Ja, das ist hier die Frage! Und sie ist – leider – nicht so eindeutig zu beantworten. Im Garten (und nicht nur da!) gibt es ziemlich viele Möglichkeiten, selig zu werden, und das gleiche gilt auch beim Düngen. Beides kann zum Ziel führen: das Düngen und das nicht-Düngen!
Natürlich höre ich jetzt schon das Stöhnen und Räuspern meiner Leser: War will er uns hier sagen, wo finden wir Halt und Rat. Was sollen wir jetzt tun? Ehrlich, es ist nicht so einfach. Aber nach meiner Erfahrung – und dabei bleibe ich – ist es allemal das Beste, vom nicht-Düngen auszugehen. Das ist letztlich auch die ganz natürliche Situation: Die Pflanzen wachsen, ihre Wurzeln , immer unterschätzt, suchen sich ihren Weg kilometerlang durch den Boden, spüren mit ihren Wurzelspitzen den im natürlichen Boden immer wieder neu mineralisierten und nachgelieferten Nährstoffen nach, so intelligent, so clever, so ausgefuchst, dass wir es uns kaum vorstellen können. Und das ging so über Hundertausende und Millionen von Jahren. Und waren da Dünger? Nein!
Und jetzt stellen Sie sich einfach mal das Resultat von (zu viel ausgebrachten) Düngern vor: Die Pflanze, die eben nicht dumm ist, tendiert zum Luxuskonsum, sie sagt sich, warum soll ich da noch arbeiten und meiner Nahrung hinterher rennen, wenn sie frei Haus geliefert wird; sie geniesst den aktuellen Überfluss, ergeht sich im Wohlsein, und vergisst das nachhaltige, hungrige Wurzelwachstum. Sie wird bequem, satt und müde. Und im Endeffekt ist sie so auf all die Unbilden, die ihr wiederfahren können, gar nicht mehr vorbereitet.
Wollen wir das? Nochmals Nein! Das nicht-Düngen ist also die Basis, von der wir ausgehen. Das nicht-Düngen ist sogar die Basis des Düngens. Aber bevor ich jetzt vollends unglaubwürdig werde, versuche ich so konkret wie möglich die Gartensituationen aufzuzählen, in denen man grundsätzlich nicht düngen soll.
Nicht düngen!
1. Nicht düngen im Garten, im gewachsenen Boden: Im Freiland, im natürlich gewachsenen Boden soll man in der Regel nicht düngen. Natürlich gibt es ziemlich zahlreiche Ausnahmefälle (von denen wir es unten haben), aber wie immer bestätigen sie letztlich nur die Regel;-) Der natürliche und vom Menschen gepflegte Gartenboden hält immer wieder neue Nährstoffe für die wachenden Pflanzen und ihre intelligenten Wurzeln bereit, vor allem wenn er laufend – über die Pflanzenreste, über abgestorbene Wurzeln, über Kompost, Laub und Mulch – mit neuem organischen Material versorgt wird, den dann die Bodenlebewesen zerlegen und zur Mineralisierung führen können.
2. Nicht düngen, wenn alles gut wächst: Es gibt im Garten nichts Aussagekräftigeres als gesund wachsenden Pflanzen. Sie sprechen; sie zeigen, dass es ihnen gut geht (und auch, wenn etwas fehlt). Natürlich schwingt da beim Gärtner immer auch die ewige menschliche Angst vor der Zukunft mit: Kann sich das gute Wachstum wiederholen, können wir von der guten Vergangenheit auf die Zukunft schliessen? Ja wir können! Es ist bei weitem die beste Hypothese. Jedenfalls besser als vorsorglich-präventiv-hilflos helfend mit Dünger einzugreifen. Und wenn es dann, wider Erwarten, doch anders kommt, dann sagt es uns die Pflanze früh genug!
3. Nicht düngen im Gartenboden, der über lange Jahre laufend mit Kompost, Mist und anderem organischen Material versorgt worden ist: Das ist natürlich eine Spezialform des unter dem ersten Punkt abgehandelten Falles. Gärtner vergessen immer wieder, dass Kompost und Mist auch Dünger sind. Vielleicht sogar mit die besten. Und diese organisch-natürlichen Dünger werden in einem langsamen, jedoch sehr effizienten Prozess von den Bodenlebewesen zerlegt und für die Pflanzenwurzeln aufbereitet. Da kann ich mich dann als Gärtner auf meine Vorarbeit verlassen und den Rest den Bodenarbeitern und Wurzeln überlassen. Diese wissen auch ziemlich genau – jedenfalls besser als wir Menschen, was sie wann aufnehmen können und müssen, und was nicht. Das haben sie in Millionen von Jahren gelernt, und dieses Wissen können und müssen wir düngend nicht übertrumpfen.
