Rhabarberkuchen ist ein durchaus und fast ohne Widerspruch positiver Begriff. Kaum fällt er, und kaum sieht man im Frühling in der Auslage des Bäckers oder Konditors die ersten Rhabarberkuchen oder Rhabarberwähen, wie sie auch genannt werden, so fliesst einem kulinarisch normal sozialisierten Mitteleuropäer (vor allem aber dem Schweizer, dem Deutschen oder dem Österreicher) das Wasser im Mund zusammen, man vermeint das ganz spezielle Rhabarberaroma regelrcht physisch zu spüren, schon lange bevor man in das erste Kuchenstück beisst. Zugegeben, vor allem bei Kindern gehört eine gehörige Portion Zucker zum Rhabarberkuchenerlebnis, was dann wohl zusammen mit der Rhabarbersäure zu diesem bei Kindern sehr beleibten Säure-Zucker-Explosiv-Gemisch führt, das ja auch nicht wenige andere Süssigkeiten für Kinder inspiriert hat. In unserem Gartenshop können Sie Rhabarber kaufen und im eigenen Garten anbauen.
Rhabarberkuchen versus Rhabarbermus
Dagegen ist die kollektive Erinnerung an Rhabarbermus, man muss es einfach sagen, eher durchmischt. Erstens ist es bei uns nicht ganz so verbreitet wie der Rhabarberkuchen, zweitens aber erinnert man sich daran doch eher mit fröstelndem Schaudern, oder ganz konkret an das unangenehme Gefühl der 'beschlagenen', sich stumpf anfühlenden Zähne... Sie wissen schon, was ich meine...
Ganze Generationen von Engländern sind wegen des Rhabarbermuses übrigens für den Rhabarber verdorben worden, der doch eigentlich eine fast schon englische Erfindung ist. Bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts gehörte Rhabarbermus zum obligatorischen Bestandteile eines jeden Schulmals im Winter (wohl als Vitaminquelle und Fruchtersatz gedacht), was dann in der ermüdenden Wiederholung und wohl auch dank des eher bescheidenen Einsatzes von Zucker zu langjährig, ja manchmal fast lebenslang nachwirkenden Ermüdungserscheinungen führte und führt: Nie wieder Rhabarber... Zum guten Glück, so stelle ich mindestens bei älteren englischen Freunden fest, kehrt sich das dann ungefähr ab dem 60. Lebensjahr eher wieder ins umgekehrt positive: Die Erinnerungen an die Schulzeit werden immer rosaroter, das Rhabarbermus immer süsser und verlockender...
Wie gesagt ist es aber in den deutschsprachigen Ländern vor allem der vielviel positiver besetzte Rhabarberkuchen, der die kollektive Erinnerung prägt. Aber wie kann man Grossmutters Rhabarberkuchen herstellen, falls man ihren Kuchen doch verpasst hat, was ist das beste Rezept, wenn man beispielsweise Rhabarber pflanzen will. Hier ist unsere Version des besten Rhabarberkuchens...
Rhaberaberkuchen - das brauchen wir für unser definitives Rezept
Ausser den 800 Gramm Rhabarber und einer 24 Zentimeter großen Springform werden benötigt:
für den Teig
- 250 Gramm Vollkornmehl
- 150 Gramm Butter
- 70 Gramm Rohrohrzucker
- ein Ei
- eine Prise Salz und ein wenig Wasser
für die Füllung
- 200 Gramm Rohrohrzucker
- 100 Gramm geriebene Mandeln
- 5 Eier (drei davon nur Eiweiss)
Rhabarberkuchen herstellen - geht ganz einfach
1. Mürbeteig zubereiten
Mehl, Zucker und eine Prise Salz werden zunächst in einer Schüssel gut miteinander vermischt, danach kommen die krümelig geriebenen Butterstückchen und zum Schluss noch das Ei dazu. Der Teig wird jetzt (kurz) durchgeknetet, wobei sich die richtige Konsistenz mit ein paar Tropfen Wasser ausgezeichnet regulieren lässt. Nicht zu eifrig kneten, da er ansonsten nach dem Backen zu mürbe wird und eventuell auseinander bröselt.
Rand und Boden der Springform werden nun ein wenig eingefettet, der Mürbeteig, bis auf ein verbleibendes Drittel, ausgerollt und in die Form gelegt. Das restliche Drittel kneten Sie zu einer Rolle, die an den Innenrand der Form gelegt und an dieser Stelle von Hand verteilt wird. Heizen Sie nun gleich Ihren Backofen auf 180 Grad vor.
2. Die Füllung vorbereiten
Der geputzte Rhabarber wird zunächst in ungefähr zwei Zentimeter lange Stücke geschnitten. Danach werden in einer zweiten Schüssel der Zucker und die Eier zu einer fluffigen Masse aufgeschlagen und anschliessend noch die Mandeln darunter gerührt. Mit einem zusätzlichen Esslöffel Rohrohrzucker wird nun das Eiweiss aus den letzten drei Eiern steif geschlagen, vorsichtig unter die eben hergestellte Eiercreme gezogen und zum Schluss die Rhabarberstücke untergemischt.
Je nach dem, ob Sie roten oder grünen Rhabarber ernten, können Sie die verwendete Zuckermenge entsprechend Ihres persönlichen Geschmacksempfindens jetzt noch erhöhen oder auch verringern und wenn das erledigt ist, kommt die gesamte Füllung auf den Teig und muss hier nur noch gleichmässig verteilt werden.
Schieben Sie die Springform auf die mittlere Ebene Ihres auf 180 Grad vorgeheizten Backofens und sagen Sie Ihren Lieben Bescheid, dass sie in 35 Minuten an der gemeinsamen Familienkaffeetafel Platz nehmen mögen. Ihr Rhabarberkuchen wird die hochgesteckten Erwartungen sicher nicht enttäuschen.
Noch mehr über Rhabarber sowie hilfreiche Tipps und Tricks finden Sie in unserem Rhabarber-Dossier.