Schon vor Wespen haben viele Menschen Angst. Kein Wunder also, dass ihnen die weitaus größeren Hornissen noch mehr Frucht einflößen und sie froh sind, wenn sie ihnen nicht begegnen. Nun kommt es jedoch vor, dass sie sich in menschlicher Nähe ansiedeln. Da dies unerwünscht ist, möchte manch einer das Hornissennest entfernen. Ob dies überhaupt gestattet ist und unter welchen Auflagen, erörtern wir nachfolgend.
Inhaltsverzeichnis
- Allgemeine Informationen über Hornissen
- Sind sie für Menschen gefährlich?
- Wie sieht ein Nest der Hornissen aus?
- Wo ist es zu finden?
- Richtiger Umgang mit Hornissen und ihren Nestern
- Darf man ein Hornissennest entfernen?
- Oder ist das verboten?
- Strafen für eigenmächtiges Entfernen
- Entfernung – in Ausnahmefällen erlaubt
- Genehmigung einholen
- Fachfirma beauftragen
- Selbst das Hornissennest entfernen?
- Leeres Hornissennest entfernen
- Kann ich den Bau eines Hornissennests verhindern?
Allgemeine Informationen über Hornissen
Die Hornissen sind eine Gattung aus der Familie der Faltenwespen. Sie sind in Nord-, Mittel-, Südosteuropa, Nordamerika sowie Ostasien beheimatet, wobei sie die wärmsten Regionen dort nicht besiedeln. Interessant ist ihr botanischer Name: Vespa crabro, der namensgebend für den bekannten und beliebten Motorroller ist.
Sie sind die größten Vertreter innerhalb ihrer Familie:
- Arbeiterinnen werden 18 – 25 mm groß,
- Drohnen können eine Länge zwischen 21 und 28 mm erreichen und die
- Königin kann eine Körpergröße zwischen 23 und 35 Millimeter erreichen.
Charakteristisch für diese Insekten ist ihr Kopf: betrachtet man ihn von oben, so lässt sich feststellen, dass der hintere Teil zur Seite hin stark erweitert ist. Dadurch unterscheiden sie sich von anderen Insekten, bei denen dieses Merkmal nicht so ausgeprägt vorhanden ist. Ein weiteres auffälliges Detail bei Hornissen ist ihre Färbung: während Kopf und Rumpf schwarz mit meistens roter Färbung sind, ist der hintere Teil gelb-schwarz gestreift.
Bei den Hornissen überwintern lediglich die zukünftigen Königinnen. Sie verbringen die kalte Jahreszeit alleine in Hohlräumen in Holz oder in der Erde, um im kommenden Frühjahr mit dem Nestbau zu beginnen. Dieser zieht sich ein wenig hin, da die Königin zunächst keinerlei Hilfe hat. Ist das Nest endlich fertig, legt sie ihre Eier ab, aus denen nach 15-18 Tagen die Larven schlüpfen. Nach dem Durchlaufen von fünf Larvenstadien verpuppen sie sich. So dauert es 30 – 50 Tage, bis die ersten Arbeiterinnen zu sehen sind. Diese müssen zum einen Nahrung besorgen, zum anderen die weiteren Nachkommen der Königin füttern. Diese beschäftigt sich nur noch mit der Eiablage.
Der Hornissenbestand dezimierte sich vor einigen Jahrzenten in Deutschland so stark, dass die Insekten auf die Rote Liste gesetzt und somit unter Naturschutz gestellt worden sind. Inzwischen hat sich – unter anderem auch durch diese Maßnahme – ihr Bestand wieder etwas erholt.
Sind sie für Menschen gefährlich?
Eigentlich sollte man sich als Gartenbesitzer glücklich schätzen, wenn man ein Hornissennest im Garten hat: eine große Kolonie fängt innerhalb von 24 Stunden etwa ein halbes Kilo Insekten. Kein anders Insekt ist derart fleißig, so dass den Hornissen eine wichtige Rolle im Naturhaushalt zugesprochen werden sollte.
