Ein Garten ist ja per Definitionem ein begrenzter Raum. Mit einem Zaun drum. Kulturland halt, im Gegensatz zu Weiden und wilder Natur. Nun ist das mit den Zäunen aber wohl nicht allen klar. Manche Kühe jedenfalls denken, dass ein Zaun, zumal wenn er sich schon etwas morsch und wackelig gestaltet, dazu da sei, um einfach mal drüber hinwegzulatschen....
Ich hab vor Jahren mal einen Roman gelesen, der hiess "Herr der Zäune". Geschrieben hat ihn der englische Schriftsteller Magnus Mills. Und ebendieser Roman kam mir neulich in den Sinn, wie ich eines friedlichen Morgens in meinen Fellpantoffeln am Schreibtisch sass und vom Bildschirm aufblickte, um gemütlich an meinem Nescafé zu schlürfen. Was sah ich da aus dem Augenwinkel, ja was sah ich, etwas Hörnerartiges vor dem Fenster, also genaugenommen zwei Kuhhörner. Ich finde ja Kühe mit Hörnern schon noch cool. Und diese hier, die ist besonders hübsch. Und anhänglich ist sie. Sie kommt mir jeweils auch Gesellschaft leisten, wenn ich im Gemüsegarten am Jäten bin. Aber dass sie nun ihren gutmütigen grossen Kopf direkt zu meinem Bürofenster hochstreckt, als wollte sie von mir am Hals gekrault werden (was ich ja jeweils auch gerne mache, wenn wir uns über den Gartenzaun begegnen), diese ungewohnte Nähe nun, wie sie also ganz offensichtlich bei mir auf dem Vorplatz stand, den ich schön zurechtgemacht hatte als Yogaecke (also die Platten geschrubbt und geputzt!), und wie sie sich Richtung Gondeli bewegte, als wolle sie ihren grossen gehörnten Kopf gleich durch die Tür desselben schieben, ja da verschluckte ich mich fast an meinem Kaffee, und begab mich alsofort zum Fenster, um mit der guten Kuh ein ernsthaftes Wörtchen zu reden.
Es ist nun mal so, dass Kühe auf die Weide gehören. Und nicht in den Garten. Und schon gar nicht auf das zwecks Yogamätteli ausrollen sauber gefegte Vorplätzchen. Wo nun, mittendrin, ein saftiger Kuhfladen sich ausbreitete. Gopf.
Bild: Ob man diese Petunien wohl fressen könnte? Oder die leuchtenden Pelargonien vielleicht?
Das andere Thema, das ich mit der Kuh zu diskutieren hatte, war der Zustand meines Gartenzaunes. Den hatte sie nämlich schnöderweise schlicht heruntergerissen. Zu Boden getrampelt. Aus und kaputt. Gopf. Was soll das werden, liebe Kuh? Ich ging also nach draussen und wollte ihr den Weg zeigen, damit sie zu ihren Kolleginnen auf die Weide zurückfanden. Die Kuh aber fand, bei mir sei das Gras sowieso besser. Und erst der Malabarspinat! Und den Sellerie schien sie auch zu mögen. Die frisch gepflanzten Himbeeren fand sie ebenso interessant, und im Vorbeigehen frass sie noch ein paar Chrysanthemen. Na dann, Bergkäse mit Chrysanthemengeschmack, ich bin mal gespannt!
Ja und nun zum Zaun. Also eben, eigentlich ist ein Garten per Definition ein umzaunter Raum, ein kultivierter Flecken Erde, und das im Gegensatz zum Feld, zur Wiese, zur Natur. Der Garten entsteht recht eigentlich erst durch das Errichten eines Zaunes. Innerhalb des Zaunes, da wird kultiviert und gejätet, da wird angebaut und gestaltet. Ausserhalb aber, ausserhalb sind Felder und Wiesen, oder je nach Ort Strassen und Plätze und anderes. Aber fast immer sind die Gärten darauf angewiesen, dass sie klar abgegrenzt sind. Denn innerhalb des Gartens gelten nun einmal andere Regeln. Umso dankbarer war ich dann, dass die Bäuerin den Zaun prompt geflickt und kräftige neue Pflöcke eingeschlagen hat. Denn ohne einen soliden Zaun wird das mit den vorwitzigen Kühen rundherum hier nie etwas mit meinem Berggarten.
Bild: Was gibt's denn hier so Neues zu fressen? Die Kuh schaut ganz genau, was bei Lubera-Autorin Sabine Reber im Gemüsegarten alles angepflanzt wird.... Himbeeren zum Beispiel. Und dann ist da noch dieser leckere Sellerie.... die Topinambur-Stauden im Vordergrund scheinen sie hingegen nicht zu interessieren.