Grundsätzlich gibt es wenige Pflanzen, die sich so gut und so frühzeitig auf den Winter vorbereiten wie die Rhabarber. Schon im Sommer beginnen sie, sich zurückzuziehen und spätestens jetzt sieht man von ihnen meist nur noch einige eingetrocknete Blattreste über dem von Erde bedeckten Rhizom. Daher stellt sich die Frage: Benötigt der Rhabarber Winterschutz? Ganz offensichtlich schützen sie sich selber und ziehen sich für den unterirdischen Winterschlaf zurück. Sind Sie nun auf den Geschmack gekommen? In unserem Gartenshop können Sie Rhabarber kaufen und direkt in Ihrem Garten anbauen.
Inhaltsverzeichnis
Rhabarber kamen über Sibirien nach Europa
Dazu kommt die Tatsache, dass die heutigen Frucht-Rhabarber im wesentlichen über Sibirien und Russland nach Europa gekommen sind. Auf dem langen und mehrere hundert Jahre dauernden Weg von China über Sibirien bis nach Westeuropa haben sich verschiedene chinesische Rheum-Arten gekreuzt und vermischt - und dann, wie ein Wunder, zu Beginn des 19. Jahrhunderts war plötzlich und überraschend der Speise-Rhabarber da, zuerst bei den Marktgärtnern von London, dann in Grossbritannien und 50 Jahre später schon in der ganzen westlichen Welt. Auch dieser Werdegang lässt selbstverständlich eher auf gute Winterhärte schliessen, sonst hätte der Rhabarber seine mehrhundertjährige Entstehungsreise über Sibirien und Russland bis nach Westeuropa nicht überstanden.
Benötigt der Rhabarber Winterschutz? Ja: 3 Spezialfälle
Dennoch gibt es drei Spezialfälle, in denen es sich lohnt, die Rhabarberpflanzen über den Winter mit isolierendem Material zu schützen. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass der Schutz ebenso den kalten Temperaturen wie auch der zu warmen Sonneneinstrahlung gilt. Letztere richtet auch bei den Rhabarbern indirekt mehr schaden an als die Kälte.
Erstens: Schutz von frisch gepflanzten Rhabarbern
Frisch gepflanzte Rhabarber Pflanzen, die erst in diesem Jahr gepflanzt worden sind, werden mit Vorteil ab Ende November mit isolierendem Material, Tannenreisig, Stroh, Laub etc. abgedeckt. Dies gilt umso mehr, wenn man im Verlaufe des Jahres im eigenen Garten einen Rhabarber ausgegraben, geteilt und umgepflanzt hat. Übrigens macht es wirklich Sinn, Rhabarber alle 5-10 Jahre so zu teilen und umzupflanzen (oder noch besser: neue Rhabarber bei Lubera® zu kaufen ;-)), da die neuen Rhabarberjungpflanzen dann viel vitaler wachsen. Die Teilung erfolgt nach unserer Erfahrung und gegen die Intuition am besten im Sommer, rund um den längsten Tag. Dabei werden die Rhabarberstiele vorgängig zurückgeschnitten, das ganze Rhizom ausgegraben und dann mit einem scharfen Messer schön fein säuberlich geteilt. Dabei muss darauf geachtet werden, dass jedes Einzelteil über ein Auge, eine Art Sprossspitze verfügt, die entweder schon früher gewachsen war (und jetzt zurückgeschnitten worden ist) oder die erst im Entstehen ist. Erfahrungsgemäss gibt es bei der Vermehrung im Sommer, im warmen Boden, weniger Ausfälle, als bei der Winterteilung. In beiden Fällen sollten aber die frisch gepflanzten Rhabarberteile geschützt werden.
Topf Rhabarber Winterschutz
Auch im Topf kultivierte Rhabarbersorten sollten über den Winter geschützt werden. Hier ist übrigens der Schutz vor der Sonneneinstrahlung genauso wichtig wie der Schutz vor der Kälte. Am besten überwintert man Töpfe mit Rhabarbern an einem schattigen Ort nahe dem Haus und deckt sie zusätzlich mit einem Frostschutzvlies ab.
Drittens: Schutz von dauertragenden Herbst-Rhabarbern
Die besondere Eigenschaft der neuen dauertragenden Herbsternte-Rhabarber wie z.B. Livingstone, auch nach dem längsten Tag fast ohne Unterbrechung immer wieder neue Blätter auszubilden, beruht letztlich auf einer weniger grossen Empfindlichkeit gegenüber extremen Temperaturen. Diese Herbst-Rhabarber wachsen interessanterweise nicht nur bei hohen Temperaturen durch (vielleicht mit einer kurzen Schwächephase im Hochsommer), sondern starten auch bei milden Wintertemperaturen immer wieder mit frischem Wachstum. Oder anders ausgedrückt: Sie kommen nur bei sehr tiefen und andauernd tiefen Wintertemperaturen (letztlich bei andauerndem Bodenfrost) in die Winterruhe. Sobald der Boden offen ist, beginnen sie wieder aktiv zu werden. Das oben gezeigte Bild ist ganz typisch: Es wurde jetzt Ende November aufgenommen und zeigt links normale Rhabarberpflanzen (von denen eigentlich nichts mehr zu sehen ist), und rechts die dauertragende und dauerwachsende Rhabarbersorte Livingstone. Obwohl es bereits einige Tage/Nächte mit Temperaturen unter 0° gab, verspürt Livingstone bereits wieder Frühlingsgefühle und startet durch. Wenn dies im Winter häufiger geschieht und wenn die Temperaturen im Winter zwischen -16°C und +5°C schwanken können, kann das zu Ermüdungserscheinungen und zu Auswinterungsschäden führen. Wir empfehlen deshalb bei den dauertragenden Rhabarbersorten wie z.B. Livingstone, Ende November als Rhabarber Winterschutz alle noch vorhandenen Blätter und Austriebe zu entfernen und den Rhabarberstock möglichst dicht und tief mit Stroh oder einer Laubschicht abzudecken, so dass er gegen winterliche Wärmeeinflüsse geschützt ist. Die Isolationsschicht kann dann Ende Februar entfernt werden. Das ist noch früh genug, um mit den ersten neuen Austrieben eine erste frühe Rhabarberernte zu erzielen.
Auch wenn's jetzt, Ende November, noch ein bisschen zu früh ist: Mir läuft schon jetzt das Wasser im Mund zusammen! Ob die dauertragenden Rhabarber deshalb so früh und unermüdlich austreiben, weil sie sich schon nach dem Kuchenblech sehnen?
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