Einer der schönsten mediterranen Bäumen ist die Korkeiche. Ihre mächtige, rissige Rinde gibt ihr -ähnlich wie beim Olivenbaum- viel mediterranes Flair. Es dürfte also interessant, wo und ob die Korkeiche winterhart ist und als mediterraner Hausbaum gepflanzt werden kann. Das zeige ich in diesem Beitrag und erläutere, wie man die den Baum pflanzt und pflegt.

Eine mächtige Korkeiche überspannt den Rundgang in der Domaine du Rayol an der Cote d’Azur.
Die Korkeiche - Botanik und Wuchs
Korkeichen sind Verwandte der bei uns heimischen Trauben- und Stieleichen. In der Eichengattung Quercus gehört die korbildende Quercus suber zu den kleineren Vertretern. 'Kleiner' ist allerdings bei den mächtigen Eichenbäume relativ - es sind bei einer ausgepflanzten Korkeichen durchaus noch 10 bis 20 Meter, die sie an Höhe erreichen kann. Ihr natürliches Verbreitungsgebiet ist Südwesteuropa und der Mittelmeerraum. Eindeutiger Schwerpunkt der Korkeichen-Bestände ist in Portugal, wo Korkeichen seit Jahrhunderten kommerziell angebaut werden. Aber auch entlang den Küsten des Mittelmeeres, etwa in Spanien, Südfrankreich, Italien oder auch in Nordafrika findet sich die korkbildende Eiche.

Ein kleiner Korkeichenbaum im Hortus Botanicus Amsterdam.
Wuchs und Korkrinde
Der Wuchs der Korkeiche ist knorrig und -ähnlich wie beim Olivenbaum- sehr individuell. Am markantesten ist die namensgebene Rinde aus Kork. Sie wächst in einer drei bis fünf Zentimeter dicken Schicht nach außen. So zeigen sich schon bald die charakteristischen Risse und Faltungen, die Kork zu einem attraktiven Material machen. Der Kork wird von den Stämmen abgeschält und wächst innerhalb von 10 Jahren nach.
Die Korkeiche, ein ökologisch wertvoller Baum
Die Korkeiche ist ein ökologisch sehr wertvoller Baum. Regelmäßig Korkernten binden viel CO2. Außerdem bieten Korkeichenbestände vielen Tieren und anderen Pflanzen ein wertvolles Biotop. Da die Korkeiche einen hohen Lichtbedarf hat, wachsen sie in offenen und halboffenen Beständen mit größeren Abständen zwischen den einzelnen Bäumen. Zwischen den Eichen ist dann viel Platz für andere Flora und Fauna. Doch die ökologisch so wertvolle Korkeiche ist unter Druck: Leider wird der Naturkorken immer häufiger durch Plastikkorken und -ökologisch noch schlimmer- durch Alu-Schraubverschlüsse ersetzt. Es kann also jeder beim Weinkauf etwas für den Erhalt der Korkeichenwälder beitragen.

Die Korkrinde weist zahlreiche Risse und Faltungen auf.
Die Korkeiche - ein immergrüner Laubbaum
Im Gegensatz zu unseren heimischen Eichen ist Quercus suber immergrün. Die Blätter haben eine elegant glänzende dunkelgrüne Oberfläche, sind auf der Unterseite aber mit einem gräulichen Filz bedeckt. Das gibt ihnen -je nach Perspektive und Lichteinfall- einen olivenähnlichen Charakter. Aber nicht nur die Blätter sind attraktiv. Wie jede anständige Eiche bildet auch Quercus suber nach einer unscheinbaren Blüte Eicheln, die in den natürlichen Verbreitungsgebieten für Wildschweine und andere Tiere eine wichtige Nahrungsgrundlage bilden. Auch beim bekannten Iberischen Schwein ist die Korkeichelmast Grundlage für besonders wertvolles Fleisch.

