Wer Feinde hat muss aufrüsten. Wo heutzutage in der Politik im Konfliktfall Gott-sei-Dank nur noch Rededuelle angewandt werden und in der Nachbarschaft die eine oder andere "Diskussion", so reichen diese friedlichen Herangehensweisen nicht im Garten. Mit den dort angesiedelten Feinden sind verbale Scharmützel leider nicht von Erfolg gekrönt.
Wenn die Gegner in unserem geliebten Stück vom Paradies übermächtig in ihrem Zerstörungsdrang werden, dann gibt es nur den strategischen Rückzug (man hört auf zu Gärtnern und legt einen Rasen an) oder man rüstet auf und geht zum Gegenangriff über (was oftmals in einen chemischen Krieg ausufert, der weder dem Garten noch dem Gärtner gut tut).
Mann kann sich aber auch mit den Feinden arrangieren, was besonders sinnvoll ist, wenn man sowieso nicht gewinnen kann. ;-)
Hier die Hitliste meines "Fünf-Feinde-Gartens" und meine manchmal diplomatische, manchmal auch drastische Herangehensweise (ich bin zugegebenermaßen kein Pazifist, wenn es um meinen Garten geht). Manchmal braucht es eben auch Waffen und die liefert Lubera mehr oder weniger unfreiwillig.
Hier erstmal die Rangliste meiner Feinde:
Nummer 1: Wühlmäuse!
Der unsichtbare aber am meisten zerstörerische Feind, eine schier zahllose Armee mit unerschöpflichem Nachschub dank schwindelerregender Geburtenrate, die immer aufs Neue von der benachbarten Wildwiese einwandert.
Nummer 2: die spanische Wegschnecke!
In meiner Kindheit ein unbekannter Feind, hat sich im Laufe der letzten Jahrzehnte im feuchten Sommerklima des Nordens zur absoluten Heimsuchung aller Hobbygärtner hochgearbeitet. Wandert jede Nacht millionenweise aus besagter Wildwiese ein. Ebenso vermehrungsfreudig wie die Wühlmäuse.
Nummer 3: Amseln!
Ja, genau, kleine, harmlos ausschauende Vögel mit unermüdlichem Grabe- und Buddeldrang. Haben sich exponentiell vermehrt in meiner Region und scheinen meinen Garten aus Hauptquartier auserkoren zu haben. Sie graben alle meine Beete und Pflanztöpfe um, täglich, stundenlang, und nichts ist vor ihnen sicher dort, keine Blumenzwiebeln, keine zarten Setzlinge, kein Saatgut.
Nummer 4: Rehe!
Ich sage nur Dorfrandlage, dann wisst ihr, wie oft mein Garten von diesen Feinschmeckern besucht wird.
Nummer 5: Kaninchen!
In manchen Jahren graben sie Tunnelgänge wie verrückt und in anderen Jahren sind sie wie vom Erdboden verschluckt.
Rollen wir das Dilemma von unten auf. Feind Nummer 5 ist seit zwei Jahren nicht mehr gesehen worden. Die zwei Jahre davor waren schlimm, aber aushaltbar. Die Ausgänge ihrer Tunnel in meinem Garten bekamen öfters einen Schluck Bio-Essigreiniger in den Schlund gegossen und wurden mit Steinen vollgestopft, so dass die Mümmelmänner dank ihrer feinen Nasen langsam auswanderten. Ein einfacher Sieg.
Feind Nummer 4: Die Feinschmecker. Da half ein einfacher Do-it-yourself-Zaun aus Maschendraht und Bambusstäben, verbunden mit etwas leuchtend-weißem Band am oberen Ende der Stäbe, so dass die Herrschaften nicht mehr drüber springen mochten. Der allereinfachste Sieg.
Feind Nummer 3: Schon etwas schwieriger. Ein Feind, der den Luftangriff praktiziert, ist meistens überlegen. Also setze ich auf Abschreckung. Die Beete mit frisch gepflanzten Krokussen und Co. werden über Winter mit leeren Blumentöpfen abgedeckt, diese werden im Vorfrühling entfernt und mit alten Bambusstangen im Kreuzmuster bedeckt, so dass die Zwiebelblumen hindurch wachsen können. Dann werden auch die Stäbe entfernt. Saatgut wird nicht mehr verwendet, sondern kräftige Setzlinge gekauft, die dann anfangs ebenfalls mit Stangen geschützt werden (Amseln wollen ja nur in der Erde graben, erfreulicherweise stehen sie eher auf "Wurmfleisch" statt "Grünzeug").
Besonders vehement graben die schwarzen Männchen allerdings in meinen Töpfen, in die ich jetzt gerade meine Lubera-Neuzugänge pflanze, als erste Schutzmaßnahme gegen Feind Nummer 1, aber dazu später. Hier helfen nur drei Methoden:
Rundherum um den Topfrand die praktischen "Abstandhalter" stecken, die in jedem Lubera-Karton in die Töpfe gesteckt werden, damit alles zusammenhält und nichts durcheinander purzelt. Ich sammle sie seit Jahren und "schmücke" viele neubepflanzte Töpfe damit, bis die Pflanzen größer geworden sind.
Oder aber man pflanzt schöne Frühlingsblüher wie Hornveilchen rings um z.B. ein neues Apfelbäumchen im Topf und setzt gesammelte Steine dazwischen.
Oder aber man legt einfach Holzscheite in den Topf zur Vogelabwehr (Vorsicht, die dürfen nicht den Stamm des Bäumchens oder des Strauches berühren!).
