Manch ein Gartenbesitzer bekommt einen gehörigen Schreck, wenn er plötzlich schwarze Eichhörnchen in seinem Garten sieht. Es kommt die Frage auf, ob sie gefährlich für Menschen oder Artgenossen sind. Wird diese bejaht, kann es passieren, dass die armen Tierchen verscheucht werden. Hierfür gibt es keinen Grund! Die hier lebenden Hörnchen mit einer solchen Fellfärbung sind vollkommen harmlos.
Inhaltsverzeichnis
- Schwarze Eichhörnchen – eine Farbenlaune der Natur
- Sind sie gefährlich?
- Vorsicht vor amerikanischen Grauhörnchen
- Steckbrief
- Lebensweise & Ernährung
- Fortpflanzung
- Warum sind graue Eichhörnchen so gefährlich?
- Tipps im Umgang mit ihnen
- Unterschied Schwarzes Eichhörnchen – Rotes Eichhörnchen
- Garten eichhörnchenfreundlich gestalten
- Eichhörnchen füttern
- Eichhörnchen Kobel nicht vergessen…
- Video-Tipp der Redaktion: Eichhörnchen in den Garten locken
- Was ist noch interessant für Naturfreunde?
Schwarze Eichhörnchen – eine Farbenlaune der Natur
Bei den Eichhörnchen, die man hierzulande im Garten und in freier Natur antrifft, handelt es sich um Eurasische Eichhörnchen. Sie sind für gewöhnlich rötlich-braun. Dies muss jedoch nicht zwangsläufig immer so sein. Wie Menschen unterschiedliche Haarfarben haben, so kann auch das Fell der Nager verschiedenfarbig sein: vom auffälligen Orangerot über gräulich-rötliche Schattierungen, dunkles Braun bis hin zu Schwarz ist alles möglich. Dabei fällt auf, dass in Höhenlagen mehr schwarze Eichhörnchen vorhanden sind als im Flachland. Das Winterfell ist zudem dicker, kürzer und dichter und besitzt zudem einen hohen Grauanteil. Kein Wunder, dass während der kalten Jahreszeit mehr dunkle Eichhörnchen zu sehen sind als im Sommer…
Eines haben sie alle gemeinsam: ihr Bäuchlein ist weiß.
Sind sie gefährlich?
Den kleinen Tieren eilt der Ruf voraus, dass sie gefährlich seien. Diese Angst liegt in der Natur der Menschen: was man nicht kennt, fürchtet man. Im Falle der schwarzen Eichhörnchen gibt es jedoch keinen Grund zur Sorge: sie unterscheiden sich charakterlich nicht von den bekannten rotbraunen Exemplaren und benötigen deswegen ebenso wie diese unseren Schutz und Respekt.
Vorsicht vor amerikanischen Grauhörnchen
Und ist es jedoch nicht so, dass sämtliche schwarze Eichhörnchen der Eurasischen Gattung angehören: die Amerikanischen Grauhörnchen sind eine Spezies für sich. Sie stammen ursprünglich aus den USA und Kanada, wurden jedoch von Menschen nach Europa, genauer gesagt nach England und Italien, verschleppt. Mit fatalen Folgen: es verdrängt die einheimische Art immer mehr. Dies geschieht nicht etwa durch Kämpfe oder Kannibalismus, sondern durch einen Virus, den die Grauhörnchen in sich tragen: Parapoxvirus. Die Tierchen selbst sind gegen ihn immun, jedoch übertragen sie ihn auf die Eurasischen Eichhörnchen, die sich als weniger robust erweisen und sterben. Dies geht so weit, dass in England nahezu sämtliche heimische Tiere ausgerottet sind. in Deutschland hingegen herrscht noch Ruhe vor dem Sturm: bislang wurde keines der Amerikanischen Grauhörnchen gesichtet. Experten zufolge ist dies jedoch nur noch eine Frage der Zeit; sie erwarten, dass in den kommenden Jahren die robusten, kräftigen Hörnchen auch hierzulande eintreffen werden.
Steckbrief
Die Amerikanischen Grauhörnchen, Sciurus carolinensis, sind eine Nagetier-Art der Gattung Eichhörnchen und gehören zur Familie der Hörnchen. Ursprünglich stammt es aus den USA, wo es gerne in den Wäldern gesehen wird, da es maßgeblich zu deren ausgewogenem Wachstum beiträgt. Überwiegend lebt es tatsächlich auch nur in Waldgebieten; gelegentlich muss es aufgrund von Urbanisierung und Wegfalls seines Lebensraumes in Parks und/oder Gärten umziehen.
