Ranka hat ihr Ziel erreicht und die ersten Heirlooms ihres Lebens (bzw. die modernen Varianten davon) probieren können. War es den Aufwand wert? Und was war ihre Lieblingstomate? Das wird sie hier verraten.
Inhaltsverzeichnis
Kennt ihr die Buchreihe, die da so ungefähr heisst "100 Dinge, die man einmal im Leben getan haben sollte"? Die englischen Originale sagen es noch etwas krasser: "…bevor man stirbt". Wenn ihr sie nicht kennt, vergesst die Bücher ganz schnell. So eine Liste kann kein Buchautor für euch schreiben. Die könnt ihr nur selbst zusammenstellen. Auf meiner kleinen, privaten Liste stand ganz eindeutig und ganz oben "amerikanische Heirloom Tomaten probieren" und dieser Traum wurde nun endlich wahr!
Nachdem ich mich jahrelang damit begnügen musste, die bunten, safttriefenden Aroma-Bomben aus den USA in den sozialen Medien meiner weltweiten Gärtnerfreunde zu bewundern, konnte ich dieses Jahr nun endlich, endlich eigene aus dem Garten ernten, dank starker Lubera Jungpflanzen im Frühling.
Bild: Bunte Tomatenernte im hohen Norden
Tomatenhaus oder Freiland für Heirlooms?
Angekündigt waren sie mit "geschützter Anbau nötig", was ja kuscheliges Gewächshaus bedeutet, aber ihre harsche Realität bei mir im Norden war dann das kalte, windumtoste Freiland, zu enge Pflanzung in zu kleinen Pflanztöpfen und eine gestresste Gärtnerin, die oft das Giessen vergass. Aber immerhin standen sie in der Fruchtbaren Erde Nr. 1 und Wunder, oh Wunder, sie gediehen doch, jedenfalls bis zu den 2 Wochen Anfang August, als die Temperaturen auf 16/18 Grad Celsius sanken, der Himmel nur bedeckt war und es öfters nieselte. Da nahmen die Blattkrankheiten überhand, meine kostbaren Pflanzen siechten langsam dahin, aber produzierten bis zum bitteren Ende immer wieder wunderschöne Tomaten mit so klangvollen Namen wie 'Chocolate Pear', 'Isis Candy Cherry', 'Black Beauty', 'Brad’s Atomic Grape', 'Barry’s Crazy Cherry', 'Zebrino', 'Rosella', 'Cherry Baby' oder 'Orange Wellington'. Nicht zu vergessen die kleinen Wildtomaten 'Humboldtii' und 'Peruanische Wildtomate'. Ach ja, und dann waren da ja noch die determinierten Tomaten, die freilandtauglichen. Aber dazu später.
Bild: die dunklen, rauchigen Sorten 'Rosella', 'Chocolate Pear', 'Isis Candy Cherry' und Brad's Atomic Grape
Ihr seht, ich habe gnadenlos zugeschlagen im Frühling (völlig von Sinnen wäre wohl der bessere Ausdruck). Aber wie gesagt, diese "anderen" Tomaten, neue und alte Heirlooms, waren seit Jahren ganz oben auf meiner "100-in-diesem-Leben-Dinge-Liste", wie hätte ich da widerstehen können? Ihr fragt euch jetzt zu Recht, hat es sich gelohnt? Viel Geld zu investieren in Pflanzsäcke, Erde, Dünger und Pflanzen, um dann von jeder Sorte eine Handvoll zu ernten? JAAAAAAAA, es hat sich gelohnt! Die Tomaten waren gut zu mir, sie haben mir alle Fehler verziehen, sie haben bis zum Schluss gekämpft gegen Hitze, Trockenheit, Vernachlässigung, Kälte und Regen (nicht zu vergessen die räuberischen Vögel), sie haben Nachkommen produziert und sind dann sanft in den Tomatenhimmel aufgestiegen. Zurückgelassen haben sie eine überglückliche Gärtnerin, die langsam und geniesserisch alle Tomaten, gross und klein, verzückt genossen hat (und manchmal sogar mit der Familie geteilt hat) und die nun mitreden kann im internationalen Chor der Heirloom-Lover.
