Beim Pikieren werden zu dicht stehende Sämlinge in einen grösseren Abstand verpflanzt. Dabei wird zur Schonung der empfindlichen Keimwurzel ein Pikierstab als Hilfsmittel benutzt. Wie du fachgerecht pikierst und bei welchen Pflanzen es sinnvoll ist, erfährst du in diesem Beitrag.
Inhaltsverzeichnis
Zusammenfassung
- Beim Pikieren werden Sämlinge mithilfe eines Pikierstäbchens einzeln in Töpfe gepflanzt.
- Das Verfahren wird bei Pflanzen mit feinem Saatgut und Arten mit geringer Keimrate angewandt.
- Pflanzen mit empfindlichen Wurzeln, Wurzel- und Knollengemüse werden nicht pikiert.
Pikieren, Verziehen oder Verpflanzen?
Bei der Aussaat von Pflanzen werden oft mehr Samen ausgebracht, als später Jungpflanzen benötigt werden. Je nach Pflanzenart keimen zwischen 30 und 98 % der Samen und nicht alle Sämlinge sind kräftig genug, um zu gesunden Pflanzen heranzuwachsen. Nach dem Auflaufen der Saat wählt der Gärtner die kräftigsten Keimlinge aus, um sie weiter zu kultivieren. Die übrigen Pflanzen werden entfernt, um den anderen ausreichend Platz zu verschaffen. Je nach Pflanzenart und Aussaatmethode gibt es verschiedene Möglichkeiten Jungpflanzen zu vereinzeln. Das Pikieren ist nur eine Möglichkeit und nicht für alle Pflanzenarten ideal.
Pikieren
Das Pikieren ist ein Verfahren, bei dem gezielt die gewünschten Jungpflanzen aus Breitsaaten ausgewählt und für die Weiterkultur in Kulturtöpfe umgesetzt werden. Es eignet sich gut für besonders kleine Sämlinge. Die Samen von Tomaten, Paprika und anderem Gemüse, sowie die von Stauden, einjährigen Sommerblumen und Zimmerpflanzen kannst du in Aussaatschalen flächig ausstreuen und pikieren, sobald sich die ersten Laubblätter bilden.
Bild: Beim Pikieren werden die kleinen Sämlinge von der Aussaatschale (unten) in Jungpflanzenplatten (oben) versetzt.
Verziehen
Bei Direktsaaten im Beet werden die überzähligen Jungpflanzen aus den Reihen herausgezogen, damit genug Abstand entsteht. Die verzogenen Pflanzen werden aber in der Regel verworfen und nicht weiter kultiviert. Dieses Vorgehen ist bei allen Freilandsaaten von Möhren, Pastinaken, Roten Rüben, Radieschen und anderem Wurzel- und Knollengemüse üblich. Solche Pflanzen wachsen nicht gut weiter, wenn sie umgesetzt werden.
Verpflanzen
Aussaaten, die in Multitopfpaletten oder in einzelnen Töpfen gemacht wurden, werden mit ihrem kompletten Wurzelballen in grössere Töpfe oder ins Beet verpflanzt. Das hat sich bei der Anzucht von schnell wachsenden, grossen Gewächsen mit empfindlichen Wurzeln bewährt. In diese Gruppe gehören unter anderem Kürbisse, Gurken und Melonen. Aber auch Sonnenblumen und Artischocken, die kräftige Pfahlwurzeln bilden, werden möglichst früh und schonend verpflanzt. Solche Arten kannst du nicht pikieren.
Die Technik des Pikierens
Der Begriff "pikieren" leitet sich vom französischen "piquer" ab und bedeutet "stechen". Beim Pikieren werden Löcher in das Substrat gestochen, in welche die Sämlinge dann eingesetzt werden. Das kann mit einem Pikierholz passieren, mit einem Holzstab, Bleistift, Essstäbchen, Löffelstiel oder mit dem Finger.
Fülle Töpfe mit Kultursubstrat und drücke es leicht an. Streife überschüssige Erde ab und wässere das Substrat. Dann stichst du in die Mitte ein tiefes Loch, in das der Sämling eingesetzt werden kann. Nachdem du die neuen Töpfe vorbereitet hast, lockerst du mit einem Pikierstab das Substrat in der Anzuchtschale auf und hebst die einzelnen Pflanzen vorsichtig an. Setze mithilfe des Pikierstabs jeweils eine in das vorgestochene Loch, sodass die Keimwurzel möglichst gerade darin eintaucht, ohne zu knicken. Es wird in der Regel so tief pikiert, dass die Keimblätter auf dem Substrat aufliegen. Dann drückst du die Erde mithilfe des Pikierholzes um die Pflanze herum fest. Das tiefe Pikieren hat den Vorteil, dass die Jungpflanzen mehr Wurzeln bilden und später kräftiger wachsen, stabiler stehen und weniger anfällig für Trockenheit sind.
Nach dem Umsetzen werden die Jungpflanzen einige Tage lang in gespannter Luft weiterkultiviert, bis sie wieder einen guten Bodenschluss haben. Schützt du sie nicht vor Verdunstung, kann es sein, dass sie verwelken. Am besten pikierst du deine Pflanzen an einem schattigen Platz an einem nicht zu heissen Tag. Beachte die Kulturhinweise hinsichtlich der Temperatur und des Lichtbedarfs bei den verschiedenen Pflanzenarten.
Pflanzenarten, die du pikieren solltest
Pflanzen mit feinen Samen und solche mit geringer Keimrate, solltest du in Anzuchtschalen flächig aussäen und dann pikieren. Das Saatgutverkehrsgesetz schreibt keine Mindestkeimrate für Zierpflanzen vor und auch bei selbst gesammelten Samen von Sommerblumen oder Stauden, kann es sein, dass nur wenige Jungpflanzen aufgehen. Darum solltest du feine Blumensamen oder selbst gesammeltes Saatgut immer flächig in Saatschalen aussäen und später pikieren, um Platz zu sparen.
Beispiele:
- Mohn
- Sonnenhut
- Wucherblume
- Balsamine
- Impatiens
- Begonien
- Drehfrucht
- Kakteen
- Buntnessel
- Löwenmäulchen
- Zinnien
- Eisenkraut
- Nelken
- Kokardenblume
- Akelei
Pflanzenarten, die du pikieren kannst
Pflanzen mit grossen Samen oder Saatpillen kannst du direkt in Töpfe mit 10 bis 12 cm Durchmesser säen und von dort dann später direkt ins Beet verpflanzen, ohne die Mühe des Pikierens auf dich zu nehmen.
Für das Pikieren spricht eine Platzersparnis in den ersten Wochen der Aussaatsaison. Die Bewurzelung kannst du auch noch fördern, wenn du die Pflanzen später im Beet tiefer einsetzt.
Beispiele:
- Tomaten
- Paprika
- Chili
- Auberginen
- Kopfsalat
- Grünkohl
- Weisskohl
- Rotkohl
- Wirsing
- Chinakohl
- Kohlrabi
Pflanzenarten, die nicht pikiert werden
Pflanzen mit Pfahlwurzel und solche, schnell wachsende und zerbrechliche Keimlinge bilden, sowie alle Arten mit sehr empfindlichen Wurzeln werden nicht pikiert. Die säst du einzeln in Töpfe oder auch direkt im Freiland aus.
Beispiele:
- Kürbis
- Melone
- Gurke
- Zucchini
- Erbsen
- Bohnen
- Artischocken
- Sonnenblumen
- Rettich
- Radieschen
- Möhren
- Pastinaken
- Zwiebeln