Seit Ewigkeiten eilt ihnen leider der Ruf voraus, sie seien gefährlich, wenn nicht sogar tödlich für Menschen. Angeblich würden bereits drei Stiche ausreichen, um einen Menschen zu töten. Dies ist jedoch ein Ammenmärchen. Wenn man nicht gerade Allergiker ist, sind die Hornissenstiche zwar ausgesprochen schmerzhaft – allerdings kaum schmerzhafter als ein Bienen- oder Wespenstich -, jedoch injizieren sie nicht so viel Gift, dass dieses einem Menschen den Lebenssaft rauben kann. Abgesehen davon kommt es sehr selten vor, dass eine Hornisse einen Menschen angreift. Dies geschieht für gewöhnlich nur dann, wenn sich dieser unvorsichtig, neugierig oder in bösen Absichten dem Nest nähert oder es sogar berührt. Dann setzt unweigerlich der Verteidigungsmechanismus der Faltenwespen ein, so dass ein Angriff nachvollziehbar ist.
Auch muss man keine Angst haben, dass Hornissen menschliche Nahrung rauben: die Larven ernähren sich ausschließlich von anderen Insekten, während adulte Tiere neben diesen auch flüssige Substanzen bevorzugen. Sehr gerne verzehren sie Baumsäfte, ganz selten auch Nektar. Da sie gelegentlich auch die eine oder andere Honigbiene essen, sind sie bei Imkern nicht besonders beliebt…Niemals werden sie jedoch versuchen, am Kaffeetisch oder aus einem Limonadenglas zu naschen.
Wie sieht ein Nest der Hornissen aus?
Ein Hornissennest ist ein wahres Wunder an Baukunst. Vor allem, wenn man bedenkt, dass den Grundstein hierfür eine einzige Königin gelegt hat. Sie beginnt mit der Erstellung der einzelnen Zellen in nach unten hängenden Waben, wofür sie Holzfasern von Totholz zerkaut. Pro Tag werden etwa 1,5 Zellen gebaut, die meistens unmittelbar danach mit einem Ei belegt werden. Dies ist insofern schlau, weil die Königin zwar dann zunächst die Larven selber füttern muss, zeitnah jedoch Arbeiterinnen bekommt, die den Nestbau fortsetzen können.
Die Brutzellen werden dann mit einer schützenden Wand umgeben, so dass niemand ins Innere hineinschauen kann. Diese Außenwand ist bräunlich, wodurch es sich von den grauen Wespennestern unterscheidet. Im endgültigen Zustand kann das Hornissennest eine Länge von 50 – 60 cm erreichen und bis zu 700 Insekten beherbergen. Am unteren Rand befindet sich eine Öffnung. Diese dient nicht etwa zum Ein- und Ausschwärmen, sondern als Abfallluke: tote Larven oder Artgenossen sowie Exkremente werden durch dieses Loch ins Freie befördert, damit es im Inneren immer schön sauber bleibt.
Eine Hornissenfamilie wird ihr Nest lediglich eine Saison lang benutzen. Wenn die Tiere – bis auf die Königin – beim ersten Frost absterben, ist es vollkommen verwaist und wird es auch bleiben. Es kann allerdings sein, dass die Insekten im Folgejahr direkt nebenan ein neues Nest bauen werden, wenn ihnen der Standort gut gefallen hat.
Wo ist es zu finden?
Bevorzugt bauen Hornissen ihr Nest auf Streuobstwiesen, in Parks oder Wäldern. Da diese natürlichen Lebensräume immer weiter dezimiert werden, bleibt den schüchternen Insekten häufig keine andere Wahl, als in der Nähe von Menschen zu leben. Dort bevorzugen sie Hohlräume zum Nestbau, beispielsweise Rollladenkästen. Es kommt jedoch auch vor, dass die Bauten gut sichtbar an Bäumen oder an Schuppen hängen. Selbst auf Dachböden sowie in Scheunen kommt es vor, dass sich die Hornissen dort ansiedeln müssen. Dies tun sie nicht freiwillig: sie meiden Menschen und möchten eigentlich ihre Ruhe haben. Wenn sich jedoch keine alternativen Plätze bieten, rücken sie schon mal in die Nähe von Wohnbereichen.