4. Nicht düngen, wenn ein Obstgehölz stark, zu stark wächst: Das ist ein klassischer Fall. Immer wieder berichten mir Kunden, dass ihre Obstbäume wunderprächtig gedeihen, aber dass sie dem Wachstum und den Wasserschossen kaum mehr Herr werden. Was ist meine stereotype Antwort: Gar nichts machen, sicher nicht (zu viel) schneiden, und ganz sicher nicht düngen!
5. Nicht düngen, wenn ein Obstbaum keine Früchte trägt: Bei vielen, ja bei den meisten Obstgehölzen, die bei uns heimisch sind, sind Wachstum und Fruchtansatz negativ korreliert. Je mehr ein Apfelbaum wäscht, desto weniger trägt er Früchte. Auch das ist eine Regel, die zunächst für uns Menschen nur schwer einzusehen ist. Und unsere Freunde, die Gartenbauer und Garten-Landschaftsgärtner, die jedes Jahr die Obstbäume ihrer Klienten “schön” schneiden, werden es gar nie begreifen. Aber es ist so! Die beste Hilfe für Fruchtansatz und mehr Früchte ist es, nicht zu schneiden und nicht zu düngen. Einfach nichts machen und warten, bis der Baum in sein natürliches Gleichgewicht kommt. Da gilt übrigens auch für im Garten gut (zu gut!) etablierte Feigen, die noch immer nicht (oder zu wenig) Früchte tragen!
Düngen!
Nachdem ich mich übers Nichtdüngen gebührend ausgesprochen habe, kommt – natürlich – das Düngen an die Reihe. Wann soll man unbedingt düngen, wann ist Düngen in fast jedem Fall angezeigt und auch – im wahrsten Sinne des Wortes – fruchtbar? Vielleicht macht es auch Sinn, eine allgemeine Regel vorauszuschicken: Düngen (so wie wir es hier verstehen als künstliche Zugabe von Nährstoffen in verschiedenster Form) ist Menschenwerk, und entsprechend ist Düngen vor allem auch in menschengemachten, eher naturfernen Gartensituationen notwendig. Das ist übrigens gar keine Wertung. Ich bin gar nicht der Meinung, dass Natur und Gartenkultur immer übereinstimmen müssen. Oder würden Sie gerne wieder nächstens in einer Höhle wohnen? – Wann und was also soll gedüngt werden?
1. Rosen düngen! Vor allem die modernen, immer-blühenden Rosen müssen so einiges leisten. Die ursprünglichen europäischen Rosen, die bis ins 19. Jahrhundert hinein unsere Gärten dominierten, mussten nur einmal blühen und sie konnten das überdies geruhsam am letztjährig gewachsenen Holz tun. Eins nach dem anderen sozusagen: Zuerst wächst der Trieb, und im nächsten Jahr kommen dann die Blüten dran. Die modernen dauerblühenden Rosen, die über die Einzüchtung fernöstlicher Rosenarten entstanden sind, müssen beides zur gleichen Zeit: Wachsen und Blühen.
Und das nicht nur für einige Wochen, sondern während der gesamten Vegetationsperiode! Je mehr und je gesünder sie wachsen, desto mehr Blüten können sie produzieren. Und also brauchen sie zusätzlichen Dünger. Wir raten sogar dazu, im Sommer, nach dem ersten Flor, die Beet-, Busch- und Edelrosen nochmals bis zur Hälfte zurückzuschneiden, alle kranken Triebe und Blätter zu entfernen und sie dann mit der Gabe von Langzeitdüngern (am besten natürlich der Frutilizer Saisondünger;-) nochmals für den Sommer und Hebst mit Nährstoffen zu versorgen. Das ist bei weitem die beste Abhilfe gegen im Sommer und Herbst nur noch schwächelnde und krankheitsanfällige Rosenpflanzungen.
2. Johannisbeeren und Stachelbeeren düngen! Johannisbeeren und Stachelbeeren bringen die besten und grössten Früchte am jungen, 2- und allerhöchstens 3-järhigne Holz. Am besten scheidet man bei einem Johannis- oder Stachelbeerstrauch auch jährlich bis zu einem Drittel der älteren und dickeren, stark verholzten Triebe raus, auf dass neues Wachstum entstehe, das die Basis für einen guten Fruchtertrag darstellt. Also: düngen! Und schneiden!
3. Düngen im Topf und Kübel! Hier kultivieren wir Pflanzen in einer künstlichen und vor allem eng begrenzten Umgebung. Daran sind sie eigentlich nicht gewohnt. Wir sperren die Wurzeln ein, lassen ihnen nicht ihren natürlichen Lauf! Das ist in der Gartenkultur natürlich erlaubt, aber die so eingesperrte Pflanze braucht zusätzlichen Dünger Die natürliche Mineralisierung im Topf oder Kübel kommt vielfach in falschen Moment und in ungenügendem Ausmass, die an und für sich so intelligenten und vifen Wurzeln können nicht genügend reagieren (wo und wie auch?) – und da müssen wir helfend und düngend eingreifen. Schliesslich haben wir ja diese für Pflanzen ziemlich missliche Situation ja auch verursacht.
