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Die Weinraute war früher als Heilpflanze hoch geschätzt. Heute gilt sie als mediterraner Bestandteil vieler Zier- oder Steingärten. Ihre Heilwirkung wird aufgrund der enthaltenen Giftstoffe nicht mehr in Form von Hausmitteln angewandt.
Die Pflege des Gewächses erweist sich als unkompliziert und ist auch in Töpfen möglich. Der Standort zählt zu den wichtigsten Parametern für die Gesundheit der Pflanze. Dieser hat den Anspruch zu erfüllen, ihrer ursprünglichen Heimat ähnlich zu sein. Mit geringem Aufwand ist es möglich, die Weinraute in unserem Gebiet im Freien zu überwintern.
Weinraute (Ruta graveolens): Pflegetipps für Schnellleser
- Blütezeit: Ende Juni bis August
- Standort: vollsonnig
- Boden: trocken, durchlässig, mager
- Pflanzzeit: nach den Eisheiligen
- Pflanzen: 30 bis 50 cm Abstand
- Kübelhaltung: möglich
- Vermehrung: Stecklinge oder Samen
- Aussaatzeit: März bis April in Vorkultur, ab Mai ins Freiland
- Gießen: nicht erforderlich
- Düngen: nicht erforderlich
- Schneiden: mäßiger Schnitt im Frühjahr
- Überwinterung: Erde anhäufeln oder Abdecken
- Giftig: enthält Giftstoffe
- Heilwirkung: hilft bei Hitzewallungen und Augenbeschwerden
- Krankheiten: selten Pilzerkrankungen oder Wurzelfäule
- Schädlinge: uninteressant
Allgemeine Infos über die Weinraute
Das mediterrane Kraut verfeinert Eier-, Pilz- und Fischgerichte. Zur Würze von Lamm, Wild, Eiern, Pilzen oder Fisch reicht es in den meisten Fällen einen kleinen Zweig in der fertigen Speise ziehen zu lassen. Denn ihr Geschmack ist derart intensiv, dass ein Mitessen in manchen Fällen unmöglich wirkt. Erhitzt sollte das Kraut übrigens nicht werden, da Bitterstoffe dabei frei werden, die es ungenießbar machen. Brüht man es mit Kaffee auf, erhält dieser einen amarettoähnlichen Geschmack. Aus diesem Grund wird es auch mancherorts Amarettokraut genannt. Als Tee kann die Weinraute Frauen durch ihre Wechseljahresbeschwerden helfen, indem sie Hitzewallungen entgegenwirkt. Dabei sollten allerdings nur wenige Blätter verwendet werden, da die Weinraute Giftstoffe enthält, die leicht überdosiert werden. Während einer Schwangerschaft verzichtet die betroffene Frau gänzlich auf Weinrautentee, da dieser die Frucht schädigen und sogar zu einer Fehlgeburt führen kann.
Die Pflanze wächst bis zu einer Höhe von 40 bis 80 Zentimetern. Früher war sie für ihre Würz- und Heilwirkung weitgehend bekannt, während sie heute großteils als Zierpflanze gebraucht wird. Ursprünglich kommt die Weinraute aus dem Mittelmeerraum, was einiges ihrer Besonderheiten und Wünsche bei den Themen Boden und Standort erklärt.
Geschichte der Weinraute
Im Mittelalter wurde die Heilpflanze gegen die Pest angewandt. Es sind Überlieferungen vorhanden, die davon erzählen, dass jene Menschen, die die Weinraute mit sich trugen, beziehungsweise ihren Saft bei sich hatten von den Ratten gemieden wurden, die die Pest übertrugen. Allerdings waren diesen Säften häufig auch Pflanzen wie Salbei, Thymian, Lavendel, Rosmarin oder Knoblauch beigefügt. Man kann demnach nicht sicher sagen, ob nur die Wirkung der Weinraute an diesem Effekt beteiligt war.