Feind Nummer 2: Hier hört mein Pazifismus auf! Ich kann den schleimigen, braunen Nacktschnecken keinerlei Sympathie mehr entgegen bringen! Zu viel haben sie schon zerstört, ich wüsste gar nicht, wo ich anfangen soll. Die Verlustliste ist lang. Jeden Abend kriechen sie lautlos von der umgebenden Natur herein ins Schlaraffenland meines Gartens. Das Grün der ungemähten Wiese mit ihren Wildkräutern interessiert sie gar nicht! Sie wollen nur meine Setzlinge, meine Blumen, meine Kräuter fressen, nichts anderes. Es ist bei Dämmerlicht unmöglich im Garten zu gehen, ohne auf eine Nacktschnecke zu treten, es ist wirklich wahr. Es ist eine Masseneinwanderung in meine Beete, Abend für Abend. Schnödes Schneckenkorn hilft da schon lange nicht mehr. Erstens gibt es nur noch Kontakt-Schneckenkorn, das breit gefächert (also in Massen) gestreut werden muss (das wird sauteuer) und zweitens sind die Pflänzchen in den Beeten morgens trotzdem weg. Schneckenzäune sind ebenso wie Schneckenkorn zu teuer für mich, also bleibt nur die gute alte Handarbeit mit meiner bevorzugten Waffe:
Den Abstandhaltern aus den Lubera-Kartons. Ihre Wirkweise habe ich für euch mit einer Tomate demonstriert (siehe Bild). Einfach gemütlich durch den Garten wandern, ganz leicht nur bücken, aufspießen und mit einer eleganten Handbewegung ins nächste Gebüsch schleudern. Aus den Augen aus dem Sinn. Genugtuung pur!
Feind Nummer 1: Dazu möchte ich nur so viel sagen. Falls ihr mich besuchen kommen wolltet, dürftet ihr nicht in den Garten ohne Sicherheitsstiefel. Die Wühlmäuse haben in jahrelanger Kleinarbeit den Garten so sehr unterminiert, dass man allenthalten einsinkt und sich die Knöchel bricht, wenn man z.B. nur in Flipflops durch den Garten lustwandeln würde. Der Bauer, der die Wiese nebenan einmal im Jahr mäht, flucht ob dieses Auftrags, weil er oben auf seinem Oldtimer-Trecker dank dieser Guerilla-Gänge durchgeschüttelt wird.
Und was macht man mit einem übermächtigen Gegner, dessen Zahl sich jedes Jahr verdoppelt? Genau, man muss sich arrangieren und seinen Frieden mit ihm schließen. In meinem Fall heißt das: Alles, was ich bei Lubera an Beerensträuchern und Obstbäumen kaufe, kommt für 2 Jahre in einen großen Topf, damit die Wurzeln größer und kräftiger werden und nach dem Auspflanzen bessere Überlebenschancen haben. Werden die Beerensträucher dann ausgepflanzt, sind die Wühlmäuse gleich zur Stelle, da gibt es kein Wenn und Aber. Die Beerensträucher leiden meist etwas, aber die meisten überleben. Anders sieht es seit letztem Jahr mit den Obstbäumen aus. Anfangs reichte noch die jahrelange Methode der Wurzelkräftigung, aber seit kurzen nicht mehr. Es waren Verluste zu 100% zu beklagen. Die ultimative Lösung jetzt:
Wurzelkäfige, auch Wühlmauskörbe genannt. Man bestellt sie im Internet, bastelt sie zusammen, steckt das Bäumchen hinein und vergräbt den Korb quasi mit. Achtung: Auf unverzinktes Drahtgitter achten. Die Wurzeln wachsen ja und müssen irgendwann durch den Korb hindurch. Er soll sich also zersetzen, aber eben nicht gerade die ersten Jahre, wo die Wurzeln noch klein und zart sind. Kleiner Tipp noch: Um den Stamm des Jungbaumes noch etwas von diesem grünen Plastik-Schlauch wickeln, der sich Stammschutz nennt und in jedem Baumarkt/Gartencenter erhältlich ist. Denn man muss den oberen Rand des Wühlmauskorbes oberirdisch nahe am Stamm zusammendrücken, da die fiesen Wühlmäuse sonst von oben in den Korb hinein klettern. Ein mühseliges Unterfangen, jede Pflanzaktion dauert mindestens doppelt so lange, ist aber eben die einzige Möglichkeit, diesen Feind Nummer 1 auszuhebeln.
Fazit: Ein Garten ist kein Friede-Freude-Eierkuchen-Land, kein Ort der unentwegten Glückseligkeit, nicht immer jedenfalls. Ying und Yang, Freude und Leid, das Eine gibt es nicht ohne das Andere. Am Ende siegt jedenfalls IMMER die Lust am Garten, am Ernten und am Genießen. Solange das überwiegt, sind die kleinen Scharmützel schnell vergessen.
Nebenbei bemerkt: Ihr wisst ja, ich bin nur Lubera-Kundin, weder verwandt noch verschwägert mit den Züchtern aus der Schweiz. Dieser Beitrag ist also nur meine persönliche Methode, im Garten die Oberhand zu behalten. Lubera empfiehlt natürlich keinerlei gewalttätige Methoden anhand ihrer gelieferten Produkte. Aber auch wenn man dort der grünen Friedfertigkeit frönt, ich als Hobbygärtner verwende auch weiterhin die zweckentfremdeten "Schnecken-Waffen", die mir geliefert werden. ;-)
schleimige und pelzige Feinde