Die Bauernregeln für Juli sind stark vom Heumonat geprägt (der der Juli traditionell ist) und vermitteln uns überdies mit ihren oft recht eindringlichen Sprüchen, dass wir es während dieser vier Wochen entweder mit einer sehr heissen Zeit oder aber mit extremen Niederschlägen zu tun bekommen könnten. Man bringt im Juli traditionell das Heu ein – sollte es zumindest – oder man kann es eben wetterbedingt nicht tun. Ein Blick in unsere bäuerliche Umwelt zeigt schnell, dass heute viel mehr im Juni oder sogar Mai geheut wird: Dies hat sicher mit modernen Erntevorlieben (jüngeres Gras), mit den Kapazitäten der Erntetechnik und schliesslich und endlich auch mit der Klimaerwärmung zu tun.
Inhaltsverzeichnis
- Was im Juli wettermässig und landwirtschaftlich los ist
- Die kleinen Wetteranzeiger der Bauernregeln für Juli
- Nach dem Sommer der Winter: Entweder oder
- Die gemessene Klima-Realität
- Hitze, Gewitter und Hochwasser sind die prägenden Extremereignisse im Juli
- Los- und Schwendtage in den Bauernregeln für Juli
- 4. Juli – Tag des Heiligen Ulrich
- 23. Juli – Beginn der Hundstage
- Phänologie und was uns an Gartenarbeit im Juli erwartet
- Die schönsten Bauernregeln im Juli
Was im Juli wettermässig und landwirtschaftlich los ist
Wetterregeln gehorchen meistens einer binären Logik: Entweder scheint die Sonne, oder es regnet. Natürlich ist das auch gleichzeitig möglich:
- "Wenn es im Juli bei Sonnenschein regnet, man viel giftigen Mehltau begegnet."
Die jetzt schon schön vorentwickelten Weintrauben profitieren natürlich vom heissen Juli:
- "Einer Reb und einer Geiss, ist's im Juli nie zu heiss."
Ansonsten lässt sich in den eher dörflichen Regionen zu dieser Zeit auch heute noch der würzige Duft von frisch geschnittenem Gras wahrnehmen (vielleicht ist es in klimatisch bevorzugten Regionen schon der zweite Schnitt) und es riecht in den Gärten nach Kräutern. Die katholische Kirche – auch an den Bauernregeln für Juli wiederum massgeblich beteiligt – feiert gerade ihren Blut-Christi-Monat und die Bauern werden zum Monatsende ihre Heuernte eingefahren haben, bevor es anschliessend bei gutem Wetter an die Getreide- und Kartoffelfelder geht. Die Erfahrung, dass im Juli die Temperaturen regelmässig auf Mittelmeerniveau steigen und auch Trockenheit und Waldbrandgefahr herrschen können, ist wahrscheinlich eine eher moderne 'Errungenschaft': Der Bauer der Wetterregeln hat eher Angst vor dem Ausfall des Sommers als vor zu grosser Hitze. Er zieht schwüle Hitze und Gewitter einem kalten Dauerregen im Juli bei weitem vor: "Wenn’s nicht donnert und blitzt, wenn der Schnitter nicht schwitzt, und der Regen dauert lang, wird’s dem Bauern bang."
Die kleinen Wetteranzeiger der Bauernregeln für Juli
Es sind nicht immer ausschliesslich die grossen Naturschauspiele der Natur, die Inspirationen für die alten tradierten Weisheiten zum Wetter geliefert haben. Viele kleine Wetteranzeiger gaben früher nicht nur aufmerksamen Naturbeobachtern, sondern auch Bauern und Gärtnern wichtige Hinweise auf die Wetterentwicklung der kommenden Tage und Wochen. Mit den Bauernregeln für Juli sind Freizeitgärtner selbst in der Jetztzeit noch gut gegen allerlei gärtnerisches "Ungemach" gewappnet. Duften beispielsweise die anmutigen Blütenstauden der Nachtviolen ab der Dämmerung besonders intensiv oder der Rainkohl schliesst seine Blüten nicht und die Bienen sind schon in den frühen Morgenstunden ausgeflogen, muss in den nächsten Stunden wahrscheinlich mit Regen gerechnet werden. Bei extrem hohen Temperaturen kommt es in dieser Konstellation auch schnell zu Gewittern, die von Hagel begleitet sind. Mit den Bauernregeln für Juli sind Sie also schon mal auf der sicheren Seite, denn:
Nach dem Sommer der Winter: Entweder oder
Nach dem Sommer folgt in den Bauernregeln ganz schnell der Winter, der Sommer ist ja auch sozusagen die Antithese des Winters.
