Ich bin ja nicht immer einig mit Markus - öfters mal nicht um ehrlich zu sein. Aber was die Gärtner-Ausreden, Obstbäume NICHT zu schneiden betrifft, bin ich es doch! Na ja, fast. Jedenfalls im Sinne von JA, wir Gärtner, tun es nicht so oft und gerne, wie wir es tun sollten. Woran liegt es, dass wir selten Bäume schneiden? Bei mir eindeutig daran, dass ich eine Frau bin und zu viele Bücher lese.
Warum das Erste? Die jahrelange Beobachtung der Spezies "männlicher Gärtner" machte deutlich: Sie fahren gerne schwere Geschütze auf, lieben ihre Werkzeuge und Geräte, sie denken praktisch-robust und lieben radikale Lösungen, die lange vorhalten. Und die weibliche Gattung der Gärtner? Nun, wir überlegen (zu?) lange, wollen niemandem wehtun, auch den Bäumen und Blümchen nicht, und denken, die Natur wird's schon richten. Und ja, bevor ihr - liebe Mitgärtner - nun aufschreit und mir kommt von wegen Emanzipation, Feminismus und Frauenrechte: Ich gehöre NICHT zu den Gärtnerinnen, die denken, Männlein und Weiblein im Garten sind gleich. Und das ist auch gut so, im wahren Leben wie im verzauberten Garten! Unsere geliebte Natur hat es nämlich so vorgesehen, dass wir verschieden sind. Oh, was wäre es langweilig, wenn es nicht so wäre, von der Reproduktion (rein gartentechnisch natürlich) mal ganz abgesehen.
Fakt ist: Frauen sind eher weniger mit schwerer Profi-Motorsäge, Gesichtsschutz, Baumfällerkampfanzug, ausfahrbarer Astschere oder dem großen, lauten Rasenaufsitzmäher (auf dem winzigen Rasen) unterwegs.
Mein männlicher Mitgärtner, der axtschwingende, baumfällende, sägende, ich-fahre-lieber-den-ganzen-Tag-gemütlich-auf dem-Rasenmäher-Gatte, der muss regelmäßig ausgebremst werden, wenn es ums Obstbaum- oder Heckeschneiden geht. Wenn ich ihn - ohne ehefrauliche Anweisungen gebend - mit den Bäumen allein ließe, wären sie nachher nur noch als Brennholz zu verwenden, da er ein Befürworter vom Bäume schneiden ist.
Also mache ich es lieber alleine, oder eher, gar nicht. Erstens müssen meine Redloves nicht beschnitten werden, irgendwie wachsen sie von Anfang an, seit vielen Jahren von alleine brav und anständig in die richtigen Richtungen und tragen trotzdem jedes Jahr viel, und zweitens habe ich Peter Wohlleben's Buch "Das geheime Leben der Bäume" gelesen. Au weia, nun kann ich erst recht nicht mehr, meine Bäume schneiden - die ja eine Seele und Persönlichkeit haben, wie ich nun weiß. So viel zum Thema Frau und Natur und beseelte Bäumchen, die geknuddelt und geherzt werden müssen, denn dann werden sie einem schon den Gefallen tun, und der Gärtnerin ihre Früchte freiwillig schenken. Funktioniert bei den Redloves! Züchtungs-Zauberei? Gartengeister? Baumfeen? Von allem ein bisschen vielleicht.
Aber vielleicht ist es ja doch gut, dass der Gatte so ein Arsenal an Waffen, pardon, Garten-Schwergeräten hat. Ich werden ihn mal mit den alten, historischen Apfelbäumen, die wir auch haben, allein lassen - ohne dazwischen zu funken. Die wachsen nämlich wild und gar nicht kooperativ und tragen schon lange nicht mehr. Mal schauen, wie er mit denen "kommuniziert". Aber an meine Redloves lasse ich ihn garantiert nicht ran - die sind tabu für des Mannes "Tabula rasa Technik". Die roten Schönheiten brauchen die weibliche, verständnisvolle, zarte Hand, basta. Notfalls schütze ich sie mit einem Elektrozaun.
PS: Ich muss zugeben, tief in mir gibt es auch so etwas wie Logik und Vernunft. Ein wenig nur, aber immerhin. Insofern, liebe Mit-Gärtner, hört lieber auf Markus Schnippel- und Schneide-Appelle als auf mich! Er hat ja Recht. Aber lest auch das Buch "Das geheime Leben der Bäume". Meine Redlove-Bäume haben Charakter, Persönlichkeit und Seele, jeder eine andere, davon bin ich trotz aller Logik absolut überzeugt!
Sehr humorvoll....
Nicht mehr schneiden zu müssen, nur noch knuddeln und empathisch beim Wachsen zuschauen 🙂
Beste Grüße aus dem stürmisch kaltem Berlin
Christiane Rieger-Grunz
Markus Kobelt