In der Pflanzenüberwinterung spielt vor allem das Licht eine wichtige Rolle. Da sich die Lichtverhältnisse im Laufe des Winters ändern, muss auch die Pflanzenüberwinterung auf sich änderndes Licht eingehen. In diesem Beitrag zeige ich, wie man bei der Überwinterung von Pflanzen auf die unterschiedlichen Lichtverhältnisse im frühen sowie im späten Winter eingehen kann. Vor allem im späten Winter ist es wichtig, frühzeitig die nächsten Vegetationsphase zu fördern.
Inhaltsverzeichnis
- Licht und Pflanzen - die Grundlagen
- Temperatur und Licht - die zwei Seiten der Wachstumsmedaille
- Auf das Temperatur-Licht-Verhältnis kommt es an
- Licht ist nicht gleich Licht
- Winterquartiere
- Aufstellung der Pflanzen
- Die Überwinterung im frühen Winter
- Blattfall im frühen Winter
- Die Pflanzenüberwinterung im späten Winter
- Blattfall im späten Winter
- Das richtige Licht im späten Winter
- Pflegemaßnahmen im späten Winter
- Nach der Überwinterung ist vor der Überwinterung
Licht und Pflanzen - die Grundlagen
Pflanzen sind kleine 'Chemiefabriken', die die Grundlagen unseres Lebens bilden. In der so genannten Assimilation -was so viel heißt wie Umwandlung- verwandeln sie anorganische Stoffe in organische. Die dazu benötigte Energie liefert das Licht, das in der Photosynthese für die Produktion von Zucker und Sauerstoff aus Kohlendioxid und Wasser sorgt. Der Zucker wird nachts in der Pflanze zu allen Pflanzenteilen transportiert, die Zucker benötigen, um zu wachsen. Dort wird der Zucker oxidiert, also verbrannt, um die Energie zurückzugewinnen. Als ein zur Photosynthese entgegengesetzter Prozess läuft dann die Pflanzenatmung ab, bei der die Pflanze Kohlendioxid abgeben. Zu unserem Glück produzieren Pflanzen mehr Sauerstoff als Kohlendioxid, so dass Sauerstoff für Menschen und Tiere übrig bleibt.
Temperatur und Licht - die zwei Seiten der Wachstumsmedaille
Aber es kommt beim Pflanzenwachstum nicht nur auf Licht an. Pflanzen sind 'wechselwarm', sie können ihre eigene Temperatur nur in engen Maßen kontrollieren und hängen nahezu vollständig von der Umgebungstemperatur ab. Ist die Temperatur hoch, kann die 'Chemiefabrik' auf Hochtouren laufen, ist sie niedrig, gibt es 'Werksferien'. Pflanzen aus den gemäßigten Breiten mit einem jahreszeitlichen Wechsel haben sich an dieses 'Auf und Ab' angepasst und benötigen daher eine winterliche Ruhepause. Pflanzen aus tropischen Breiten ohne nennenswerten Jahreszeiten brauchen ganzjährig hohe Temperaturen, Licht und Feuchtigkeit. Daher ist es bei exotischen Pflanzen immer wichtig, etwas über die Herkunft zu wissen.
Auf das Temperatur-Licht-Verhältnis kommt es an
In der Pflanzenüberwinterung kommt es nun darauf an, die natürlichen Lebens- und Umweltverhältnisse der Pflanzen -im Rahmen der Möglichkeiten- nachzubilden. Wer tropische Pflanzen durch den Winter bringen will, braucht durchgehend Wärme. Wer subtropische oder mediterrane Pflanzen überwintern möchte, kann ihnen auch eine kühlere Winterruhe -die sogenannte Dormanz- zumuten. Problematisch wird es für die Pflanze nur, wenn Temperatur und Licht nicht zusammen passen. Wenn es warm und dunkel ist oder kalt und hell, gerät der Stoffwechselkreislauf der Pflanze aus dem Gleichgewicht. Häufig ist Blattverlust die Folge.