Die Bauernregeln spiegeln eine Realität, die binär ist, entweder Sommer oder Winter, sie beschreiben aber wohl auch eine Klimarealität, wo der Herbst durchschnittlich deutlich weniger warm war als heute. Oder der Herbst wurde ob der Angst vor dem harten Winter gar nicht mehr richtig wahrgenommen, er ist nur die Zwischenzeit, auf die der Winter folgt. Das Klima kann objektiv beschrieben werden, in den Bauernregeln fliesst aber nicht die gemessene Klimarealität, sondern das Klimaerlebnis ein
- "Wenn im Juli die Ameisen viel tragen, wollen sie einen harten Winter ansagen."
- "Weht im Juli der Nord, hält gutes Wetter an; ziehen die Störche jetzt schon fort, rückt der Winter bald heran."
- "Sind um Jakobi (25. Juli) die Tage warm, gibt's im Winter viel Kält' und Harm"
Im Hochsommer droht schon der nahende Winter. Dies spiegelt eben auch die Realität eines Lebens, das viel abhängiger vom Wetterglück oder Wetterpech war als dies heute der Fall ist. Und der Winter war nicht die Saison mit dem fehlenden oder aber reichlich fallenden schönen Schnee, sondern die Zeit, in der es ums Überleben, ums Überwintern ging.
Aber auch hier fällt die Differenz zur modernen Erfahrung auf – mindestens in Mitteleuropa. Ich glaube, wir erleben die Jahreszeiten ungefähr so, dass ab Mitte August der Sommer vorbei sein kann. Dann aber kommen der ewiglange September und Oktober, die in vielen Jahren einen warmen und erfreulichen Herbst mit sich bringen. Dann erst kommt der Winter. Oder bin ich vielleicht nur ein Klima- und Wetteroptimist?
Die gemessene Klima-Realität
Aber wie sieht es eigentlich mit den meteorologischen Monatsmittelwerten im deutschsprachigen Raum genau aus? Wie ist die Klimarealität und wie verhält sie sich zu den traditionellen Bauernregeln?
Region | Höchst-temp-eratur (°C) | Tiefst-tem-peratur (°C) | Durch-schnitts-tem-peratur (°C) | Nieder-schlags-menge (mm) | Nieder-schlags-tage | Sonnen-schein-dauer in Stunden |
Nieder-Österreich | 24,6 | 15,3 | 19,95 | 84 | 13 | 8,6 |
Österreichische Alpen | 24,8 | 12,8 | 18,8 | 140 | 19 | 6,8 |
Schweizer Alpen | 27,4 | 15,8 | 21,6 | 185 | 10 | 8,6 |
Schweiz Kanton Aargau | 24,05 | 13,5 | 19 | 143 | 13 | 7,7 |
Deutsche Alpen | 19,4 | 10,6 | 15 | 152 | 14 | 7,4 |
Bodensee | 23,6 | 11 | 17,3 | 137 | 16 | 7,7 |
München | 22,8 | 17,1 | 19,95 | 116 | 12 | 7,6 |
Schwarzwald | 20,2 | 11 | 15,6 | 122 | 17 | 7,2 |
Bayrischer Wald | 16,7 | 9,4 | 13,05 | 130 | 19 | 5,8 |
Erzgebirge | 24,7 | 5,1 | 14,9 | 124 | 16 | 6,2 |
Thüringer Wald | 24,6 | 4,6 | 14,6 | 103 | 15 | 6,1 |
Harz | 19,0 | 10,5 | 14,75 | 126 | 18 | 6,2 |
Frankfurt am Main | 24,2 | 13 | 18,6 | 63 | 9 | 7,2 |
Eifel | 19,1 | 11,1 | 15,1 | 81 | 11 | 6,5 |
Köln | 23,1 | 12,4 | 17,75 | 84 | 11 | 6,3 |
Lüneburger Heide | 22,5 | 11,8 | 17,15 | 87 | 17 | 6,6 |
Berlin | 23,3 | 14 | 18,65 | 52 | 9 | 7,0 |
Mecklenburg Seeplatte | 29,4 | 8,1 | 18,75 | 64 | 15 | 7,5 |
Hamburg | 21,4 | 12,2 | 16,8 | 82 | 12 | 6,7 |
Deutsche Bucht | 18,4 | 14,3 | 16,35 | 81 | 9 | 7,4 |
Ostseeküste | 20,6 | 13,9 | 17,25 | 72 | 15 | 6,8 |
Quelle: Bernhard Michels "Altes Wetterwissen wieder entdeckt" BLV Verlag 2011
Die in der Übersicht aufgeführten Werte wurden 2010 aus den zurückliegenden Jahren ermittelt und dürften sich aufgrund eines sich verschärfenden Klimawandels unterdessen nochmals deutlich verschoben haben. Es ist deutlich wärmer, eher: heisser geworden. Aber die Daten mögen helfen, einige der ehr kühlen und nassen Juli-Bauernregeln besser zu verstehen, die ehe nicht unsrer jüngeren Erfahrung entsprechen
Hitze, Gewitter und Hochwasser sind die prägenden Extremereignisse im Juli