Seine Nester baut das Hörnchen bevorzugt zwischen den Zweigen hoher Bäume; gelegentlich nistet es auch in hohlen Baumstämmen.
Lebensweise & Ernährung
Das Amerikanische Grauhörnchen ist überwiegend tagaktiv. Es rennt fröhlich umher und sammelt Nahrung: die Hörnchen haben großen Hunger, und zwar ständig. Glücklicherweise sind sie bei der Wahl ihrer Nahrung nicht besonders wählerisch: sie gelten als Allesfresser:
- Baumrinde
- Knospen
- Pilze
- Samen
Doch nicht nur pflanzliche Nahrung steht auf dem Speiseplan: auch Insekten, Eier, junge Vögel und Frösche werden ganz gerne mal verzehrt.
Für den Winter legen sie sich Verstecke mit Essen an, um es während der kalten Jahreszeit zur Verfügung zu haben. Wie alle Mitglieder der Familie Hörnchen bunkern sie für gewöhnlich wesentlich mehr, als sie benötigen. Dies liegt jedoch nicht an ihrer Gier, sondern einfach an der Tatsache, dass sie die Lage vieler Verstecke einfach vergessen und durch deren Vielzahl gewappnet sind.
Fortpflanzung
Wenn Grauhörnchen nicht essen oder dieses suchen, paaren sie sich oder ziehen Junge groß: bis zu drei Würfe pro Jahr sind möglich. Bereits mit einem Jahr sind die Tiere geschlechtsreif. Feste Bindungen wie beispielswiese bei Pinguinen gibt es nicht. Nach der Paarung kümmert sich das Weibchen alleine um Nestbau, Geburt und Aufzucht der Jungen, während das Männchen weiterhin sein Junggesellenleben führt. Nach etwa sechs Wochen kommen nackte und blinde Junge zur Welte, bis zu sieben in einem Wurf. Sie benötigen zunächst alle 3-4 Stunden Muttermilch, was neben der Futtersuche zusätzlichen Stress für die Mama bedeutet. Im Alter von etwa sieben Wochen verlassen die kleinen Hörnchen erstmalig ihr Nest. Dennoch dauert es weitere drei Wochen, bis sie vollständig entwöhnt sind und noch einmal vier Wochen, bis sie das Nest für immer verlassen haben.
Warum sind graue Eichhörnchen so gefährlich?
Die Gefahr, die von den Grauhörnchen ausgeht, liegt einzig und allein in dem Parapoxvirus. Ansonsten sind die Tiere weder aggressiv noch anderweitig gefährlich – weder für Menschen noch für andere Tiere. Dennoch sollte man diese Gefahr nicht unterschätzen: breiten sie ich in Europa immer weiter aus, kann es passieren, dass es irgendwann keine Eurasischen Eichhörnchen mehr geben wird. Denken wir an die Marienkäfer: die asiatischen Vertreter ihrer Art kamen hierher als Schädlingsbekämpfer. Erfolgreich waren sie, jedoch tragen die kleinen Käfer einen Parasiten in sich, gegen den sie selbst immun sind. Heimische Arten jedoch nicht. Sie kommen mit ihm bei ihrem kannibalistischen Essverhalten in Berührung: der Siebenpunkt-Marienkäfer beispielswiese, die bekannteste einheimische Art, frisst die Eier und Larven seines asiatischen Verwandten. So nimmt er den Parasiten auf, was innerhalb weniger Wochen zum Tode führt. Immer mehr der Käfer sterben auf diese Art und Weise, so dass sich der Asiatische Marienkäfer mehr und mehr ausbreiten kann. Ähnliches ist bei den Eichhörnchen zu befürchten – England ist das beste Beispiel dafür.
Seit 2016 ist das Grauhörnchen auf der „Liste der unerwünschten Spezies“ der Europäischen Union. Gemäß dieser unterliegen die Tiere keinem Schutz mehr und können ausgerottet werden. Im Endeffekt sind die Hörnchen jetzt die leidtragenden: sie wollten niemals freiwillig nach Europa kommen, sondern wurden von gelangweilten Adligen dorthin verschleppt. Dennoch sind sie weder Schädlinge noch sonst irgendwelche Wesen, die getötet werden müssten. Genau das ist jedoch vor einigen Jahren in Australien geschehen, wo sich die kleinen Hörnchen ebenfalls angesiedelt hatten: sie wurden so lange rigoros bekämpft, bis sie seit 1973 als ausgerottet gelten. Dies soll in England und Italien nicht geschehen, zumindest nicht, wenn es nach dem Willen von Tierschützern geht: sie setzen sich vehement gegen das Töten der Grauhörnchen ein.