Richtiger Umgang mit Hornissen und ihren Nestern
Hat man ein Hornissennest auf seinem Grundstück, sollte man die Insekten dort möglichst in Ruhe lassen. Dasselbe kann man auch von ihnen erwarten. Diese Symbiose funktioniert jedoch nur, wenn man bestimmte Kriterien im Umgang mit den Insekten und ihren Bauten beachtet:
- Möglichst vier Meter Abstand halten
- Niemals ein Nest schütteln oder daran klopfen
- Keinen Rauch oder gar Wasser auf oder in das Hornissennest kommen lassen
- Flugbahn zum Nest hin freihalten
- Hektische Bewegungen vermeiden
Gelegentlich verirrt sich eine Hornisse ins Haus. Besonders bei Dunkelheit besteht diese Gefahr, da die Insekten auch nachts jagen. Keinesfalls sollte man in derartigen Fällen in Panik geraten: für gewöhnlich fliegen die Tiere von alleine wieder hinaus. Dies geht umso besser, wenn bei geöffnetem Fenster das Innenlicht aus- und ein Außenlicht eingeschaltet wird. Alternativ kann man auch die Hornisse mit einem umgestülpten Glas und einem Stück Papier fangen. Auch hierbei gilt: keine Angst.
Lubera-Tipp: Bei häufig wiederholten Besuchen von Hornissen kann die Installation eines Insektenschutzgitters am Fenster sinnvoll sein.
Darf man ein Hornissennest entfernen?
Nun kann es leider passieren, dass die Falterwespen ihr Bauten an einer Stelle errichten, an der es dem Haus- beziehungsweise Gartenbesitzer nicht so genehm ist. Schnell kommt er auf den Gedanken, das Hornissennest entfernen zu wollen. Diese Idee sollte er schnellstmöglich wieder verwerfen: gemäß der Bundesartenschutzverordnung Anlage 1 in Verbindung mit § 20f des Bundesnaturschutzgesetzes gehören Hornissen zu den besonders geschützten Arten. Dies bedeutet, dass man sie weder töten, vertreiben noch ihre Nester beschädigen oder gar entsorgen darf. Abgesehen davon ist ein solches Procedere ein heikles Unterfangen: da die Insekten alles dafür tun, ihr Nest und ihre Brut zu verteidigen, würde man nicht ohne Stiche davonkommen, wenn man sich auf solch zerstörerische Weise der Behausung nähert.
Abgesehen davon sollte man sich jedoch überlegen, ob es tatsächlich notwendig ist, das Hornissennest zu entfernen oder ob man es eine Saison lang in der Nähe der Insekten aushält. Das Leben einer Hornisse ist nur kurz; im Herbst versterben sie ohnehin und werden ihre Behausung nie wieder benutzen. Demzufolge ist das Zusammenleben von Mensch und Hornisse nur von sehr kurzer Dauer, und wenn man sich an die Regeln im Umgang mit ihnen hält, wird man diese Zeit auch schadlos überstehen.
Oder ist das verboten?
Es ist strengstens verboten, ein Hornissennest zu entfernen. Es darf nicht einmal mit Wasser, Bauschaum oder sonstigen Substanzen beschädigt, geschweige dann zerstört werden.
Strafen für eigenmächtiges Entfernen
Wer sich dennoch daran macht, ein Hornissennest zu entfernen, muss mit empfindlichen Strafen rechnen: bis zu 50.000, – € kann ein solcher Eingriff in die Natur kosten. Selbst, wenn man keine Empathie für die Faltenwespen besitzt, so wirken solche horrenden Strafen im Allgemeinen abschreckend.
Entfernung – in Ausnahmefällen erlaubt
Es gibt jedoch Ausnahmen, in denen eine Entfernung behördlicherseits gestattet werden kann. Hat jemand große Angst vor Hornissen beziehungsweise deren Stichen, so ist dies kein Grund für eine solche Genehmigung. Ist man jedoch nachweislich Allergiker und hat schwere gesundheitliche Schäden zu befürchten, wenn der Kontakt mit den Insekten zu eng wird, so kann dies als Grund für eine Entfernung angesehen werden. Einen Anspruch darauf hat man jedoch nicht. Und selbst, wenn die Genehmigung erteilt werden sollte, bedeutet dies jedoch nicht, dass man darauf losmarschieren kann und das Nest irgendwie entfernen darf. Auch hierfür gibt es bestimmte Regularien, an die man sich zu halten hat.