Eines ist aber doch gleich geblieben In den Wetterchroniken unserer Zeit, wie auch in den Bauernregeln für Juli dominieren hauptsächlich drei Ereignisse: Hitze, Gewitter und Dauerregen und Hochwasser. Zusammen mit den Sauregurkennachrichten prägen sie die Nachrichten auf den vermischten Seiten und bei Unfällen und Verbrechen. Wenn nichts läuft, muss das Wetter herhalten. Es ist immer zu kalt oder zu warm, zu nass oder zu trocken. Vielleicht sind ja auch die Bauernregeln so etwas wie die vermischten Nachrichten der alten Zeit. Hier wie dort dominieren die eher negativen Aussagen und Voraussagen:
- "Fällt Regen am Heimsuchungstag (2. Juli), 4 Wochen lang er währen mag."
- "Ist Siebenbrüder (10. Juli) ein Regentag, so regnet’s noch 7 Wochen danach."
Zwischendrin runzelt der moderne Bauernregel-Konsument doch die Stirne:
- "Genau wie der Juli war, wird nächstes Mal der Januar."
Natürlich würden wir noch so gerne im Januar leckere Heidelbeeren ernten, aber was soll das bitte? In der eher negativen und angstgeprägten Stimmung der Bauernregeln ist hier wohl nicht daran gedacht, dass der Januar so warm ist wie der Juli, sondern eher umgekehrt, dass der Juli fast schon dem kalten Januar ähnelt. Aber zugegeben: Vielleicht verhält sich das auch ganz anders. Bauernregeln haben keinen Autor, sie sind keine Prophezeiungen eines Propheten, aber sie müssen ab und an für ihre Glaubwürdigkeit auch etwas verrückt und 'anders' tönen.
Ja genau so: Genau wie der Juli war, wird nächstes Mal der Januar. Das ist ja schon mal ein Wort und regt ziemlich zum Nachdenken an 😉.
Los- und Schwendtage in den Bauernregeln für Juli
Aus der Vielzahl dieser allmonatlichen Termine, der Lostage für die dos, und der Schwendtage für die dont‘s, sei an dieser Stelle nur auf die beiden Wichtigsten eingegangen:
4. Juli – Tag des Heiligen Ulrich
Für den Fall, dass es an diesem Tag regnet – so glaubte man früher – würde das geerntete Getreide schlechtes Mehl geben. Bei den alten Germanen feierten die Menschen an diesem Tag das Ende der Mitsommerfeste, während die Alpenbewohner am 4. Juli (Alpensegentag) in den Kirchen um eine günstige Witterung und den Schutz vor Ratten- und Mäuseplagen bitten. Ausserdem gilt laut Bauernregeln für Juli:
- "Wenn's am Ulrichtstage donnert, so fallen die Nüsse vom Baum" und
- "Regen am Ulrichstag macht die Birnen wurmstichig."
Daran kann dann auch der amerikanische Nationalfeiertag nichts mehr ändern.
23. Juli – Beginn der Hundstage
Dies ist eins der wichtigsten Wetterereignisse im historischen Kalendarium, denn der Hundsstern Sirius ist ab heute bis zu 23. August zusammen mit dem Sonnenaufgang sichtbar. Nach früherem Aberglauben würde nun eine Unglückszeit beginnen, bei der die Witterung besonders wichtig ist. Herrschte während dieser vier Wochen bewölktes und trübes Wetter, ängstigten sich die Menschen vor pestartigen Krankheiten. Waren die Hundstage dagegen klar und schön, hoffte man auf ein gesundes restliches Jahr. Dennoch: Egal ob es am diesjährigen 23. nass oder trocken, heiss oder kalt ist, der Sirius, als hellster Stern wird davon völlig unbeeindruckt trotzdem bis August über unsere Hausdächer und Schrebergärten strahlen. Ohnehin verstehen sich die Hundstage von heute eher als Wetterperiode mit "Hundehitze", auch wenn diese Bauernregel für Juli in Wirklichkeit eine astrologische Ableitung darstellt. Sehen wir dem 23. Juli daher besser voller Optimismus entgegen:
- "Hundstagebeginn hell und klar, zeigt uns an ein gutes Jahr." oder
- "Wie das Wetter, wenn der Hundsstern aufgeht, so wird’s bleiben, bis er untergeht."
