Sie wollen selber im Garten Himbeeren vermehren? Aus einer Pflanze 10 machen oder eine schöne Himbeersorte aus Nachbar`s Garten auch bei Ihnen selber ansiedeln? - Die Himbeer-Vermehrung im Hausgarten macht Spass und befriedigt einen ursprünglichen Gärtner-Instinkt. Wir zeigen hier, wie es geht und auch, wo die Grenzen sind. Grundlage für die Himbeer-Vermehrung sind gesunde Himbeerpflanzen. Im Lubera Gartenshop können Sie robuste und gesunde Himbeerpflanzen kaufen.
Inhaltsverzeichnis
- Himbeeren vermehren – die wichtigsten Tipps
- Voraussetzung: Gesunde und junge Mutterpflanzen
- Himbeeren vermehren - was sicher nicht funktioniert
- Der richtige Zeitpunkt für die Himbeer-Vermehrung
- Die einfachste Methoden der Himbeer-Vermehrung: Umpflanzung ganzer Pflanzen
- Und wie reagiert die Mutterpflanze?
- Die effizienteste Methode der Himbeervermehrung: Wurzelschnittlinge
- Und wann ist es besser, neue Pflanzen zu kaufen?
Himbeeren vermehren – die wichtigsten Tipps
- Vermehren Sie nur von gesunden und ertragreichen Mutterpflanzen. Idealerweise ist die Ausgangspflanzung nicht zu alt und ist selber mit gesundem Ausgangsmaterial gestartet worden.
- Beim Himbeeren Vermehren kommt es auf die Wurzel an und nicht auf den Trieb, entweder werden Ruten mit Wurzeln verpflanzt und gleich auf 5cm zurückgeschnitten, oder man verpflanzt nur Wurzelstücke von ca. 10-15cm Länge.
- Es sollte nicht mehr als eine Pflanzengeneration selber vermehrt werden, um der Akkumulation von Virus- und Phytoplasmakrankheiten vorzubeugen, die durch Läuse und andere Insekten übertagen werden. Idealerweise pflanzt man alle 10 Jahre neue Himbeeren aus der professionellen, auf Erhaltung der besten Sorteneigenschaften und auf gesunde Pflanzen ausgerichteten Lubera-Vermehrung in den eigenen Garten - und dann kann das lustvolle selber Vermehren wieder beginnen...
Wie kommt man überhaupt auf die Idee, Himbeeren vermehren zu wollen? Aber welcher Gärtner hat nicht schon selber mit offensichtlicher Befriedigung eine Pflanze selber vermehrt? Dieses Vermehren, das “aus einer Pflanze mehrere Pflanzen machen”, ist ein ganz natürlicher Gärtnerreflex. Und wenn man einige Grundregeln berücksichtigt, ist es auch problemlos möglich, Himbeerpflanzen zu vermehren.
Voraussetzung: Gesunde und junge Mutterpflanzen
Man muss sich allerdings bewusst sein, dass man mit der vegetativen Vermehrung keine grundsätzlichen Probleme einer Pflanze löst, sie wird dabei z.B. nicht gesünder, sie wird auch nicht plötzlich viel grössere Früchte tragen. Gerade bei der Himbeere ist es leider so, dass sie häufig im fortgeschrittenen Pflanzungsalter (ab 7-10 Jahren) an Degenerationserscheinungen leidet, die mal leichter, mal auch etwas schwerer ausfallen können: Der Ertrag wird weniger, die Früchte bleiben kleiner, es gibt mehr missgebildete Früchte, die Früchte fallen beim Pflücken leichter auseinander. Diese spezielle Erscheinung nennt man Crumbling: Die Sammelfrucht hält nicht mehr so gut zusammen und löst sich gerne in die Einzelfrüchte auf. Weiter kann es Viruserkrankungen geben, die durch Insekten übertragen werden: Die Ruten werden zwar viel zahlreicher, aber auch dünner und kürzer und tragen kaum mehr Früchte.