Schon lange ist die Weinraute für ihre Heilwirkung bekannt und geschätzt. Sie wurde gegen Augenleiden, als Mittel zur Abtreibung und Mäßigung der Lust bei Mönchen, Appetitanreger und als beruhigendes Mittel für die Nerven eingesetzt. Augenbäder oder Kompressen helfen überanstrengten Augen bei Sehschwäche und Augenbrennen. Die Behandlungsmethoden werden dabei mit Tee oder alkoholischen Auszügen durchgeführt. Heutzutage geht man prinzipiell vorsichtiger mit Heilpflanzen um, da deutlich mehr Wissen über deren Inhaltsstoffe verfügbar ist. Bekanntlich macht die Dosis das Gift. Dies gilt auch bei Stoffen, die in geringen Mengen heilsam sind. Viele davon sind bei höherer Dosierung giftig. Bei der Weinraute geht dies so weit, dass empfindliche Menschen bei der Pflege der Pflanze Handschuhe tragen sollten. Denn sie reizt die Haut und kann in schlimmen Fällen zu Entzündungen mit Blasenbildung führen. Gefährlich ist diesbezüglich besonders der Umgang mit der Pflanze bei gleichzeitiger Sonneneinstrahlung. Man sagt außerdem, dass der Verzehr der Weinraute die Lichtempfindlichkeit erhöht.

Verwendung fanden alle oberirdischen Teile der Pflanze, zu denen Kraut und Blüten zählen. Allerdings ist die Weinraute für die beschriebenen Zwecke kaum noch in Verwendung, da die Dosierung schwierig und vieles an Wissen verloren gegangen ist. In der Parfümerie wird das ätherische Öl der Pflanze geschätzt.
Standort
Das mediterrane Gewächs bevorzugt vollsonnige Standorte. Sie hält etwas Schatten aus. Allerdings bedenken Sie, dass eine im Mittelmeer heimische Pflanze in unseren Breitengraden nie genug Sonne und Wärme bekommen kann. Möchten Sie sich also aufwendige Pflegemaßnahmen sparen, die bei dieser Pflanze ohnehin nicht sein müssten, suchen Sie den sonnigsten Platz auf Ihrem Grundstück als Standort für das Gewächs aus.
Boden
Der Boden, den die Wein- oder Gartenraute fordert ist gut wasserdurchlässig, mager und trocken. Er darf nicht zu lehmig sein und kann bei Bedarf mit etwas Sand gelockert werden. Der magere Boden eignet sich gut, da die Pflanze keiner großen Menge an Nährstoffen bedarf. Allerdings ist ein zu saurer Boden keine gute Lebensbedingung für die Weinraute. Aus diesem Grund passen Sie mit Düngegaben organischer Düngemittel oder Komposterde auf.
Gartenbista-Tipp: Haben Sie bereits mediterrane Pflanzen in Ihrem Garten, brauchen Sie sich keine großen Gedanken zu den Bodenverhältnissen machen. Setzen Sie die Weinraute neben ihre Herkunftsnachbarn. Basilikum ist die einzige Ausnahme, da sich die beiden Pflanzen negativ beeinflussen.
Die Weinraute verträgt Trockenheit deutlich besser als einen Überschuss an Nässe. Sie ist fähig, auf felsigen Böden zu wachsen. Normaler Gartenboden stellt im Normalfall kein Problem für die Raute dar. Achten Sie darauf, dass der Boden nicht zu fett ist. Kalk ist der einzige Nährstoff, der sich in großen Mengen als sinnvoll erweist. Trotzdem eignen sich frische Böden, die auch ohne Regen einige Zeit stabil bleiben und nicht sofort austrocknen.
Pflanzen

Die mehrjährige Weinraute pflanzen Sie im Frühjahr. Vermehrte, junge Pflanzen lassen sich am besten nach den Eisheiligen im Freiland einsetzen. Als Nachbarn eignen sich Rosen oder Lavendelsträucher. Am Standort darf keine Staunässe entstehen und wird nicht viel gegossen. Deshalb bieten sich Steingärten als Ort für die Weinraute an.
Vor dem Pflanzen wässern Sie den Wurzelballen. Am besten ist es, wenn dieser vorher in Wasser gestellt wird und sich vollsaugt. Anschließend graben Sie ein Pflanzloch, das etwas größer und tiefer als der Wurzelballen ist. Der Boden des Loches sollte zusätzlich gelockert werden. Die Weinraute pflanzen Sie tief in den Boden. Die Wurzeln sollen gänzlich in der Erde verschwinden und zusätzlich geben Sie etwas Erde über den Ballen. 30 bis 50 Zentimeter lassen Sie zwischen den einzelnen Pflanzen frei, wenn mehrere Stöcke nebeneinander gesetzt werden. Auf einem Quadratmeter gehen sich vier bis elf Pflanzen aus. Nach dem Setzen wird das Pflanzloch wieder bis oben hin mit Erde gefüllt.
Wichtig: Gießen Sie die sonst trockenheitliebende Pflanze beim Pflanzen gut an!