Phänologie und was uns an Gartenarbeit im Juli erwartet
Zum Beginn des Hochsommers, der laut dem Kalender aus der Natur zwischen Mitte Juni und Anfang August liegt, gilt neben einem gewissen "Augenmerk" für die Bauernregeln im Juli auch den Signal- und Zeigerpflanzen in unseren Gärten unsere volle Aufmerksamkeit. Bei aller Freude über Ihre – wie wir hoffen – reichliche Ernte an leckeren Süss- und Sauerkirschen und saftigen, roten Johannisbeeren setzt darüber hinaus die Phänologie im Juli zusätzlich zwei wichtige Termine, die für Schweissperlen beim Gärtnern sorgen könnten:
- Gartenarbeiten zur Madonnenlilienblüte: Jetzt sind die späteren Gemüsearten auszusäen -Chinakohl, die zweiten Buschbohnen, der letzte Kopfsalat, Pflücksalat, Mangold, Winterlauch und auch Möhren, sowie Kohlrabi sind durchaus noch einen Versuch wert. Apropos Madonnenlilienblüte: Falls Sie bisher keine dieser herrlich duftenden, alt bekannten Liliengewächse kultivieren, im Lubera-Shop sind sie ab August vorbestellbar und ab September wieder erhältlich.
- Gartenarbeiten zur Fruchtreife der Johannisbeeren: Gründüngung der bereits leeren Beete, Auslichten von Beerenobststräuchern, Zurückschneiden der schon abgeernteten Kirschbäume, Sommerschnitt Ihrer jungen Birnen- und Apfelbäume.
Aber lassen Sie sich dennoch Zeit dabei, denn in einer Bauernregel für den Juli wird‘s zum Ende doch noch positiv und der Sommer verlängert sich bis in den Herbst hinein:
- "Bringt der Sommer heisse Glut, gerät auch der September gut."
Die schönsten Bauernregeln im Juli
Im Folgenden möchten wir Ihnen eine Zusammenstellung der schönten Bauernregeln zum Juli nicht vorenthalten. Es bleibt zu hoffen, dass Sie daneben doch auch Zeit finden, den Garten im Sommer zu geniessen. Genau das war den Bauern kaum vergönnt.
- "Wie die Siebenbrüder das Wetter gestalten, so soll es noch 7 Wochen halten."
- "Wie’s Wetter an St. Margaret, dasselbe noch 4 Wochen steht."
- "Jakobi klar und rein, wird's Christfest frostig sein."
- "Ist es im Juli recht hell und warm, friert es um Weihnachten Reich und Arm."
- "Gegen Margarethen (13. Juli) und Jakoben (25. Juli) die stärksten Gewitter toben."
- "Wie die Hundstage eingehen (23. Juli), so gehen sie auch aus (23. August)."
- "St. Anna (26. Juli) erst vorbei, kommt der Morgen kühl herbei."
- "Wenn der Juli fängt zu tröpfeln an, so wird man lange Regen han."
- "Wenn Donner kommt im Julius, viel Regen man erwarten muss."
- "Der Juliregen nimmt den Erntesegen."
- "Kalter Juliregen, bringt der Rehbrunft keinen Segen."
- "Hundstage hell und klar, zeigen an ein gutes Jahr, werden Regen sie begleiten, kommen nicht die besten Zeiten."
- "Steigt der Hundsstern mit Gluthitze herauf, endet er auch mit Sonnenfeuer."
- "Sind die Hundstage heiss, bringt das Jahr noch Schweiss."
- "Was die Hundstage giessen, muss der Winzer büssen."
- "Die Hundstagshitze will durchschwitzt sein, soll die Ernte gut kommen rein."
- "An St. Kilian (8. Juni) säe Rüben und Wicken an."
- "Kilian, der heilige Mann, stellt die ersten Schnitter an."
- "Die erste Birn bricht Margret (20. Juli), drauf überall die Ernt' angeht."
- "Wird's Margret zum Geburtstag nass, füllt sie 4 Wochen das Regenfass."