Ich möchte hier die Horrorshow der Himbeer-Degenerationserscheinungen nicht noch mehr ausweiten (weil diese ja auch lange nicht in jedem Falle auftauchen), aber mit dieser kurzen Vorschau auf mögliche Himbeerprobleme möchte ich eines ganz klar machen: Vermehrt werden sollen nur ganz gesunde Pflanzen, meist aus eher jüngeren Pflanzungen. Alles andere macht keinen Sinn, denn mit der Vermehrungsarbeit will man ja nicht auch noch die Gartenprobleme vermehren ;-)
Himbeeren vermehren - was sicher nicht funktioniert
Um es gleich vorwegzunehmen: Im Gegensatz zu vielen anderen Beerensträuchern funktioniert bei den Himbeeren die Vermehrung über Grünstecklinge und über Steckhölzer im Winter gar nicht! Damit unterscheidet sich die Himbeeren auch grundsätzlich von den Brombeeren, wo diese Vermehrungsarten problemlos funktionieren. Die Schwarzen Himbeeren, die ursprünglich an der Ostküste der USA heimisch sind, stellen dabei eine Ausnahme dar und können über Stecklinge vermehrt werden. Bei den schwarzen Himbeeren geht es auch noch einfacher, indem die Triebspitzen der überlangen Ruten am Boden leicht mit Erde angehäufelt werden. Schon nach 4 Wochen ist eine neue Pflanze bewurzelt und im Winter kann sie von der Mutterpflanze abgetrennt, ausgegraben und umgepflanzt werden.
Der richtige Zeitpunkt für die Himbeer-Vermehrung
Bei der erfolgreichen Vermehrung von Himbeeren spielen die Wurzeln eine entscheidende Rolle, da sie ja für die Bildung neuer Trieb- und Pflanzenkörper sorgen. Daraus folgt, dass die Himbeer-Vermehrung nur im Winter, in der Vegetationsruhe erfolgen soll, wenn sowohl die überirdischen Organe als auch die Wurzeln mehrheitlich im Ruhezustand sind. Man stelle sich nur kurz den jahreszeitlichen Zyklus der Himbeerwurzeln vor: Im Frühling beginnen sich hier Wurzelknospen zu Trieben zu entwickeln, wachsen dem Licht entgegen und werden dann zu Himbeerruten. In der Vegetationsperiode - vor allem aber im Sommer und Herbst - werden jedes Jahr weitere solche Wurzelknospen angelegt, die sich ihrerseits aus sehr kleinen, versteckten schlafenden Augen entwickeln. Wie Sie Himbeeren überwintern können, lesen Sie in diesem Gartenbuch-Artikel.
Würde man nun die Wurzeln im späten Frühling umpflanzen, wären die neuen Austriebe schon zu weit entwickelt und die umgepflanzten Wurzeln könnten sie nicht erhalten. Wenn man Wurzeln umgekehrt im Sommer oder Frühherbst umpflanzt, sind die neuen Knospen noch zu wenig entwickelt oder aber sie hätten nach dem Austrieb zu wenig Zeit, um winterharte Ruten zu produzieren. Letztlich bleibt also nur die Vegetationspause, November bis Februar übrig für das Umpflanzen der Wurzeln und die Vermehrungsarbeit. In dieser Periode sind jederzeit Vermehrungsmassnahmen möglich, wir machen aber die besten Erfahrungen mit Umpflanzterminen im früheren Frühling (Jan/Februar). Vermehrung im Herbst sollte man nur in sehr leichten, eher sandigen Böden praktizieren, da sonst die angeschnittenen und umgepflanzten Wurzeln gerne zu faulen beginnen
Die einfachste Methoden der Himbeer-Vermehrung: Umpflanzung ganzer Pflanzen
Am einfachsten und ohne spezielle Methoden und Vorkenntnisse möglich ist das Umpflanzen ganzer Pflanzen, wenn man Himbeeren vermehren möchte. Sie wählen eine eng beieinanderstehende Rutengruppe aus und stechen den ganzen Klumpen aus dem Boden. Danach schütteln Sie das Rutenbündel aus und reissen die einzelnen Triebe auseinander. Jede Rute mit mindestens einem Wurzelteil kann sofort wieder am gewünschten Standort eingepflanzt werden. Achtung: Pflanzen Sie nicht tiefer als 10-15 cm und schneiden Sie die Himbeeren sofort nach dem Umpflanzen die oberirdischen Ruten auf 5 cm zurück. Denn wichtig für die Zukunft der frisch vermehrten Pflanze ist nicht etwa der oberirdische Trieb, sondern einzig und alleine die Wurzel!
Und wie reagiert die Mutterpflanze?