4. Säureliebende Pflanzen, Moorbeetpflanzen und Heidelbeeren düngen! Diese Pflanzen kultivieren wir oft in einem Moorbeet oder im Topf, da die meisten Gartenböden eben nicht genügend sauer sind (PH 4-5).Damit haben wir letztlich auch im Moorbeet die gleiche Situation wie im Topf oder Kübel. Zwar passt der Pflanze die extra eingebrachte saure Erde und wir schützen sie auch meist mit Plastikfolie gegen von aussen eindringendes kalkhaltiges Bodenwasser, aber die Wurzeln sind ebenfalls gefangen, die Mineralisierung reicht bei weitem nicht aus. Der leicht sauer wirkende Frutilizer Saisondünger bringt da Hilfe und Entlastung, und bei ungenügendem Blüh- und Wuchsresultat kann zusätzlich Instant Blue eingesetzt werden. Aber Achtung bei den Heidelbeeren! Sie sind sehr empfindlich gegen Übersalzung, gegen zu viel Dünger zur gleichen Zeit. Hier empfehle ich unbedingt, zunächst nur mit Langzeit und Saisondünger zu arbeiten, der die Nährstoffes (die Salze) nur sehr langsam, in Funktion der Bodentemperatur und der Feuchtigkeit abgibt und so nie zu einer Übersalzung führen kann.
5. Beet und Balkonpflanzen düngen: Wieder Menschenwerk! Wir haben wunderschöne, überreich blühende Hochleistungspflanzen angezogen und wir kultivieren sie in Töpfen und Balkonkisten. Woher sollen sie all die Nährstoffe, all die Energie nehmen, die sie fürs Wachstum und für die opulente Blüte brauchen? Sie leben letztlich an unserem Tropf, von unserem Geisswasser und auch vom regelmässig mit dem Giesswasser ausgebrachten Lebenselixier (Frutilizer Instant Bloom).
6. Dünger als Starthilfe und als Hilfe zur Selbsthilfe: Versetzen Sie sich in die Situation einer frisch gepflanzten Jungpflanze. Sie wird, ob mit Topfballen oder wurzelnackt, in eine fremde Umgebung regelrecht “hineingeworfen”. Die Wurzeln sind noch gar nicht auf Abenteuerlust und Wachstum eingestellt. Gleichzeitig aber beginnt im Frühling die Vegetation oder sie geht, bei einer Pflanzung im Sommer, einfach weiter. Die Pflanze treibt aus – und muss doch auch Fuss fassen. Hier hilft ein mässig ausgebrachter Startdünger, bei Gehölzen am besten auch in Form einer Handvoll Frutilizer Saisondünger oder bei anderen Pflanzen mit Frutilizer Volldünger. Aber bitte nicht zu viel des Guten, denn wir wollen ja, dass die Wurzeln trotz des Startmenus hungrig genug bleiben und sich auf ihre Entdeckungsreise machen. Und noch etwas: Reissen Sie den Wurzelballen beim Pflanzen immer ziemlich brutal auf, jedenfalls so brutal, dass es Ihnen als Gärtner und Pflanzenfreund schon weh tut. Das ist genau das richtige Mass! Denn nur so bringen sie die Wurzeln in die richtige Startposition.
7. Düngen bei Problemfällen: Hören Sie auf die Pflanze, sehen Sie genau hin, sie erzählt uns viel mehr, als wir meist hören und vor allem verstehen können. Sie zeigt nur einen Mickerwuchs, sie hat gelbliche oder leicht aufgehellte Blattspreiten? Hier kann Instant Bloom helfen, die Startschwierigkeiten zu überwinden. Gelbe nekrotische Blätter bei Himbeeren oder auch bei Zitruspflanzen: Da liegt meist eine Blockierung des lebenswichtigen Eisens vor und kann mit der Hilfe von Frutlizer Instant Solution überwunden werden, der das Eisen in pflanzenverfügbarer Form schnell zu den Pflanzenwurzeln bringt.
Wenn ich jetzt meinen Düngertext durchlese, stelle ich zu meinem Erstaunen fest, dass ich doch 7 Punkte zum Düngen und nur 5 Abschnitte zum Nicht-Düngen zustande gebracht habe. Der Eindruck trügt aber! Vergessen Sie bitte nie, was die natürliche Basis ist: nicht düngen, vor allem im Garten und im gewachsenen Boden. Je künstlicher, je menschengemachter die Gartensituation ist, desto mehr braucht es Dünger – auch wenn es manchmal nur Kompost und Mist sind. Setzen Sie Dünger gezielt und eher als Problemlöser ein, nicht als vorzeitige und ohne Nachfrage verteilte milde Gaben, die in vielen Fällen kontraproduktiv wirken!
Markus Kobelt