Tipps im Umgang mit ihnen
Trifft man auf ein Amerikanisches Grauhörnchen, so kann man sich ganz normal verhalten. Es besteht kein Grund, dem kleinen Tierchen das Leben zur Hölle zu machen – es kann schließlich nichts dafür, dass es eine Bedrohung für einheimische Hörnchen darstellt. Menschen gegenüber sind diese Tiere im Übrigen sehr aufgeschlossen: sie besitzen zwar die natürliche Scheu, welche überlebenswichtig ist. Stellen sie jedoch fest, dass keine Gefahr droht, werden sie recht zutraulich. Wenn Sie mal in London sein sollten, gehen Sie mit etwas Eichhörnchenfutter in den Hyde Park: er ist voll mit den kleinen Hörnchen, die an Menschen herumklettern, sich füttern und streicheln lassen. Es ist vielleicht nicht der richtige Umgang mit Wildtieren, jedoch zeigt dieses Verhalten, dass von den Grauhörnchen nichts Schlimmes zu befürchten ist.
Leider sieht nicht jeder die eingewanderten Tiere als gegeben an: dank der Tatsache, dass sie auf der europäischen Liste der unerwünschten Arten stehen, werden sie in England zum Abschuss freigegeben, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Sie dürfen sowohl gefangen als auch getötet werden. Des Weiteren werden Privatpersonen dazu aufgerufen, Sichtungen von Grauhörnchen umgehend den Behörden mitzuteilen. Auch sollen keine Futterstellen für Hörnchen oder Vögel errichtet werden. Es obliegt jedem, sich seine eigene Meinung über die Handlungsweisen der Inselbewohner zu machen…
Unterschied Schwarzes Eichhörnchen – Rotes Eichhörnchen
Für einen Laien ist es nicht leicht, ein schwarzes Eurasisches Eichhörnchen von einem Amerikanischen Grauhörnchen zu unterscheiden, zumal sie sich in ihrer Lebensweise stark ähneln. Es gibt durchaus Unterschiede in Größe und Merkmalen, die wir nachfolgend zusammengefasst haben:
Amerikanisches Grauhörnchen | Eurasisches Eichhörnchen | |
Wissenschaftlicher Name | Sciurus carolinensis | Sciurus vulgaris |
Kopf-Rumpf-Länge | 30 cm | 20 – 25 cm |
Schwanzlänge | 20 cm | 15 – 20 cm |
Gewicht | 400 – 700 g | 200 – 400 g |
Farbe | Silbergrau bis Schwarzgrau; gelegentlich weiß oder schwarz | Hellrot bis Braunschwarz |
Besonderheiten | Weiße Schwanzränder | Ohrpinsel sowie behaarte Fußsohlen nur im Winter |
Lebensraum | Wald, Parks, Gärten | Überwiegend in Nadelwäldern; auch in Mischwäldern, Gärten und Parks |
Garten eichhörnchenfreundlich gestalten
Während anderweitige Grauhörnchen ermordet werden, sind wir hierzulande damit beschäftigt, es den eurasischen Hörnchen gemütlich zu machen. Es ist nun einmal so, dass ihnen immer mehr Lebensraum verlorengeht: Abholzung, Urbanisierung, Wegfall von Grünflächen und Parks – all das führt dazu, dass die niedlichen kleinen Wildtiere zwangsläufig immer mehr in Richtung Hausgärten ziehen. Dort sind sie gerne gesehene Gäste, da sie niemals aufdringlich wirken, ein süßes Äußeres haben und zudem recht fleißig wirken. Von derartigen Äußerlichkeiten einmal abgesehen, fühlt sich manch ein Gartenbesitzer moralisch dazu verpflichtet, den quasi heimatlosen Eichhörnchen ein anständiges Zuhause zu bieten. Dieses zu gestalten ist gar nicht so schwer: beachtet man die Grundbedürfnisse der kleinen Nagetiere – Essen und Paaren -, so ist es selbsterklärend, in welche Richtung die Unterstützung gehen sollte:
- Nahrung bereitstellen
- Kobel aufhängen
Eichhörnchen füttern
Nun werden wieder manche sagen, dass man Wildtiere nicht füttern sollte, da sie für sich selbst sorgen müssen. Prinzipiell ist dies richtig, jedoch fallen im Zuge der Urbanisierung logischerweise nicht nur Wohnmöglichkeiten für Eichhörnchen weg, sondern auch Futterquellen. Auch der Klimawandel ist in diesem Zusammenhang zu erwähnen: in sehr trockenen und womöglich noch heißen Jahren bilden sich zwar Haselnüsse, jedoch haben diese innen keinen oder einen sehr verkümmerten Kern. Was wird also passieren? Die kleinen Hörnchen sammeln fleißig die Nüsse für den Winter, um dann feststellen zu müssen, dass sie hohl sind und somit keine Nahrung darstellen. Als verantwortungsvoller Naturfreund kann man bedenkenlos Futter bereitlegen, ohne dass diese Maßnahme einen Eingriff in die Natur darstellt.
