. "Du meine liebe Politik, bleibe nur ganz weit draussen vor der Gartentür."
PS: Natürlich werden wir unsere Freunde Sabine Reber und Walter Müller auch nicht ganz in Ruhe lassen. Nachdem wir die Politik lieber nicht in den Garten lassen, werden wir die beiden Politiker im Januar fragen, was denn allenfalls die Politik vom Garten und vom Gärtnern lernen könnte! Und falls irgendwo da draussen ein österreichischer oder deutscher Politiker unerkannt gärtnert, bitten wir natürlich auch um eine Stellungnahme! Einfach an info@lubera.com senden.
Bild by Wolfgang Sauber (Eigenes Werk), GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html), via Wikimedia Commons