Der Garten im Herbst liegt nich allen Menschen gleich gut. Stilberater würden mich, (blauäugig und hellhäutig) rein äusserlich wohl eher den Frühlingstypen zuordnen, aber in Wirklichkeit bin ich ein Herbsttyp – immer schon gewesen. Und so freue ich mich ganz aktuell, dass endlich wieder Regen fällt und die Tage kühler und kürzer werden, auch wenn ich aufpassen muss, dass in Wetterdiskussionen nicht die ein oder andere Freundschaft hart auf die Probe gestellt wird, ich liebe den Garten im Herbst.
Inhaltsverzeichnis
- Farbenfrohe, wechselnde Bilder für den Garten im Herbst
- Herbststauden – pflegeleicht und zuverlässig… und trockenheitsverträglich
- Ceratostigma plumbaginoides – der Bleiwurz
- Liriope muscari 'Ingwersen' – Lilientraube
- Kalimeris incisa 'Madiva' – grossblumige Schönaster
- Deschamsia cespitosa 'Palava' – kleine Rasenschmiele für den Garten im Herbst
Aber diese Gefahr bestand ja auch schon im viel zu heissen und trockenen Sommer, und wirklich gute Freunde wissen inzwischen, dass 30 Grad und Sonne schlechtes Wetter (nicht nur!!) für Gärtner bedeutet, und halten mal lieber den Mund.
Farbenfrohe, wechselnde Bilder für den Garten im Herbst
Herbst heisst für mich: früher Feierabend wegen eintretender Dunkelheit, einen Gang zurück schalten, Obsternte, Pilze sammeln, warme Getränke, Ofen – und… wunderbare Gartenbilder, die ständig wechseln: glitzernd im Morgentau, mystisch im Frühnebel, dynamisch im Wind, warm und leuchtend durch die Herbstfärbung von Bäumen und Stauden. Schade für die Gartenbesitzer, die auf immergrüne Pflanzen bestehen oder der Kiesgartenidee weiter verfallen sind. Sie verpassen alles, was der Garten im Herbst zu bieten hat.
Herbststauden – pflegeleicht und zuverlässig… und trockenheitsverträglich
Ich möchte Ihnen heute meine absoluten Herbstfavoriten vorstellen, treue Pflanzenfreunde, die spät kommen, aber lange bleiben, keine grossartigen Erwartungen mehr stellen, mit denen man ganz entspannt ein schönes Gartenjahr ausklingen lässt. Es gibt noch viele weitere, doch diese vier Kandidaten beeindrucken mich in diesem Herbst besonders, haben sie doch den trockenen Sommer 2019 ohne zusätzliches Wässern bestens gemeistert. Sie alle sind grossartige Bereicherungen für den Garten im Herbst.
Ceratostigma plumbaginoides – der Bleiwurz
Er stammt wie so viele unserer richtig umwerfend blauen Stauden aus dem Himalaya. Er treibt spät aus – meist erst im April/Mai und eignet sich daher gut als Sparringspartner von Zwiebelpflanzen.
Er lebt gerne an sonnigen oder halbschattigen Lagen, gerne etwas geschützt im lichten Schatten unter Sträuchern oder Bäumen, und hier verträgt er auch ein ordentliches Mass an Trockenheit. Die niedlichen azurblauen Blüten erscheinen Ende August bis in den Oktober hinein, dazu gesellt sich eine bis ins tiefe Rot steigernde Herbstfärbung. Der Bleiwurz verbreitet sich durch kurze Ausläufer und eignet sich somit zur flächigen Pflanzung.
Liriope muscari 'Ingwersen' – Lilientraube
Gerne wird diese Staude den Gräsern zugerechnet, das grasartige Laub erweckt den Eindruck. Doch Liriope gehört zur Familie der Maiglöckchengewächse, gilt daher als giftig. Doch wir wollen sie ja nicht essen!
Das dunkelgrüne Laub ist immergrün, mit einer angenehmen Höhe von 20 cm. Ich habe jedes Jahr den Eindruck, die Blüten kommen über Nacht – plötzlich sind sie da – blau, kerzengrade, an dicke Traubenhyazinthen erinnernd.
Bild: Liriope muscari 'Ingwersen' – elegante, grasähnliche Staude mit hohen Blütenkerzen an dunkelvioletten Stielen
Liriope bevorzugt einen Platz im lichten Schatten, verträgt zwar auch Trockenheit, wird aber prachtvoller im guten, frischen Boden. Ein böser Kahlfrost hatte im letzten Winter meiner Liriope zugesetzt, und das Laub war im Frühling recht unansehnlich geworden. Bei immergrünen Pflanzen dauert das Durchwachsen immer sehr lange, also habe ich – ein bisschen bange, aber beherzt – den ganzen Laubschopf zurück geschnitten, und siehe da, sie steht jetzt schöner da denn je und mit noch viel mehr Blüten als sonst. Einfach mal mutig sein – gärtnern ist keine Herz-OP.
Kalimeris incisa 'Madiva' – grossblumige Schönaster
Herbstzeit – Asternzeit – leuchtende Farben in Rot, Rosa und Blau… und dann doch wieder Ärger mit nichtblühenden alten Kameraden oder gruseligem Mehltaubfall. Immerzu ist was, auch das gehört zum Garten im Herbst.
Aber nicht bei Kalimeris – ihre asternähnlichen Blüten haben zwar nicht die auffälligen kräftigen Farben aber dafür ist sie kerngesund, äusserst stabil und wohlgeformt und zuverlässig blühend, ohne dann und wann geteilt werden zu müssen.
Bild: Kalimeris incisa 'Madiva' - sehr pflegeleichte und zuverlässig blühende Schön-Aster
Sie ist sehr anpassungsfähig, toleriert sonnige und halbschattige Standorte und gehört für uns heute zu den bedingungslos empfehlenswerten Gartenpflanzen. Die Blütezeit beginnt Ende Juli, währt bis in den Oktober hinein, und eine gelbe Laubfärbung gibt es auch.
Deschamsia cespitosa 'Palava' – kleine Rasenschmiele für den Garten im Herbst
Sie stiess bei uns im Betrieb zunächst auf grosse Skepsis. Die "normale" Deschampsia ist auch nicht wirklich gartenwürdig. Es gibt einige gute Sorten, die sich aber doch in Habitus und Höhe sehr ähneln.
Warum also jetzt noch 'Palava'? Nun, 'Palava' wird nur halb so hoch. Mit etwa 50 cm ist diese Auslese aus dem botanischen Garten in Prag wirklich anders. Wir sahen 'Palava' das erste Mal im botanischen Garten in Breslau und waren total begeistert.
Bild: Deschampsia cespitosa 'Palava' - kleine Rasenschmiele die nur ca. 50 cm hoch wird
Über dem kompakten Laub schwebte eine goldgelbe Blütenwolke. Diese bleibt stabil bis ins nächste Frühjahr und sieht im Raureif phantastisch aus. 'Palava' ist zudem steril, dh., es sät sich nicht aus. Darum ist es eine Bereicherung für jeden Garten im Herbst.
Das waren sie – meine ganz persönlichen Favoriten im Herbst 2019. Sieger über Trockenheit und Hitze, die guten Freunde, die auch ohne Pflege der Freundschaft ganz selbstverständlich kommen und mit uns gemeinsam das Gartenjahr beenden.
Herbstgarten