Die Duftwicke ist hierzulande keine Unbekannte, das wäre sicherlich falsch zu behaupten. Aber ist sie geschätzt? Weit verbeitet? Nunja. Man stösst auf die schöne Platterbse hier und da in Garten- und Lifestyle-Magazinen. Und so mancher Händler – auch die, die die guten alten Dinge an den Mann und freilich auch die Frau bringen wollen – loben und preisen die Duftwicke und ihre unzähligen Sorten. Das alles aber, ohne der Wicke einen ihr angemessenen Erfolg zu bescheren. Hand aufs Herz: Können Sie Duftwicken Ihr Eigen im Garten nennen?
Ihre Anmutigkeit sucht ihresgleichen, ihre betörende Schönheit hat feenhaften Charakter. Und der Duft! Was wäre ein Sommer ohne ihn, hört man die Schwärmer schwärmen. Wohl wahr, wohl wahr. Der Vorteile noch nicht genug, denn ihre Kultur ist unkompliziert, der Wuchs üppig, was nicht zuletzt deshalb erwähnenswert ist, weil man die Wicke daher reichlich als Schnittblume ins Haus holen kann. Und auch hier macht sie eine glänzende Figur!
Andere Länder, andere Sitten, heisst es. Und manchmal kann man sich ja wundern und gleichzeitig freuen, dass bestimmten Pflanzen anderswo eine gänzlich andere Wertschätzung zukommt. Bei Lathyrus odoratus, so der korrekte botanische Name, ist das auch so. In England könnte man fast schon von einem Hype sprechen. Dort hört die Gute auf den Namen Sweet Pea und fast schon überflüssig zu erwähnen, dass es eine National Sweet Pea Society gibt. Auch bei Graham Rice, dem Transatlantic Gardener, kann man von der Bedeutung der British Sweet Peas nachlesen. Die Wicke übrigens wurde vor mehreren hundert Jahren aus dem Süden Italiens nach England gebracht. Mit grossem und nachhaltigem Erfolg. Im späten 19. Jahrhundert dann begann die intensive Auslese neuer Sorten – Ziel freilich waren stabile Stängel und attraktive, grosse Blüten.
Auf die Idee, hier diese kleine Wickenplauderei zu verfassen, hat uns eine Kundin mit Ihrer Anfrage gebracht:
"Ich möchte unbedingt Wicken an meinem Balkon ranken lassen. Ich habe sie letztes Frühjahr als Samen in die Erde getan, sie sind bis heute nur etwa 15 cm gewachsen. Geblüht haben sie bisher nie. Kommt vielleicht noch. Nun, ich habe Samen von duftenden Wicken aus England mitgebracht. Wieviele Samenkörner muss man zusammen in eine Kartonrolle mit Erde legen?
Wie lagere ich diese Päckchen? Draussen? Drinnen? Feucht? Warm? Kühl? Müssen sie gegossen werden? Wann kann ich sie in Töpfe pflanzen? Wie tief? Ihr seht, ich habe keine Ahnung und freu mich auf eine Antwort!"
Auch wir sind wahrlich keine Wickenspezialisten, das wollen wir nicht verschweigen. Aber Sabine Reber ist eine grosse Wickenliebhaberin:
"Dass sie jetzt erst 15 Zentimeter gross sind, ist normal. Sie werden dann im Frühling weiter wachsen. Um welche neu zu säen, also am besten jetzt gleich. Die Samen über Nacht in lauwarmem Wasser einweichen. Dann drei, vier Samen in eine Klopapierrolle mit Aussaaterde stecken. Die Rollen in ein altes Weinkistchen oder in ein Obstkörbchen aus Plastik oder ähnliches stellen. Auf den Fenstersims, hell und warm. Und nie austrocknen lassen! Dann müssten sie bis im Frühling auch etwa 15 Zentimeter gross werden. Du kannst sie dann langsam abhärten und im April in Töpfe auf dem Balkon oder nach draussen pflanzen. Und dann ist es wichtig, dass du die Blüten stets pflückst, gleich wenn sie aufgehen. Dann bilden sie den ganzen Sommer über immer wieder neue Blüten. Viel Spass damit, Sabine."
Image: www.transatlanticplantsman.com Thanks!