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Licht ist nicht gleich Licht
Der Schlüssel für eine erfolgreiche Pflanzenüberwinterung liegt nun darin, dass die Begriffe 'dunkel' und 'hell' richtig gedeutet werden. Für eine Pflanze kommt es nämlich auf die tatsächliche Lichtenergie an und darauf, ob diese auch die Oberfläche der Blätter erreicht. Es reicht nicht, wenn ein Überwinterungsraum ein großes Fenster hat, es muss auch genügend Lichtenergie durchkommen. Und die Pflanze muss so an das Fenster gestellt werden, dass Sonnenstrahlen auch die Blattoberflächen erreichen. Hier liegt also häufig ein Missverständnis vor: ein Raum ist für einen Pflanze erst dann hell, wenn für sie verwertbares Licht in ausreichender Menge vorhanden ist. Diese Lichtmenge wird in Lux gemessen, ein hilfreiches Messgerät ist der Luxmeter. Bei einer warmen Überwinterung im Wohnzimmer bei ca. 20° C wird von vielen tropischen Blühpflanzen wie etwa dem Hibiskus eine Lichtmenge von mindestens 10.000 Lux benötigt, ein Wert, der nicht ohne Weiteres erreicht werden kann.
Winterquartiere
Die entscheidenden Maßnahme ist also die Auswahl des richtigen Winterquartiers. Dunkel sind für Pflanzen vor diesem Hintergrund Plätze in Wohnräumen hinter doppelt verglasten Fenstern, einer Gardine und dort, wo sie weit entfernt vom Fenster stehen. Die Lichtmenge nimmt mit zunehmender Entfernung vom Fenster stark ab. Insofern ist ein Platz direkt am Fenster nötig.
Hell sind dagegen Wintergärten, Gewächshäuser oder Überwinterungszelte*, die mit großen Fensterflächen, Einfachverglasung oder Folie viel Licht an die Pflanzen lassen. Dieses Licht reicht meistens dann völlig aus, wenn die Temperaturen kühl sind und damit der Stoffwechsel und Lichtbedarf der Pflanzen reduziert wird.
Aufstellung der Pflanzen
Wichtig ist auch die richtige Aufstellung der Pflanzen. Ziel muss es sein, dass alle Pflanzen mit einer möglichst großen Laubfläche im Licht stehen. Grundsätzlich eignet sich dafür eine terrassenförmige Aufstellung: Große Pflanzen stehen in einer hinteren Reihe vor dem Fenster und kleine Pflanzen in der vorderen Reihe. Kleinere Pflanzen werden aber auch häufig von größeren Pflanzen beschattet, daher empfiehlt sich, kleinere Pflanzen höher zu stellen. Ich überwintere meine Pflanzen kühl und mit Hilfe von Pflanzenlicht. Dabei habe ich kleine Pflanzen so erhöht, dass auch sie nur einen Abstand von ca. 50 cm zu den Leuchtstoffröhren haben.
Die Überwinterung im frühen Winter
In der ersten Winterhälfte nimmt das natürliche Licht bis zur Wintersonnenwende am 21. Dezember ab. Die Sonne steht immer niedriger am Himmel, das Sonnenlicht verringert sich an kürzer werdenden Tagen. Häufig kommt auch noch Bewölkung dazu, die die Lichtenergie weiter reduziert. Heimische Pflanzen draußen im Garten haben das Laub abgeworfen und befinden sich im 'Winterschlaf'. Für eine Pflanze in einem dunklen, beheizten Wohnraum sind das die schwierigsten Wochen. Nur in einer durch kühle Wintertemperaturen hervorgerufene Winterruhe kommen mediterrane Pflanzen mit dem abnehmenden Licht zurecht. Zimmerpflanzen -häufig tropische Pflanzen mit großen Blättern, um Licht einzufangen- kommen dagegen mit dem wenigen Licht zurecht, denn sie stammen aus dem dunklen Unterholz des tropischen Regenwalds.
