Nachdem wir dieses Jahr unsere ersten eigenen Süsskartoffeln, die Sugaroots®, auf den Markt gebracht haben, ruhen wir uns auf den süssen Lorbeeren und Kartoffeln nicht aus – sondern es geht mit Vollgas weiter. Unsere Züchtungsabteilung mit Moritz Köhle und Frederik Vollert pflanzte Ende Mai 7000 Süsskartoffel-Sämlinge, verteilt auf über 30 Züchtungspopulationen.
Inhaltsverzeichnis
Warum wir so viele Süsskartoffelsämlinge pflanzen?
Warum so viele? Die Süsskartoffel, Ipomea batatas ist eine sehr diverse Pflanze, sie hat 6 Chromosomenstränge (ist hexaploid) – und all diese Geninformationen kombinieren sich bei jeder Kreuzung und bei jedem Sämling aufs Neue und führen zu den unterschiedlichsten Pflanzeneigenschaften. Diese Diversität sehen wir am besten, wenn wir genügend grosse Populationen auspflanzen und testen können. Die Süsskartoffel hat noch viele Geheimnisse und unendlich viel Potential, das es zu entdecken gilt…
Bilder: Die Sämlingspflanzen auf dem Züchtungsfeld von Lubera
Die konkreten Zuchtziele bei der Süsskartoffelzüchtung
Natürlich haben wir uns bei der Auswahl der Kreuzungen, aber auch im Hinblick auf die Züchtungssaison für die Auswahl der besten Sämlinge viele Zuchtziele vorgenommen:
- Sorten mit einer eher ‘flüssigen’, sämigen Textur
- Supersüsse Sorten zur Erweiterung unserer Sugaroot® Serie; noch fehlt uns eine intensiv orange-gefärbte Süsssorte, ebenfalls eine Sorte mit einem süss-aromatischen rot-violettem Fruchtfleisch
- Süsskartoffeln für eine kurze Kulturzeit
- Süsskartoffeln mit einem aussergewöhnlichen gesunden Blattkleid bis Ende September
- Süsskartoffeln mit zierendem Blattwerk, unterschiedlichen Blattformen und -farben
- Ziersüsskartoffeln für Kübel- und Trogkultur mit regelmässigen und grossen Knollenerträgen
- Regelmässige Knollen, die kompakt unter der Pflanze und möglichst eng rund um die Pflanze liegen
- Süsskartoffeln mit einem besseren Blatt-Knollenverhältnis: das heisst kompakt wachsende Sorten mit 50-70cm langen Triebe machen
- Erträge von 3-4 kg pro Pflanze
Züchtungsplanung und Züchter 'Zufall'
Undundund… die Wunschliste unserer Züchter könnte natürlich noch beliebig weitergeführt werden. Aber auch bei dieser fast unübersehbaren Anzahl von Sämlingen muss es immer auch möglich sein, mit dem Auge des Züchters das zu finden und zu erkennen, was man vorher so gar nicht erwartet hat.
Das Auge des Züchters und die Daten
Dazu wird es viele Spaziergänge übers Feld brauchen, immer mit einigen Bambus zum Markieren der Sorten. Vor allem wird die Ernte und Verarbeitung der Ernte wohl 2 Wochen im Oktober in Anspruch nehmen. Am Schluss fliessen dann die Daten zu den oberirdischen Organen (Blätter, Trieblänge, Buschigkeit, Farbe) mit den Ertragsdaten und den Erhebungen zur Fruchtqualität zusammen. Die besten und interessantesten 30-50 Selektionen werden wir dann im Winter auch ausgiebig degustieren und bewerten. Selbstverständlich haben wir zu den Sämlingen auch die Bibliothek unserer und fremder Standartsorten gepflanzt, um einen objektiven und standortgerechten Massstab zur Beurteilung unseres Zuchtmaterials zu haben. Ebenso werden zusätzlich zu den 7000 Sämlingen auch die fortgeschrittenen Selektionen der letzten Jahre gepflanzt, um sie so auf Herz und Nieren zu prüfen.
Bild: Zuerst müssen die über 7000 Sämlingpflanzen aufs Feld gebracht werden.
Bild: Das Züchterteam beim Pflanzen der Süsskartoffelsämlinge.
Bild: Das Lubera Züchtungsfeld in Buchs mit den frisch gepflanzten Süsskartoffelsämlingen.
Wie viele Sorten werden sich aus diesem Feld entwickeln lassen?
Das steht in den Sternen – oder eher etwas weiter unten in den sich noch entwickelnden Wurzen der jetzt gepflanzten Sämlinge. Aber aufgrund der Erfahrungen in den letzten 5 Jahren sind wir sicher, dass wir interessante neue Sorten für den Hausgarten, aber auch für den Erwerbsanbau in Mitteleuropa finden werden. Der Grund dafür liegt übrigens weniger in unseren Züchtungsfähigkeiten als in der unglaublichen Diversität der Süsskartoffel selber. Sie ist ein Geschenk der Natur. Wir müssen sie nur entdecken.