Bild: Tomatige Lubera Schönheiten zum Verlieben
Der Hype um 'Brad’s Aromic Grape' aus den USA
Am gespanntesten war ich auf die 'Brad’s Atomic Grape'. Die berühmte, amerikanische Saatgutfirma "Baker Creek Seed", jedem Freund seltenen Saatgutes aus allen Teilen der Welt bestens bekannt, hat von dieser Sorte mehr Saatgut verkauft, als von allen angebotenen Pflanzen zuvor! Und das will was heissen, denn 'Brad’s Atomic Grape' ist noch jung, ist KEINE alte Sorte. Sie wurde von Brad Gates, dem weltberühmten Tomaten-Guru von der Wild Boar Farm in Kalifornien gezüchtet, der für viele geniale, andersartige, neue, aromastarke und vor allem bunte Tomatenzüchtungen verantwortlich ist. Er benutzt Heirloom Gene und natürliche Mutationen als Basis seiner Züchtungen (keine F1-Hybriden!) und hat eine besondere Vorliebe für mehrfarbige, gestreifte Tomaten. Amerikanische Starköche lieben seine Tomaten, ebenso wie die vielen Hobby-Gärtner aus den USA, wo seine Züchtungen lange als Geheimtipp gehandelt wurden. 2017 stellte er die nach ihm benannte 'Brad’s Atomic Grape' auf der National Heirloom Expo in Santa Rosa in Kalifornien erstmalig vor. Sie wurde sofort ein Hit, gewann den ersten Preis beim Geschmackswettbewerb und machte den guten, alten Brad unsterblich.
Bild: Farbige Tomatenvielfalt mit Auberginen
Die einzigartigen Farben der atomaren Weintraube
Lavendel- und purpurfarbene Streifen verwandeln sich in olivgrüne Streifen gemischt mit roten und blaubraunen Streifen und sorgen für einen Anblick, der wahrlich nicht von dieser Welt ist. Das Innere ist grün mit etwas rot gemischt und die Grösse variiert von einer grossen Weintraube mit spitzem Ende hin zu einer grossen, runden Pflaume. Wer diese Tomaten einmal gesehen hat, will sie auch anbauen oder zumindest einmal im Leben schmecken. Schon im ersten Jahr nach der Markteinführung wurde diese Tomate ein Riesenerfolg unter den Hobbygärtnern in den USA und Instagram und Facebook waren voll von Fotos dieser ausserirdisch gut aussehenden Schönheiten. Und genau deswegen kamen sie auf meine "100-Dinge-Liste". Da ich aus Platzmangeln aus Saatgut keine Pflanzen heranziehen kann im Hause, hatte ich es fast schon abgeschrieben, diesen Punkt meiner Liste abhaken zu können, als nun Lubera diesen Frühling genau diese Tomate anbot und ich lauthals jubelte bei der Entdeckung meiner heimlichen Liebe im Online-Shop.
Bild: Die schönste Tomate der Welt 'Brad's Atomic Grape' – zum Verlieben, oder?
Die Geister scheiden sich bei der schönsten Tomate der Welt
Ich habe mir allerdings zu diesem Zeitpunkt kaum grosse Hoffnungen gemacht, dass sie bei mir ohne Schutz im Norden gedeihen würde, denn da hatte ich mir schon die Rezensionen auf der Baker-Creek-Homepage angesehen. Bei Brad's atomarer Weintraube schienen sich die Geister nach zwei Anbau-Sommern zu scheiden. Der grosse Hype um diese Tomate teilte die Welt der Tomaten-Afficionados in zwei Lager. Die einen hatten Probleme mit der Produktivität, der Regenresistenz und dem Geschmack, es wurde bemängelt, dass sie erst viel zu spät im Jahr reifte, die Pflanze zu riesig wurde und nicht so toll schmeckte, wie erwartet. Und die andere Hälfte war einfach restlos begeistert. Und zu genau diesen Fans gehöre ich nun auch. Ja, für mich ist 'Brad’s Atomic Grape' die schönste Tomate der Welt und ich werde sie noch hoffentlich viele, viele Male anbauen, bevor ich sterbe (und bevor Lubera sie aus dem Programm nimmt). Sie hat sich ordentlich benommen bei mir, hat früh getragen, das Wetter und meine Pflege überlebt und trotz allem einige perfekte Früchte produziert, die meine Liebe zu dieser Tomate auf ewig besiegelt haben.