Blattfall im frühen Winter
Wenn mediterrane Pflanzen im frühen Winter dunkel und warm stehen, ist Blattfall ein häufiges Problem. So verliert etwa ein Zitronenbaum Blätter, da die Pflanzen am warmen und dunklen Standort zwar Zucker verbrennt und Kohlendioxid ausatmet, aber aufgrund mangelnden Lichts kein neues Kohlendioxid in der Photosynthese aufnehmen. Der Abwurf völlig gesunder Blätter erfolgt also, damit die Pflanze nicht auszehrt. Eine unmittelbare Problemlösung ist eine kühle Aufstellung der Pflanzen. Wenn es draußen frostfrei ist, kann man die Pflanzen am Besten kurzfristig rausstellen. Geht das aufgrund von Minustemperaturen nicht, sollte man im Winterquartier für mehr Licht sorgen. Das geht zum Beispiel durch Installation einer Energie-Pflanzenlampe* oder LED-Pflanzenlampe*. Außerdem sollte man alle Hindernisse vor der Lichtquelle wegräumen und die Pflanze so nah und so vollständig wie möglich in das Licht stellen.
Die Pflanzenüberwinterung im späten Winter
Im späten Winter also ab Februar taucht ein anderes typisches Problem der Pflanzenüberwinterung auf. In den Orangerien, Gewächshäusern, Wintergärten und Überwinterungszelten macht sich die stärker werdende Sonne bemerkbar. Die Temperaturen können an einem Februartag in einen deutlich zweistelligen Bereich klettern.
Blattfall im späten Winter
Nun kommt es zu einem ebenfalls unausgeglichenen Temperatur-Licht-Verhältnis: An den Blättern wird es hell und warm, während die Wurzeln häufig noch kalt sind. Die Pflanze versucht Wasser zu verdunsten. Da aber kalte Wurzeln kein Wasser aufnehmen, kommt es zu Blattfall. Dieser Blattfall ist vor allem bei Zitruspflanzen als spätwinterlicher Blattfall bekannt. Er schützt die Pflanzen vor Vertrocknung.
Das richtige Licht im späten Winter
Wenn es also im Februar oder März so warm und zu sonnig wird, muss das Winterquartier gelüftet und schattiert werden. Allerdings empfiehlt es sich, die Schattierung nur punktuell durchzuführen, wenn die Sonne ganz stark scheint. Ansonsten ist das stärker werdende Licht willkommen, denn es bereitet die Pflanzen auf das Frühjahr vor. Wenn man über eine Heizung auch die Temperatur im Gewächshaus erhöhen kann, lässt sich bereits ein Voraustrieb erwirken. Vielleicht entstehen auch schon die ersten Knospen, so dass die Pflanzen zu Beginn der Terrassensaison bereits kurz vor der Blüte stehen.
Pflegemaßnahmen im späten Winter
Im späten Februar oder März kann man die Pflanzen auch durch Schnitt und Umtopfen auf die nächste Terrassensaison vorbereiten. Geschnitten werden alle stark wachsenden Pflanzen, die wieder in Form gebracht werden müssen. Solche Pflanzen wie Engelstrompete und Bougainvillea, die blattlos überwintert haben, können nachgeschnitten werden. Zitruspflanzen und Olivenbäume brauchen in der Regel keinen Schnitt, es sei denn, sie sind durch starkes Wachstum aus der Form geraten oder Äste sind abgestorben.
Ein Umtopfen ist immer dann nötig, wenn der Wurzelballen durchwurzelt ist. Das kann man häufig mit einem Blick auf die Abflusslöcher feststellen. Bei langsam wachsenden Pflanzen reicht ein Umtopfen alle zwei bis drei Jahre, bei stark wachsenden, kleinere Pflanzen kann auch jährlich umgetopft werden. Umtopfen ist auch dann hilfreich, wenn die Erde verbraucht oder zu nass geworden ist.
Nach der Überwinterung ist vor der Überwinterung
Wenn die Pflanzen wieder draußen stehen, sollte man Bilanz ziehen und überlegen, ob die Überwinterung optimal verlaufen ist. Es empfiehlt sich bei Problemen, diese gleich für die nächste Überwinterung zu beheben. Wenn das Winterquartier -etwa die Wohnung- ungeeignet war, dann sollte man sofort nach Ende des Winters für den nächsten Winter eine Verbesserung des Winterquartiers vorbereiten. Ihr könnt ein Überwinterungszelt anschaffen oder eine Pflanzenlampe. Auch die Suche nach einem Überwinterungsservice in der Region ist eine gute Alternative, wenn man zuhause keinen kühlen und hellen Raum hat.