Laub und Korkrinde einer Korkeiche
Die Korkeiche pflanzen und pflegen
Es gibt also viele Gründe, einen Korkeichenbaum zu pflanzen. Dabei stellt sich natürlich als erstes die Frage, ob die Korkeiche winterhart ist.
Ist die Korkeiche winterhart?
Die natürliche Verbreitung in Portugal und im Mittelmeerraum lässt es ahnen. Dass die Korkeiche winterhart ist, kann nicht ohne Einschränkungen behauptet werden. Vielmehr solltet ihr sie als bedingt winterhart einstufen. Ohne Probleme hält sie -5° C aus. Wenn man ihr einen im Winter geschützten Standort anbietet, schafft sie sogar -10° C. Eine Leserin berichtete von Korkeichen in Südfrankreich, die -15° C aushalten. Entscheidend für die Winterhärte ist der Standort im Winter. Dieser sollte auch vor kalter Wintersonne schützen, also im Winter halbschattig sein . Mit so einem Standort kann Quercus suber in milden Regionen sogar ausgepflanzt werden.

Eine wunderschöne Korkeiche im Botanischen Garten am Cap Roig an der Costa Brava.
Korkeichen in kälteren Regionen
Aber auch dort, wo es im Winter nicht mild ist, könnt ihr Korkeichen genießen. Wer einen größeren Wintergarten hat, kann die langsam wachsende Quercus suber dort z.B. auspflanzen. Die Gefahr, dass der Baum allzu schnell durch die Decke wächst, ist äußerst gering. Aber -und das ist sicher die flexiblere Variante- die mediterrane Eiche lässt sich auch als Kübelpflanze halten. Dann kann sie problemlos im Winter an einen kühlen und hellen Ort gestellt werden, wo sie sich in Winterruhe begibt.

Ein Korkeichenbaum zeigt seine markante Rinde.
Die Pflanzung von Qercus suber
Sei es im Freiland oder im Kübel - die Pflanzung bei der korkbildenden Eiche muss vorsichtig erfolgen. Der aus einer Pfahlwurzel und vielen Seitenwurzeln bestehende Wurzelapparat ist empfindlich und kann leicht verletzt werden. Daher sollte der Ballen beim Umtopfen und Einpflanzen in Gänze eingegraben werden. Auf das ansonsten übliche Aufrauhen solltet ihr verzichten. Als Erde für das untere Drittel des Topfes oder des Pflanzlochs und für die Seiten ist eine Mischung aus humusreicher Pflanzerde und grobkörnigem Material ideal. So erreicht die Pflanzerde eine gute Strukturstabilität, die den Wurzeln Luft und viel Raum für Bodenlebewesen gibt. Als grobkörniges Material kann Lavagrus, Kies oder Poroton verwendet werden. Beim Standort für die Pflanzung oder den Kübel sollte auf genügend Licht von allen Seiten geachtet werden, denn der Lichtbedarf ist hoch.
Gießen und Düngen
Im Kübel muss der Eichenbaum regelmäßig gegossen werden, damit die Erde stets leicht feucht bleibt. Auch wenn Quercus suber mit Trockenheit gut zurecht kommt und die Oberfläche der Blätter hart ist -also weniger Wasser verdunstet- müsst ihr sie im Kübel also mit genügend Feuchtigkeit versorgen. Im Winter an einem kühlen Standort ist der Feuchtigkeitsbedarf aber deutlich geringer.
Da im Kübel die Bodenprozesse nicht so effektiv sind, wie im Freiland braucht der Korkeichenbaum dort auch eine regelmäßige Düngung. Allerdings ist der Düngerbedarf geringer als bei anderen Kübelpflanzen. Es reicht, wenn man die Pflanzen alle 14 Tage mit einem Kübelpflanzendünger versorgt.
Bitte nicht schneiden
Wer einen möglichst knorrigen Wuchs seiner Korkeiche genießen will, sollte sie nicht schneiden. Nur der freie, unbeschnittene Wuchs gibt dem Baum langfristig das schöne Aussehen, das typisch ist. Natürlich kann man im Rahmen eines Erhaltungsschnitts einzelne, schwächere oder abgestorbene Äste entfernen. 'Erzieherische Maßnahmen' mit der Schere sind allerdings unnötig.
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Text und Fotos: Dr. Dominik Große Holtforth
Literatur: Wolfgang Kawollek: Pflanzen für den Wintergarten, Stuttgart 2005