Bild: Brad's Atomic Grape - die Tomate mit der einzigartigen Farbmischung, jede Tomate ist anders
Was war die leckerste Tomate 2019?
Und war sie nun auch die leckerste Tomate dieser Welt? Nun, ja, sie spielt ganz weit oben mit, keine Frage, ein sehr komplexes Aroma, fruchtig und vollmundig, aber mein Liebling 2019 wurde 'Rosella', gefolgt von 'Chocolate Pear'. Kleine, dunkle Bonbons, süss und etwas "rauchig" schmeckend und mit dünner Schale: Die ideale Nascherei aus dem Garten (oder eher Medizin, wenn man denn die Anthocyane und das wertvolle Lycopin als Massstab nimmt). Diese zwei müssen nächstes Jahr wieder dabei sein, genauso wie 'Brad’s Atomic Grape'. Und auch 'Orange Wellington', die dicken Brummer mit dem schönsten orangenem Fruchtfleisch, dass man sich nur vorstellen kann. Am besten in dicke Scheiben geschnitten und auf gebuttertes Schwarzbrot gelegt (das gute, handwerklich hergestellte vom örtlichen Bäcker) und dann nur mit etwas frisch gemahlenem, groben Steinsalz oben auf: Purer, perfekter Genuss, an den man sich noch im Winter erinnern wird.
Bild: 'Orange Wellington' auf Butterbrot und 'Brad's Atomic Grape', 'Black Beauty' und 'Rosella' aufgeschnitten
Die peruanische Wildtomate für alle, die es nicht zu süss mögen
Ach ja, und dann war da ja noch die 'Peruanische Wildtomate'. Nicht so unbedingt mein Geschmack, da so gar nicht süss und wenig saftig (logischerweise, sie ist winzig), aber die absolute Favoritin meines erwachsenen Sohnes, der nicht so sehr auf Süsses steht, aber diese winzige Tomate in rauhen Mengen genascht hat (er meint, sie schmecken so schön tomatig). Und 'Barry’s Crazy Cherry' muss auch wieder angebaut werden, der Favorit meiner Tochter, die die witzige gelbe und vor allem leckere Snack-Cherrytomate zu ihrem Liebling erkoren hat.
Bild: Der Vergleich von 'Orange Wellington' mit 'Peruanischer Wildtomate' und Blaubeeren
Bild: Barry's Crazy Cherry - die verrückte Cherrytomate, gezüchtet von der Wild Boar Farm in Kalifornien
Oh je, die Liste für 2020 wird schon wieder lang, fürchte ich. Denn es sollen auch 'Lizzano' und 'Losetto' mit dabei sein, die alle Rekorde an Produktivität gebrochen haben (trotz der räuberischen Amseln) und die Massenträger 'Tumbling Tiger' und 'Tumbling Bella' haben eigentlich auch wieder einen Platz verdient auf der Terrasse. Und mein Mann? Der wünscht sich eigentlich nur wieder, Platz zum Sitzen auf der Terrasse zu haben und würde am liebsten keine Tomatenpflanzen dort mehr sehen. Aber man kann nun mal nicht alle glücklich machen und eine (leicht verrückte) Gärtnerin muss tun, was eine Gärtnerin tun muss: Entgegen aller Vernunft Tomaten anbauen, so viele wie möglich.
Bild: Tomatenvielfalt in den verschiedensten Farben
Ach ja, Brad Gate hat schon wieder eine traumhafte Tomate auf den Markt gebracht: 'Atomic Fusion'. Wäre das nicht was für den Lubera-Shop 2020? (Ähem, kleiner Wink mit dem Zaunpfahl). Auf meiner "100-Dinge-im-Leben-Liste" wurde sie jedenfalls schon rein vorsorglich eingetragen. Das Auge isst ja bekanntlich mit, besonders das weibliche. Das gilt ab sofort auch für Tomaten.