Eichhörnchen freuen sich neben Haselnüssen auch über:
- Erdnüsse,
- Kürbiskerne
- Maiskörner
- Rosinen
- Sonnenblumenkerne
- Walnusskerne
Auch frisches Obst und Gemüse wird gerne angenommen:
- Äpfel
- Birnen
- Gurken
- Karotten
- Weintrauben
Dieses sollte in kleinen Stückchen serviert werden. Auch ist es sinnvoll, derartiges Essen nicht zusammen mit der trockenen Nahrung auszulegen, da es leicht passieren kann, dass es schimmelt und somit alles andere kontaminiert. Grundsätzlich sollten nicht gegessene Obst- und Gemüsestücke nach spätestens zwei Tagen entsorgt werden (Karotten können etwas länger liegenbleiben).
Eichhörnchen Kobel nicht vergessen…
In freier Natur bauen die Eichhörnchen Kobel, und zwar sowohl zum Schlafen als auch zum Nisten. Entdeckt man solche Nester in seinem Garten, sollte man sie selbstverständlich in Ruhe lassen. Noch besser ist es, wenn man den Vierbeinern derartige Wohnungen zur Verfügung stellt. Dabei ist einiges in Bezug auf Größe und Lage zu beachten.
Video-Tipp der Redaktion: Eichhörnchen in den Garten locken
In folgendem Video wird sehr schön erklärt, wie sich die kleinen Hörnchen in den Garten locken lassen:
Was ist noch interessant für Naturfreunde?
Diese Fragen stellen Naturfreunde häufig:
Welches Tier tötet Eichhörnchen?
Es gibt einige natürliche Feinde: Katzen, Uhus, Greifvögel sowie Marder. Allerdings kommt es in der Praxis nur sehr selten vor, dass diese es tatsächlich schaffen, ein Eichhörnchen zu töten. Für gewöhnlich sind die kleinen Nagetiere schneller weg, als der Jäger gucken kann…
Wie wehren sich Eichhörnchen gegen Feinde?
Je nachdem, wo sich die Tiere befinden, retten sie sich durch Flucht: waren sie am Boden, rennen sie blitzschnell die Bäume hinauf und verstecken sich dort in ihrem Kobel. Wurden sie auf einem Baum erwischt, lassen sie sich einfach fallen und laufen dann schnell weg. Aufgrund ihrer Sprungtechnik ist ihnen dies möglich, ohne sich zu verletzen.
Können sich Grauhörnchen und Eichhörnchen paaren?
Ob eine Verbindung zwischen diesen beiden Arten möglich ist, ist ungewiss. Da hier keine Amerikanischen Grauhörnchen leben, können sie nicht aufeinandertreffen. In England, wo dies definitiv der Fall war, sind keine derartigen Kreuzungen bekannt.
Symbolgraphiken: © RenaMarie – stock.adobe.com; Martin – stock.adobe.com; Carola G – stock.adobe.com; romanb321 – stock.adobe.com; JAKLZDENEK – stock.adobe.com; Oskar – stock.adobe.com
Sehr schöner Beitrag, den ich mit Genuss gelesen habe, nachdem wir dieses Jahr auf unserem Balkon ein schwarzes Eichhörnchen mit 5 Jungen beheimaten durften. Für uns eine ungewöhnlich spannende Erfahrung mitten in der Stadt.
Kleiner Hinweis: müsste es nicht „warum sind graue Eichhörnchen so gefährlich“ heissen, anstatt „schwarze Eichhörnchen“ (in der Kapitelüberschrift).
Lieber Herr Pannewitz, vielen Dank für den Hinweis. Sie haben vollkommen recht; wie schön, dass Sie so aufmerksam gelesen haben 🙂