Genehmigung einholen
Die Genehmigung wird vom zuständigen Landratsamt beziehungsweise der Stadt- oder Kommunalverwaltung ausgestellt. Sie kann formlos geschrieben werden; alternativ gibt es im Internet spezielle Vordrucke. Bei der Beantragung einer derartigen Erlaubnis müssen zwingend folgende Punkte erwähnt werden:
- Um welche Art von Insekten handelt es sich?
- An welcher Stelle befindet sich das Nest konkret? (gerne mit Fotos der genauen Lage)
- Grund für den Wunsch nach Entfernung
- Kontaktdaten der Fachfirma, welche die Entsorgung vornehmen soll
- Kopie des Allergiepasses
- Gegebenenfalls weitere ärztliche Nachweise
Sind diese Daten nur unvollständig oder nicht überzeugend, wird die Erlaubnis verweigert. Ansonsten bekommt der Grundstücksbesitzer die gewünschte Genehmigung.
Fachfirma beauftragen
Ist die Erlaubnis erteilt worden, wird die zuvor angegebene Fachfirma mit der Entfernung beauftragt. Dabei kann es sich um professionelle Schädlingsbekämpfer oder Imker handeln, die das nötige Equipment sowie Knowhow mitbringen. Auch die Feuerwehren können Insektennester entfernen, jedoch ist es für gewöhnlich so, dass sie sehr viel anderes zu tun haben.
Bei der professionellen Entfernung wird das Nest nicht zerstört und auch die Hornissen bleiben natürlich am Leben. Meistens werden Insektennester mithilfe eines speziellen Geräts komplett eingesaugt und an einer geeigneten, ruhigen Stelle wieder ausgesetzt.
Die Kosten belaufen sich – je nach Anbieter und Region – auf 150,- – 200,- €.
Wie ein Hornissennest professionell entfernt und verlegt wird, sehen Sie in diesem Video:
Selbst das Hornissennest entfernen?
Unter gar keinen Umständen sollte man sich daran machen, das Hornissennest selbst zu entfernen. Zum einen ist es – wie bereits erwähnt – für einen unerfahrenen Menschen sehr gefährlich, sich einem solchen Bau zu nähern. Noch bevor er auch nur annähernd das Nest entfernt hat, wird er mit Sicherheit attackiert worden sein. Zum anderen besteht die Gefahr, dass die Insekten verletzt oder getötet werden oder dass ihr Nest so zerstört wird, dass es nicht mehr umgesiedelt werden kann. Profis wissen nicht nur genau, was sie tun, sondern haben auch entsprechende Schutzkleidung. Solch ein Equipment hat ein Normalsterblicher nicht, so dass das Verletzungsrisiko enorm hoch ist.
Leeres Hornissennest entfernen
Nun kann es natürlich sein, dass am Ende des Sommers sich das eine oder andere verwaiste Hornissennest auf dem Grundstück befindet. Dieses darf ohne weiters entfernt werden, da die Insekten es niemals wieder beziehen werden. Eine Genehmigung ist hierfür nicht erforderlich; auch sind keine speziellen Schutzmaßnahmen notwendig.
Kann ich den Bau eines Hornissennests verhindern?
Grundsätzlich sollten jegliche Verhinderungsversuche nur dann stattfinden, wenn das Nest an einer Stelle errichtet werden soll, an der es sehr unpassend ist. Diese Maßnahme ist auch nur im Frühjahr möglich, wenn die Königin gerade mit dem Nestbau beginnt. Ist der Bau bereits im Gange, greift wieder das Naturschutzgesetz.
Hornissen haben die Tendenz dazu, ihr neues Nest in der Nähe des vorherigen zu bauen. War dieses an einem unerwünschten Platz – beispielsweise im Rollladenkasten -, so muss dieser in den Wintermonaten derart hergerichtet werden, dass er nicht mehr verlockend erscheint. Dies bedeutet, dass sämtliche möglichen Einfluglöcher verschlossen werden müssen. Wenn die Königinnen im folgenden Frühjahr ankommen und keine optimalen Bedingungen mehr vorfinden, werden sie sich ein neues Plätzchen suchen. Dabei kann man ihnen im Übrigen helfen: im Fachhandel gibt es fantastische Hornissennistkästen, die an geeigneter Stelle aufgehängt werden können. Dieses Procedere funktioniert sogar gelegentlich in jenen Fällen, in denen sich die Königin eigentlich bereits ein anderes Plätzchen ausgesucht hat.
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