Die Traubenkiwi (lat. Actinidia Arguta), manchmal auch arktische Kiwi, Kiwai, Kiwibeeren oder Minikiwi genannt, stellen den Hobbygärtner vor ein Problem: Sie werden am Strauch folgernd reif, und ganz schnell sind sie auch überreif. Wie also kann man die Traubenkiwi so ernten, dass man sie vernünftig verarbeiten kann? Natürlich macht es Spass, jeden Tag 10 der kleinen glattschaligen Minikiwifrüchte, die gerade am reifsten sind, zu naschen. Aber wie kann ich zum gleichen Zeitpunkt eine genügend grosse Menge reifer Kiwifrüchte zusammenbekommen, die ich dann z.B. zu Konfitüre oder Chutney verarbeiten kann?
Als ich im 2015 Peter Haslhofer, unseren Dahlienzüchter in Oberösterreich besuchte, standen wir vor einer schönen Taubenkiwipflanzung. Peter meinte dann, man komme gar nicht zur Ernte, erstens seien die Früchte lange nicht zu sehen und dann wären sie immer entweder unreif oder zu reif, so dass es eigentlich fast sicher sei, dass man die Ernte verpasse. Und wer möchte schon Fruchtpflanzen kultivieren, ohne dann ernten zu können? Ich bin sicher, dass der von Peter beschriebene Effekt schon so manchen Hobbygärtner an den Minikiwi oder Traubenkiwi verzweifeln liess.
Aber Traubenkiwi, Minikiwi, Actinidia Arguta oder Arguta Hybriden können problemlos vor der Reife geerntet, dann gelagert und nachgereift werden. Darin sind sie ihren grossen Brüdern und Schwestern, den behaarten Kiwi, ziemlich ähnlich. Allerdings können Minkiwi dann nicht für fast beliebige Monate bis zum Frühjahr gelagert werden wie die klassischen Kiwi, aber 1-2 Monate sind durchaus möglich. Diese Frühernte hat übrigens auch den Vorteil, dass man den Grossteil einer Pflanze oder Sorte zu gleichen Zeit abernten kann und nicht mehrere Pflückgänge nötig sind. Und so ganz nebenbei löst sich ein anderes Problem: Ich habe eine grosse Menge Früchte zur gleichen Zeit zur Verfügung und kann sie gemeinsam verarbeiten …
Wie genau gehe ich bei einer solchen frühen Minikiwi-Ernte vor?
- Natürlich möchte man die Minikiwi ernten, gerade bevor sie weich werden, so dass genügend Zucker gebildet und auch die Frucht voll entwickelt ist. Dazu hat man ja Erfahrungswerte, weiss ungefähr, wann die Früchte ungefähr reif sein müssten. Um diese Zeit kommt man nicht darum herum, einige Proben zu nehmen. Sobald dann die erste Kiwifrüchte auch nur erste Anstalten machen, weich zu erden, ist der richtige Pflückzeitpunkt gekommen, die Mehrheit der noch ganz festen Traubenkiwi zu ernten.
- Die Kiwi können dann vorsichtig gepflückt werden. Dabei kann man etwas kleinere, unterentwickelte Früchte auch noch am Strauch belassen. Vielfach lässt man auch ganz bewusst einen Teil der Ernte hängen, um diese Früchte dann am Strauch essreif werden zu lassen.
- Die Früchte werden im Kühlschrank bei ca 5° Celsius gelagert. Dies kann 3 bis 8 Wochen gut funktionieren.
- Vor dem Genuss oder der Weiterverarbeitung lässt man die Minikiwi bei Zimmertemperatur nachreifen. Reife Äpfel oder auch Bananen können diesen Prozess mit ihrer intensiven Ethylenproduktion beschleunigen.
- Sobald die Früchte dem Fingerdruck leicht nachgeben, sind sie genuss- und verarbeitungsreif.
Wie gesagt, die Vorteile dieser Vorgehensweise sind offensichtlich: Man verpasst nicht nur die Ernte nicht mehr, sondern kann auch geplant alle Früchte verwenden und verarbeiten. So ganz nebenbei profitiert man auch davon, dass die unreifen und fest geernteten Früchte noch nicht von der Suzuki-Fruchtfliege befallen sein können … Umgekehrt zahlt man natürlich auch einen Preis: Strauchgereifte Früchte sind in der Regel etwas süsser. Ich habe den Eindruck, dass die nachgereiften Früchte sozusagen von innen heraus nachreifen und unter der Schale vielfach eine intensive Säure zurückbleibt. Zusammen mit der Süsse des Fruchtfleischs kann das aber auch die Fruchtigkeit des Geschmacks befördern – was ganz eindeutig bei der Sorte Vitikiwi der Fall ist.