Meist hören wir über die Gesundheit und den Ertrag unserer Malini®-Säulenapfelfamilie nur Lob. Wenn wir aber doch mal eine Kritik oder eine Kundenanfrage zu Probleme erhalten, dann dieses: "Der Säulen-Apfelbaum blüht nicht und trägt keine Früchte." Meist wird dann hinzugefügt, dass er aber im vergangenen Jahr doch reichlich getragen habe...
Es ist leider eine Tatsache, dass Säulen-Apfelbäume dazu neigen, nicht regelmässig jedes Jahr die gleiche Menge Früchte zu tragen, sondern alternierend das eine Jahr sehr viele Früchte zu produzieren - und dann im nächsten Jahr fast nicht zu blühen und folgerichtig auch fast keine Äpfel zu tragen. Bei einigen neue Sorten wie z.B. Malini® Subito und in etwas geringerem Ausmass Malini® Pronto konnte diese negative Eigenschaft, die von Obstspezialisten Alternanz genannt wird, weitgehend rausgezüchtet werden; im Grundsatz besteht das Problem bei den Säulenapfelbäumen aber weiterhin. In diesem Artikel zeigen wir, warum das so ist und was dafür unternommen werden kann, damit Ihr Säulenapfel jedes Jahr blüht und Früchte trägt und Sie nie wieder sagen müssen "der Säulenapfel blüht nicht".
Die Gleichzeitigkeit der Blüteninduktion und der Fruchtentwicklung
Im Grundsatz besteht das Problem eigentlich bei allen Apfelsorten, gleich welchen Typs - und auch bei vielen anderen Obstgehölzen. Der Apfelbaum muss nämlich gleichzeitig die heranreifenden Früchte ernähren und - zwischen Juli und September - auch die Blütenknospen fürs nächste Jahr anlegen. Ein Baum im physiologischen Gleichgewicht schafft das problemlos. Der Apfelbaum - und wiederum viele andere Obstgehölze auch - hat zudem Regelmechanismen eingebaut, die dieses physiologische Gleichgewicht stützen und erhalten und die hormonell gesteuert werden. Der sogenannte Junifruchtfall ist das wichtigste Ausgleichsinstrument: Hier lässt der Apfelbaum die überzähligen Früchte fallen, von denen er annimmt, dass er sie ohne Störung des Gleichgewichts nicht ernähren könnte...
"Der Säulen-Apfelbaum blüht nicht!" - Wie kommt es zur Alternanz?
Der Säulen-Apfelbaum blüht nicht, wenn es u.a. zu witterungsbedingten Besonderheiten kommt. Der klassische Fall der Entwicklung der Ertragsalternanz, wo dann auch die Regulierungsmechanismen des Baumes versagen, liegt nach einem Frostausfalljahr vor: Die Blüten des Apfelbaums werden in einem Frostjahr zerstört, er trägt keine Früchte und wird zum Ausgleich - auch um das Überleben der Art zu sichern - umso mehr Blüten anlegen. Der Ertrag ist im Folgejahr ohne äussere menschliche Regulierung so gross, dass er sogar für mehrere Jahre nur noch alternierend trägt. Dieses Phänomen lässt sich am besten in Obstbaumwiesen beobachten, die früher oder später während ihrer langen Lebensdauer sicher ein Frostjahr oder gleich mehrere erleben: Hier ist fast immer eine starke Alternanz zu beobachten, die dann zum Beispiel die Mostobstproduktion ganzer Länder und Regionen sowie die entsprechende Preisentwicklung prägen kann.
Und was führt nun dazu, dass ein Säulenapfel (fast) keine Blüten entwickelt und (fast) keine Früchte trägt?
Diese Alternanz kommt nicht durch äussere Bedingungen oder Einwirkungen zustande, sondern ist in der Architektur des Säulenapfelbaums selber begründet: Der Säulenwuchs kommt ja durch die Kombination kurzer Internodienabstände (zwischen den Blatt- bzw. Blütenknospen) mit einer sehr starken Apikaldominanz (=Spitzenförderung) zustande. Die letztere fördert - auch wieder hormonell gesteuert - das Spitzenwachstum so sehr, dass (fast) keine Seitentriebe entstehen können, alle Kraft und aller Saft geht ins vertikale Wachstum nach oben. Wenn dann der Trieb ins zweite Jahr kommt, werden unweigerlich jede Menge von Blütenknospen angelegt, die so nahe beieinanderliegen, dass der Baum im nachfolgenden Ertragsjahr keine oder fast keine neuen Blütenknospen mehr anlegen mag, da er vollauf mit der Ernährung der Früchte beschäftig ist. Zusätzlich ist zu vermuten, dass die Existenz nur eines Haupttriebs, der Säule (und eben nicht eines komplexen, hierarchisch geordneten Astgestells in jeweils unterschiedlichen Zuständen, mit unterschiedlichem Alter und unterschiedlicher Lichtexposition) zusätzlich nochmals das gleichgerichtete Verhalten (entweder blüht und fruchtet alles oder aber es geht gar nichts mehr) fördert. Entweder blüht und fruchtet alles oder aber es geht gar nichts mehr... Darum und wie schon erwähnt, wegen der kurzen Internodienabstände, neigen Säulenapfelsorten stärker zur Alternanz als normalwachsende Äpfel. Der Säulen-Apfelbaum blüht nicht oder schlicht etwas seltener.