Mit dem Ausgraben ganzer Pflanzenteile oder auch nur der Wurzeln (siehe den nächsten Abschnitt) wird natürlich der bestehenden Himbeerpflanzung etwas weggenommen. Wenn man diese Entnahmen aber schön regelmässig auf die bestehende Reihe verteilt, ist sie schon im gleichen Jahr im Herbst kaum mehr festzustellen. Im Gegenteil: Manchmal gewinnt man den Eindruck, dass der geschaffene neue Raum für Wurzeln und Ruten den alten Pflanzen geradezu gut tut und als Jungbrunnen wirkt.
Die effizienteste Methode der Himbeervermehrung: Wurzelschnittlinge
Aber wenn die Wurzeln sowieso die entscheidenden Pflanzenteile sind, aus denen heraus sich die Himbeerruten immer wieder neu entwickeln, könnte man dann nicht einfach nur die Wurzeln umpflanzen? - Natürlich kann man... Zu diesem Zweck werden in der Vegetationspause möglichst viele Wurzeln ausgegraben, diese werden ausgeschüttelt und in 5 – 10 cm lange Stücke geschnitten. Dabei sollten die benutzten Wurzeln mindestens 3 - 4mm dick sein. Diese Wurzelschnittlinge werden dann in einen Graben von ca. 5 cm Tiefe eingelegt, im Abstand von ca. 20 cm. Man kann dann diese kleine Furche mit guter Gartenerde zuschütten; bei schwerem Boden lohnt es sich aber, dafür eine gute Pflanzerde einzusetzen und nur ganz oben mit 1cm krümliger Muttererde als Austrocknungsschutz abzuschliessen. Im Frühling beginnen sich dann die Adventivsprosse aus den Wurzeln zu entwickeln und eine neue Himbeerpflanzung entsteht.
Und wann ist es besser, neue Pflanzen zu kaufen?
Natürlich bin ich bei diesem Thema als Baumschuler nicht ganz unparteiisch. Wir leben ja vor allem vom Pflanzenverkauf ;-) Aber wir kennen auch die Freuden der Pflanzenvermehrung, die letztlich mit den attraktivsten Kern unseres Berufs ausmacht. Entsprechend verstehen wir das Vergnügen unserer Kunden, die selber Himbeeren vermehren möchten, sehr gut. Wir empfehlen aber, möglichst alle 10 Jahre auf neue frische Himbeeren aus einer professionellen Vermehrung zurückzugreifen, um dank einer gesunden Himbeerpflanzung auch möglichst viele und voll entwickelte Früchte ernten zu können. Vermehren ist gut und recht (und macht auch viel Spass), aber die Ernte ist dann doch noch ein bisschen wichtiger.
Wir bei Lubera vermehren nur ausgesuchte Mutterpflanzen, diese werden auch vorgängig zur Vermehrung auf die wichtigsten Viruskrankheiten getestet. Später werden diese Elite-Pflanzen über einige Genrationen nur auf künstlichen Nährmedien, in der sogenannten invitro-Kultur, vermehrt, bis sie dann, nach zwei Jahren und einige 1000 oder 10 000 Pflanzen weiter wieder auf Erde überführt werden. Diesen Prozess der Selektion der Bestträgerpflanzen und der gesündesten Pflanzen wiederholen wir alle 2-3 Jahre, um die Qualität unseres Jungpflanzenmaterials aufrechtzuerhalten.
Befall von Himbeeren mit der Kirschessigfliege
in diesem Text wird ausschliesslich dargestellt, wie Himbeeren vermehrt werden. Es geht gar nicht um Schädlinge, Krankheiten, Fruchtqualitäten oder andere Eigenschaften von Himbeeren. Vergessen wurden daher die Kirschessigfliegen nicht. Sie sind einfach nicht Thema des Beitrages.
Zu den Kirschessigfliegen-Netzen sind Sie leider nicht mehr auf dem neuesten Stand, wir haben uns ja Ende letzen Jahres bereits darüber unterhalten. Wir sind im Laufe des Winters nicht untätig gewesen und haben uns bereits einen Lieferanten mit ausreichend engen Netzen gesucht. Diese neuen Netze bieten wir rechtzeitig vor der Fruchtreife von Sommerhimbeeren an.
Bleiben Sie kritisch, gärtnern Sie weiter.
Mit freundlichen Grüssen
Philipp Schneider, Lubera-Team.