Eine der schönsten und bewegendsten Apfelgeschichten, von Glück und Unglück, von Tod und Wachstum, ist die von John McIntosh – und von seinem APFEL.
Pflanzen erzählen Geschichten, und ihre Früchte noch viel mehr. Natürlich sind es am Ende die Menschen, die Geschichten erzählen, aber die Geschichten gewinnen – im Erzählen selber und in der Überlieferung – eine Eigendynamik, die Dinge zusammen kommen lässt, die wirklich zusammengehören, die aber wahrscheinlich so nie geschehen sind. Oder halt vielleicht doch? Gut, dass wir das nicht wissen.
John Mcintosh wurde 1777 in New York geboren. Als junger Mann verliebte er sich unsterblich in Dolly Irwin. Deren Eltern waren britische Loyalisten und entsprechend auch gegen die Verbindung ihrer Tochter mit John eingestellt, der wohl aus einer Familie von Unabhängigkeits-Befürwortern stammte. Irgendwann übersiedelten die Irwins ins britische Kanada. Und bald konnte auch John McIntosh nicht mehr anders und folgte seiner geliebten Dolly in den britisch gebliebenen amerikanischen Norden. Bei seiner Ankunft aber war Dolly tragischer Weise bereits verstorben. Der unglückliche John mochte es erst glauben, als er ihre leiblichen Überreste ausgegraben hatte.
John McIntosh, so geht die Geschichte weiter, siedelte in der Nähe und fand im Dickicht seiner neuen Farmparzelle, umwachsen von wilden Brombeeren und anderem Gebüsch, 20 kleine Apfelbäume. Sie müssen von einem vorherigen Siedler gepflanzt worden sein, der vielleicht auch unglücklich scheiterte. Nach amerikanischem Gewohnheitsrecht war es bis weit ins 19. Jahrhundert hinein möglich, mit dem Pflanzen einer bestimmten Zahl von Apfelbäumen die Inbesitznahme eines Stück Landes zu dokumentieren und nachher auch grundbuchrechtlich zu vollziehen.
Aber zurück zu John und seinen 20 hochwertigen Apfelbäumen. Dem Leidgeprüften blieb wirklich nichts erspart. Alle diese Apfelbäume, alle diese frischen Hoffnungen starben schon bald nach ihrer Entdeckung. Alle bis auf einen: McIntosh. Glück im Unglück.