Christopher Lloyd (1921-2006), eine der grossen englischen Gärtnerfiguren und Gartenschriftsteller des 20. Jahrhunderts, einer der Väter auch des Pflanzkonzepts des ‚mixed borders‘, hat neben seinem schriftstellerischen Werk vor allem eines hinterlassen: seinen grossartigen Garten Great Dixter in Sussex.
Als ich Great Dixter diesen Sommer, Ende Juli, zum ersten Mal besuchte, macht er mir einen grossen und bleibenden Eindruck, aber lange wusste ich nicht so recht, wie ich ihn einordnen, wie ich ihn beschreiben sollte. Er passt nicht in mein Schema, in das, was ich als Gärtner und an Gärten schon gesehen hatte.
Fast alle Gärten verweisen irgendwo auf einen Autor, auf eine ordnende Hand. Sie sind geprägt vom Konzept des Gartenarchitekten, geprägt vom Anspruch des Gartenbesitzers, durchdrungen vom Gestaltungswillen und der Arbeit der Gärtnerin, des Gärtners. Und der Besucher findet in (fast) jedem guten Garten diese Spur, diese Hinweise, die in irgendeiner Form immer wieder auf den Gärtner, den Gestalter zurückverweisen.
Doch gerade in diesem Punkt ist Great Dixter (siehe auch die Bilderstrecke auf den Lubera-Bilderseiten) ganz anders, und ebendarum fast nicht einzuordnen. Hier hat der Garten den Gärtner sozusagen ersetzt, der Garten hat ihn überwuchert, die Pflanzen haben das Regime, das Kommando übernommen. Am Rande die grossen Bäume, dann die wuchtigen Eibenhecken, die an mittelalterliche Festungswerke erinnern, hinter dem Haus dann die mythisch anmutenden Eibentierfiguren. Und im Innern ein Mehr und ein Meer von Pflanzen, Gehölzen, Stauden, Gräsern, Einjährigen.
Und am Ende, mitten im Pflanzenmeer fühlt sich auch der Besucher fast schon überflüssig, die eh schon schmalen Pfade sind im Sommer von den Stauden zurückerobert, der Gartenfreund wird ganz klein im Vergleich zur Vegetation. Der Garten, in seiner ganzen Herrlichkeit, regiert und genügt sich selber. Tönt das nun negativ? Nein, so ist es nicht gemeint, aber es ist schon eine ganz spezielle Gartenerfahrung: überflüssig zu werden.
Und erst einige Woche nach dem Besuch, nachdem ich meine Fotos und Filme durchgeschaut hatte, kann mir das richtige Stichwort für diesen Garten in den Sinn: Der Garten ohne Gärtner.
(PS: Schauen sie sich unbedingt die Fotostrecke zu Great Dixter an – und in 2 Wochen folgend dann im Newsletter einige Videos zu Great Dixter )