Diesen Herbst muss ich mal wieder gründlich über die Bücher, bzw über die Beete. Meine Stauden waren zum Teil nicht sehr glücklich im Bieler Garten, zu mager der Boden, zu viel Schatten werfen Tanne und Thujahecken. Nächste Saison sollen sie es in Twann besser haben, wo ich nun ein grösseres Staudenbeet plane.
Und dafür brauche ich vor allem Material, jede Menge Pflanzenmaterial. Alles neu kaufen kommt derzeit nicht in Frage, mangels Budget, und auch mangels Geduld. Ich arbeite lieber mit Stauden, die ich selber teile, einerseits, weil ich an meinen Pflanzen hänge, und vor allem, weil man mit grossen, schon einige Jahre alten Wurzelballen rascher auf einen grünen Zweig kommt. Sie freuen sich ja, wenn sie geteilt werden und in frische, mit Kompost aufgedüngte Erde verpflanzt werden, und blühen dann in der ersten Saison jeweils besonders munter.
Stauden werden jeweils geteilt, sobald sie vergreisen. Dann lässt ihre Blühfreudigkeit nach, und sie verkahlen in der Mitte. Bei kurzlebigen Stauden wie Federnelken und Mädchenauge ist das oft schon nach zwei Saisons der Fall. Die meisten Stauden werden nach drei bis vier Jahren geteilt. Langlebige Pflanzen wie Rittersporn, Pfingstrosen und Tränende Herzen kommen jedoch erst nach einigen Jahren richtig in Fahrt, und sollten möglichst lange in Ruhe gelassen werden. Allerdings habe ich auch schon alte Pfingstrosen geteilt, die danach trotz gängiger Lehrmeinung ganz gut weitergeblüht haben. Ein grosszügiger Eimer voll Kompost hat da wohl den Trennungsschmerz wettgemacht!
Die Wurzelballen werden immer mit der Grabegabel oder dem Spaten als Ganzes aus der Erde geholt. Lockere Wurzelballen wie Helenium oder Glattblattastern lassen sich leicht auseinanderzupfen. Kompakte Klumpen werden mit Spaten, Messer oder nötigenfalls gar mit der Säge zerkleinert. Das mag brutal aussehen, verjüngt aber die Pflanze und verhilft ihr zu einem längeren Leben, und uns zu grösserer Blütenpracht. Jedes Teilstück sollte mindestens zwei gesunde Triebknospen haben und etwa faustgross sein. In dieser Grösse treiben sie rasch und kräftig durch. Zu grosse Stücke haben mehr Mühe mit Anwachsen. Heikel zu teilen sind Stauden mit Pfahlwurzeln. Bei meinen weissen Herbstanemonen wage ich es trotzdem. Man muss so tief wie möglich graben und versuchen, die Wurzeln nicht abzuschneiden. Und dann halt etwas Geduld haben, bis sie sich erholen. Bei allen frisch geteilten und verpflanzten Stauden ist es wichtig, sie einzuschwemmen. Da mag sich mancher Passant zwar an den Kopf fassen, wenn man so im Novemberniesel mit der Giesskanne zu Gange ist. Aber Nieselregen reicht eben nicht, und sogar bei Dauerregen ist es nötig, den Pflanzen anfangs noch zusätzlich Wasser zu geben. Wenn sie erst einmal richtig eingeschwemmt sind, decke ich sie mit Laub ab, und lasse sie in Ruhe bis im Frühling.
Und nun gehe ich also mit besonders kritischen Augen durch den Garten: Der Meerkohl kommt mit, und die Funkien kommen mit. Die Katzenminze auch, sie blüht monatelang und ist äusserst dankbar. Der armenische Storchenschnabel kommt sowieso mit. Silberblattsalbei und Edelweiss sind weitere Favoriten. Und weisse Echinacea brauche ich für das neue Beet, die will ich ordentlich vermehren, man kann davon nicht genug haben, gerade auch für Blumensträusse sind sie ideal. Den Federmohn (Macleia cordata) lasse ich in Biel, der fühlt sich da wohl und wuchert vergnügt vor sich hin. Im neuen Beet aber würde er zu viel Platz einnehmen. Bei den Dahlien schreibe ich Farben und Sorten an, und überwintere die Knollen im Keller. Dahlien sind immer gut, sie bringen Drama und Stimmung ins Beet. Die Gladiolen hingegen werfe ich weg. Ich mag sie zwar in der Vase, aber im Beet schaffe ich es nicht, sie mit ihrer strengen Form gescheit zu integrieren, sie wirken immer wie Fremdkörper. Und Frauenmantel brauche ich natürlich, Frauenmantel brauche ich immer, für Blumensträusse, und als Rand der Staudenbeete. Es gibt nichts Besseres.
Und wenn wir schon am Teilen sind, warum nicht gleich ein paar Wurzelstücke an liebe Gartenfreundinnen weitergeben, oder tauschen. Dann haben alle was davon. Und falls mal was schief gehen sollte, könnte man zur Not dann sogar ein Stück zurückerbetteln.