Sabine Reber freut sich, wenn ihr die Pflanzen über den Kopf wachsen, und lässt sich überraschen von Riesen, die wie aus dem Nichts auftauchen. Bei Sonnenblumen und Kürbissen hilft sie aber auch kräftig nach, damit die noch etwas grösser werden.
Ich übertreibe ja gern ein bisschen. Alles was gross wird, und insbesondere alles, was wie aus dem Nichts über Nacht riesig wird, fasziniert mich doch sehr. Sonnenblumen, drei Meter hoch, oh bitte sehr! Vielleicht schaffen es meine "Russian Giant" dieses Jahr sogar mal bis zur Vier-Meter-Hürde? Ich helfe mit Hühnermist nach und gebe ihnen so viel Wasser, wie sie wollen. Denn von nichts kommt auch im Garten nichts. Dasselbe gilt für die Kürbisse. Sollen sie richtig gross werden, dann müssen sie sich erst mal die Bäuche vollschlagen können, sprich, sie brauchen jede Menge Nahrung und Wasser. Andere Riesen sind da bescheidener. Die Eselsdistel (Onopordum acanthium) zum Beispiel. Sie wächst auf dem kargen Kiesplatz vor dem Haus, sie kriegt nie Dünger, und Wasser kriegt sie schon gar nicht. Ihr Nachwuchs fühlt sich sogar in den Ritzen zwischen den Waschbetonplatten wohl. Und im verwahrlosten Nachbarsgarten sind auch schon welche aufgetaucht. Je weniger man sich um sie kümmert, desto grösser scheinen sie zu werden! Ein Wunder, wie aus dem Nichts diese meterhohen silbrigen Skulpturen schiessen. Ja sie kommen tatsächlich wie geschossen, irgendwann schaut man ein paar Tage weg, und dann sind sie da. Auch der Baumspinat (Chenopodium giganteum ?Magenta Spree?) kommt fast mit nichts zurecht, er wird locker mannshoch und versamt sich fleissig und dankbar. Ich liebe seine magentafarben metallisierten Blätter, eine unglaubliche Farbe für eine Pflanze! Die Kinder sind auch ganz begeistert davon.
Ein anderer Riese, der den Kindern gefällt, ist die Becherpflanze, Silphium perfoliatum. Letztes Jahr waren sie über zwei Meter hoch, ein fantastischer Anblick mit den Kelchen in den Blattachseln, die gross wie Wassergläser wurden. Und es ist ihnen ziemlich egal, ob man sich um sie kümmert oder nicht. Ohne grosses Tamtam kommt auch Topinambur zurecht. Einmal Topinambur, immer Topinambur. Am besten eine Ecke am Rand wählen, vielleicht hinter dem Komposthaufen oder einer hässlichen Mauer entlang, wo man grad keine bessere Idee hätte. Dann kann man ihn dort wuchern lassen, und im Herbst einfach so viel ernten, wie man braucht. Die Knollen, die im Boden bleiben, wachsen dann im nächsten Jahr wieder, und man hat tatsächlich ausser ernten nichts zu tun damit. Gerade bei einem grösseren Grundstück oder einem Wochenendgarten ist das doch sehr praktisch. Und natürlich eignen sich solche Pflanzen bestens zum Guerillagärtnern, da sie wirklich hart im Nehmen, und auch stattliche Hingucker sind. Topinambur wuchert und wächst ja dem Himmel entgegen, dass es eine wahre Freude ich.
Einige von euch bekommen jetzt sicher Angst angesichts von so viel Wuchsfreude und Übermut. Kann ich ja nachvollziehen. Man muss natürlich überlegen, welche Geister man ruft und was für Monster man wo genau freilassen will. Aber bei allem, was essbar ist, scheint mir das Zuviel nicht so dramatisch, Baumspinat und Topinambur sind ja gesund und schmecken gut. Die Becherpflanzen kann man den Kaninchen oder anderen Haustieren verfüttern, auch die Hühner fressen sie gern. Sonnenblumen und Kürbisse sind auch nie ein Problem, da sie im Herbst sowieso eingehen, und gegen Kürbissuppe und Sonnenblumenkerne ist gewiss nichts einzuwenden. Wozu man die Eselsdisteln genau brauchen kann, das habe ich noch nicht herausgefunden. Ich finde einfach, sie sehen super aus, und bewundere sie für ihre Extravaganz und die gleichzeitige Bescheidenheit ihrer Ansprüche.