Das meine ich jetzt nicht sarkastisch. Aber es stimmt: Nach dem Frost ist vor der Ernte. Auch wenn bei vielen Bäumen nach diesen Frösten die Ernte ausfallen oder kleiner werden wird, irgendwann wird eine neue Ernte kommen. Und es macht durchaus Sinn, sich jetzt schon darüber Gedanken zu machen: Was bedeuten der Frost und der Fruchtausfall für die Pflanzen und was bedeuten sie für uns Gärtner?
1. Die Pflanze hat nun Kraft. Die Kälte hat ihr nur äusserlich, an ihren frischen Trieben und Geschlechtsorganen geschadet, der Rest ist intakt und handlungsfähig. Ja da ist sogar mehr Kraft als in Vollertragsjahren. Der Baum muss ja keine oder weniger Früchte ernähren. Entsprechend wird er triebmässig mehr wachsen als in Normaljahren.
2. Da es bei den meisten Obstarten eine Konkurrenz zwischen Trieb- und Fruchtwachstum gibt, sollten wir das jetzt bevorstehende Triebwachstum nicht noch mehr unterstützen. Entsprechend fallen ab jetzt die Dünger- ,Kompost – oder Mistgaben aus! Damit würden wir nur noch mehr Triebwachstum verursachen und allenfalls die Blütenbildung fürs nächste Jahr, für 2018 gefährden.
3. Entsprechendes gilt auch für Schnitt, Winterschnitt und Sommerschnitt: auch die sollten dieses Jahr ausfallen, um die Pflanze nicht noch verrückter zu machen, um sie nicht noch mehr in ein wahnsinniges Wachstum zu treiben.
4. Pflanzen denken langfristig. Die Blüten für die nächstjährige Blüte und Ernte werden zwischen Juni und September in den Trieben und Knospen differenziert. Dazu können wir nicht allzu viel tun, aber vielleicht haben wir doch Zeit, im Sommer den einen oder anderen steilen Treib in die Waagrechte zu binden. Das schränkt das vegetative Wachstum ein und fördert die Blütenbildung.
5. Und jetzt begeben wir uns ins nächste Jahr, ins Jahr der Fruchthoffnung 2018: Fast sicher wird Ihr frostgeschädigter Baum 2018 wahnsinnig viele Blüten tragen. Er hatte ja mehr als genug Zeit und Energie, sie zu entwickeln. Und er war weniger untätig, als Sie meinten;-) Geniessen Sie die Blüte, die Aussicht auf eine reiche Ernte!
6. Wenn es klar wird, dass eine gigantische Blüte bevorsteht (dicke Knospen, erstes Farbezeigen der Blüten), können auch die rausgeschobenen Schnittprojekte umgesetzt werden. Ja, erst dann. Denn nur wenn der Baum stark blüht, wird er die Schnitteingriffe ohne Murren überstehen und nicht wieder mit einem überstarken Wachstum reagieren. Also jetzt ist Schneiden endlich erlaubt!
7. Den richtigen Ertrag sieht man nicht in der Blüte, sondern erst ab dem Junifruchtfall, wenn die meisten Obstarten ihre überflüssigen Früchte abgeworfen haben. Danach ist dann eine weitere gärtnerische Kür angesagt: In solchen Ertragsjahren, die auf ein Frostjahr folgen, muss unbedingt ausgedünnt werden. Die einfachste und beste Regel ist es, beim Kernobst an jedem Blütenbüschel nur eine Frucht pro Büschel stehenzulassen; beim Steinobst und insbesondere bei Kirschen soll jedes zweite Fruchtbüschel gänzlich weggeschnitten werden.
8. Ach ja, und dann ist Ernten angesagt. Der Obstbaum wird Ihr langes Warten und Ihre Unterstützung mit phantastischen Früchten belohnen. Es ist nämlich nicht so, dass im Garten die Hoffnung zuletzt stirbt, am Ende erfüllt sie sich!