Alternanz - ein Herausforderung für die Züchtung von Säulenäpfeln
Auch wenn jetzt die physiologische Erklärung sehr logisch und unausweichlich klingt, kann in der Züchtung ein Ausweg gesucht werden: In sehr grossen Populationen kann man versuchen, einen Ausreisser zu finden, eine physiologisch und genetisch bestimmte Einstellung, die sich diesen Gesetzen entzieht, z.B. die Fähigkeit auch bei grossem Stress noch Blütenknospen zu differenzieren. Wir sind bis jetzt vor allem bei den kompakteren neuen Malini®-Sorten erfolgreich gewesen; vor allen Malini® Subito fruchtet und blüht in einem Versuchsfeld seit nunmehr 8 Jahren ohne Unterbruch. Allerdings haben wir hier auf einen sehr konsequenten Säulenbaumschnitt verzichtet und lassen Seitentriebe bis zu 50cm zu...
Damit Ihr Säulenapfel jedes Jahr blüht - Massnahmen gegen die Alternanz bei Säulenapfelbäumen
Der Säulen-Apfelbaum blüht nicht - dann gibt es drei Massnahmen, die der Hobbygärtner ergreifen kann, um bei seinen Säulenapfelbäumen weniger Alternanz zu erreichen und jedes Jahr die ersehnten Früchte pflücken zu können:
- Sortenwahl - Sicher entscheidend ist die Sortenwahl. Hier liefern aber die meisten Anbieter keine genauen Angaben, wie es sich mit der Säulenapfelsorten-Eigenschaft ‚Alternanz‘ verhält. Am liebsten schweigt da nämlich der Gärtner ;-) Ganz besonders ist Vorsicht geboten, wenn anstatt mit Fotos nur noch mit wunderschönen Zeichnungen, in denen man vor lauter Früchten kein Holz mehr sieht, geworben wird. Wie gesagt, im Lubera-Sortiment können wir Malini® Subito als beste dauertragende Säulenapfelsorte ohne Alternanz empfehlen, in etwas geringerem Ausmass Malini® Pronto. Interessanterweise handelt es sich dabei um eher kompakt wachsende Sorten (mit kurzen Internodien). Auch wir hatten eigentlich erwartet, dass wir nicht alternierende Sorten eher bei stärker wachsenden Säulenäpfeln mit grösseren Nodienabständen finden würden. Aber so kann man sich auch in der Züchtung (und in der komplexen Natur ganz allgemein) täuschen...
- Weniger schneiden - Ein weniger strenger Säulenschnitt kann die Alternanz ebenfalls mildern. Wir haben das auch bei Malini® Subito zeigen können. Die Erklärung ist ganz einfach: die Baumkrone wird komplexer, unterschiedliche Triebteile befinden sich in unterschiedlichen Zuständen, und in der Folge gibt es immer irgendwo Äste, die noch Blüten anlegen können und im Folgejahr fruchten. Wenn man die Alternanz solcherart mildern will, empfehlen wir einen Schnitt, der Seitentriebe bis zu 50 cm Länge zulässt. Hier muss der Gärtner selber abwägen, was ihm wichtiger ist: Der schöne reine Säulenwuchs oder der regelmässige Ertrag...
- Ausdünnen - Die bei weitem wichtigste und effizienteste Massnahme ist aber das Ausdünnen. Nach dem natürlichen Junifruchtfall werden alle Blütenbüschel auf ein bis zwei verbleibende Jungfrüchte ausgedünnt. Ob man auf Einer-Büschel oder Zweier geht hängt vom Alter und von der Grösse des Säulenapfelbaums ab. Noch wichtiger ist aber die Erfahrung: Hat die Ausdünnung auf Zweier in der Vergangenheit doch noch zu Alternanz geführt, wird zwei Jahre später (Ausdünnen nützt ja nur im Vollerntejahr!) auf nur eine Frucht ausgedünnt.
Alternanz
Freundliche Grüsse
Ihr Lubera Team