Lieber Herr Kobelt,
als Nachkriegskind und mit einem großen Garten aufgewachsen, waren für mich Südfrüchte und Mediterranes Flair für lange Zeit etwas Besonders und in späterer Folge ein Wunschziel, so etwas im eigenen Garten zu versuchen.
Als etwa 2003 auf dem Grundstück befreundeter Nachbarn einige Bäume in der Nähe einer Hochspannungsleitung gefällt werden mussten, begann ich dort mit Aufräumungsarbeiten. Dabei weckte ein alter Baumstrunk mein Interesse, der mit dem rundum aufgeschichteten Totholz einen recht geschützten Platz ergab, sodass ich mich entschloss, es dort mit einer Feige zu versuchen (damals war von Klimawandel noch keine Rede und auf 800 m SH so eine Aktion schon ein eher kühnes Ansinnen).
Bei der Bodenvorbereitung kam eine Unmenge Geröll zu Tage, das rundum aufgeschichtet wurde, mit der Idee, als Windschutz und Wärmespeicher zu fungieren. Die eher spärliche Waldbodenerde wurde mit einem Wurfsieb mühsam von den Steinen getrennt. Knapp oberhalb dieser Stelle kragte ein Felsstück aus dem Hang, das mir geeignet erschien, es dort mit 3 Weinstöcken zu versuchen, da dort in die Tiefe am meisten Feuchtigkeit zu erwarten war.
Nachdem alles den Winter gut überstanden hatte (die Feige war mit einem starken Baufließ eingepackt), war der Tatendrang erst richtig geweckt. Die Rodungs- und Grabungs- und Gestaltungsarbeiten waren nur bedingt planbar und von den topographischen Verhältnissen und dem Verlauf der Felsformationen abhängig, die oft erst durch die Grabarbeiten ersichtlich wurde. Der mittelsteile SO bis SW geneigte und nach Norden durch einem Mischwald geschützte Hang bot grundsätzlich günstige klimatische Voraussetzungen für meine Bestrebungen. Der hohe Anfall an Steinen und Geröll führte fast zwangsläufig zu einer Terrassenanlage mit Trockensteinmauern, die ihre Problematik im Mangel an großen, aber meist rundlichen Steinen, bei einem Übermaß an Kleinmaterial hatte. Natürlich war auch der Wärmespeichereffekt der Steine ein Aspekt für die Schaffung eines Kleinklimas.
Gegen den vor allem im Winter kalten Ostwind wurde eine begehbare Windschutzhecke von inzwischen 2-4 m Höhe aus Totholz errichtet, die laufend mit organischem Abfall gefüttert wird und auch bereits als Humuslieferant dient. In anderen Bereichen dienen veredelte Kornelkirschen und Schlehen sowie hohe, dornenfreie Brombeeren als effizienter Windschutz.
Nun, so ging es über die Jahre halt immer weiter, wie aus einer separat zu übermittelnden exemplarischen Foto Doku zu entnehmen ist. Vielleicht noch eine Anmerkung: Das Gartengrundstück ist weder in meinem Eigentum, noch habe ich es gepachtet, aber mir wurde von den Eignern, die schon seit Jahren verzogen sind, eine gewisse “Narrenfreiheit” zugestanden. Das Projekt hält mich fit und bringt Zufriedenheit mit täglich neuen Glücksmomenten.
Herzliche Grüße
Heimo Knechtel