Das mit der “Säulennektarine” ist so eine Sache, die mir immer ein bisschen die Schamesröte ins Gesicht treibt. Im Lubera®-Shop können Sie robuste und resiliente Nektarinenbäume kaufen und kultivieren.
Warum?
Weil es beim Steinobst – vielleicht mit Ausnahme der Säulensauerkirsche Fruttini Jachim – eigentlich gar keine Säulenobstbäume gibt. Jedenfalls nicht in dem Sinne wie bei den Säulenäpfeln.
Die Säulensteinobstsorten, auch die Fruttini, haben keine so stark verkürzten Internodien wie die Malini, und sie machen auch jede Menge Seitentriebe (was beim Säulenapfel aufgrund der extremen Apikaldominanz – Spitzenförderung weitgehend unterdrückt ist). Eine Rechtfertigung des Namens liegt nur darin, dass die Säulen-Steinobstbäume insgesamt eine eher hoch-schmale als breite Krone ausbilden, dass sie sich ungeschnitten pappelartig entwickeln, und dass sie mit dem richtigen Schnitt relativ schlank und säulenähnlich gehalten werden können.
Jetzt also konkret zur “Säulennektarine” Fruttini Alicecol, die eine wunderhübsche schmale-hohe Krone ausbildet und auch leckere Früchte trägt. Wie muss man sie konkret schneiden, damit sie möglichst schmal bleibt – und doch nicht verkahlt (genau das nämlich wird passieren, wenn man sie nicht schneidet, und wenn sie den pappelartigen Wuchs entwickeln würde).
Wie fast immer fassen wir die Schnittanleitung in einige wenige, leicht nachvollziehbare Punkte:
- Geschnitten wird jetzt, im März, knapp bevor die Knospen zu wachsen beginnen. Es ist auch kein Problem, wenn die Knospen schon drücken ?
- Abgetragene 2jährige und höchstens 3jährige Ästchen schneiden wir auf einen Zapfen von 2-5 cm zurück. Daraus sollten im nächsten Jahr neue 1jährige Ästchen entstehen, die dann im Folgejahr wieder Früchte tragen. So kann die Krone jung, frisch, schmal und fruchtbar bleiben. Und wie bitte erkennt man die 2 und 3jährigen Triebe? Nun, sie sind dicker, verholzter als die frischen Triebe, meist sind sie gegen den Stamm zu auch schon etwas verkahlt, haben da also nur noch sehr wenige Knospen.
- Die frischen, im letzten Jahr gewachsenen Äste werden um mindestens einen Drittel zurückgeschnitten. Das bezweckt zweierlei: Erstens wird dadurch der Fruchtbehang reduziert, der ohne diesen Eingriff gigantisch wäre, weil bei Pfirsichen mindestens die Hälfte bis zwei Drittel der Knospen fruchtbar sind. Und zweitens regt der Rückschnitt, vor allem wenn man etwas mehr wegschneidet als nur einen Drittel, das frische Wachstum an, somit kann ein solcher Trieb auch noch ein weiteres Jahr Früchte tragen (1. Jahr Wachstum; 2. Jahr Früchte, neues Wachstum als Reaktion auf den Rückschnitt; 3. Jahr Früchte vor allem am neuen Triebteil; 4. Jahr Rückschnitt auf einen Zapfen – siehe oben Punkt 2)
- Alle 2-3 Jahre wird die Spitze auf einen kurzen Seitenast in der gewünschten Höhe (z.B. 2.5 m) zurückgeschnitten.
Das wär?s dann schon ? Übrigens: In ein bis zwei Wochen sollte auf Gartenvideo.com und auf Youtube.com/gartenvideos ein Video zum Thema livegeschaltet sein. Aber ich rate Ihnen dringend, es doch mal selber und ohne Video zu probieren. Am Video können Sie dann überprüfen, ob sie es “richtig” gemacht haben ? Und noch viel wichtiger: In einem Jahr können Sie dann beurteilen, ob meine Tipps zielführend waren;-)
Vielleicht sollte ich das nicht sagen, aber ich kann der Wahrheit ja nur schwer wiederstehen: Schneiden lernt man am Ende nicht mit Videos und Anleitungen, sondern über Versuch und Irrtum.
Just do it!
Alicecol im Video, in unserem Mundraubgarten auf Schloss Ippenburg: Die Säulennektarine Alicecol