Pflegen
Die Pflege der Weinraute ist äußerst einfach. Sie benötigt weder große Wassergaben, noch eine spezielle Düngung. Einzig im Frühjahr besteht die Möglichkeit etwas Kompost in den Boden um den Wurzelbereich einzuarbeiten. Dies gilt allerdings nur für den Fall eines guten Standortes. Dieser muss möglichst nah an die Gegebenheiten im Mittelmeerraum herankommen. Entsprechend eignet sich weder feuchter, noch lehmiger Boden. Wer lehmige Erde in seinem Garten hat, kann eventuell etwas Sand dazumischen.
Wichtig: In der direkten Zeit nach der Pflanzung benötigt die Weinraute größere Wassergaben. Ist sie gut angewurzelt, ist Gießen lediglich in langen Trockenperioden nötig.
Schneiden
Ein alljährlicher Schnitt für optische Belange ist bei der Weinraute möglich. Achten Sie darauf, nicht zu viel zu entfernen. Wenn der Schnitt mäßig bleibt, kann er jährlich im späten Frühjahr durchgeführt werden. Allerdings reicht er alle paar Jahre vollkommen aus. Gegen einen Schnitt im Herbst spricht die Tatsache, dass das Laub den Wurzelballen schützt. Dieser Schutz würde bei einem vorwinterlichen Schnitt für die Frostperioden genommen werden. Über den Winter selektiert die Pflanze zum Teil selbst, was geschnitten werden soll. Manche Zweige frieren ab. Diese entfernen Sie im Frühling bevorzugt.
Vermehrung

Eine Möglichkeit der Vermehrung ist bei der Weinraute der Weg über Stecklinge. Dazu nehmen Sie im Herbst Stecklinge und überwintern diese im Haus, wo sie Wurzeln bilden und neu austreiben. Im Folgejahr sind die Jungpflanzen nach den Eisheiligen bereit, ins Freiland übersiedelt zu werden.
Wer die Weinraute durch Samen vermehren möchte, hat etwas mehr Aufwand zu tragen. Die Aussaat ist in Vorkultur oder direkt im Freiland möglich. Die Saat kann im Haus zwischen März und April ausgebracht werden. Ab Mai ist das Freiland offen für die Samen der Weinraute. Die Keimtemperatur liegt bei etwa 20 °C. Nach der Saat, decken Sie die Samen mit wenig Erde ab und halten das Substrat oder die Stelle im Freiland für die nächsten Wochen feucht. Allerdings haben Sie darauf zu achten, dass die Umgebung bereits in diesem Stadium keine übermäßige Feuchte enthält. Nach zwei bis vier Wochen sollte die Weinraute keimen.
Überwintern
Die Weinraute friert im Herbst bis auf einen bodennahen, verholzten Grundstock zurück. Dieser überwintert und aus ihm bilden sich im folgenden Frühjahr neue Triebe. Da die Gartenraute nur mäßig winterhart ist, sollten Sie Erde um den Grundstock anhäufeln. In sehr kalten Wintern wird zusätzlich eine Abdeckung durch ein Gartenvlies oder Jute notwendig, um eine sichere Überwinterung zu ermöglichen. Eine Zwischenstufe bildet das lose Abdecken des Grundstockes mit Reisig.
Gartenbista-Tipp: Weinraute, die in Töpfen kultiviert ist, muss unbedingt frostfrei überwintert werden. Denn der Wurzelstock friert ansonsten im Topf beim ersten Frost durch. Der Standort für den Winter entspricht der Pflanze am besten, wenn er hell und kühl ist. Aus diesem Grund ist davon abzuraten, die Weinraute in die Nähe einer Heizung zu stellen.
Krankheiten und Schädlinge
Krankheiten und Schädlinge kommen bei der Weinraute fast nicht vor. Dieses Phänomen ist für viele Wildpflanzen bekannt. Kulturzüchtungen haben in den meisten Fällen durch den genetischen Flaschenhals eine geringere Resistenz gegen Schädlinge und sind anfälliger für Krankheiten. Besonders in Monokulturen können diese die Überhand erhalten. Durch die Selektion der Pflanzen in der Züchtung, die auf bestimmte, meist äußerliche Merkmale abzielt, verringert sich die genetische Vielfalt und gleichzeitig die Widerstandskraft. Da die Weinraute zu den Wildpflanzen zählt, ist diese Problematik bei ihr nicht vorhanden, was ihre unkomplizierte Pflege, sowie Resistenz gegen Krankheiten und Schädlinge möglich macht.
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