November ist die beste Zeit zum Bäume, Büsche und Rosen pflanzen. Wobei einem da auch mal ein Stein in den Weg kommen kann. Und dann ist einiges an Ausdauer und technischem Geschick gefordert.
Mit Steinen im Garten ist es so eine Sache. Einerseits sind sie unverzichtbar, um Strukturen wie Wege, Mauern oder Bodenbeläge zu gestalten. Auch die Faszination einzelner mit Symbolkraft aufgeladener Steine als Gestaltungselement ist nicht zu unterschätzen. Wo sich nun die Vegetation langsam in den Winterschlaf verabschiedet, können solche wohlplatzierten Steine eine tragende Rolle übernehmen. Neulich habe ich ein Buch über Geomantie gelesen, in dem es darum ging, wie Steine unsere Gärten in Kraftorte verwandeln können. "Jeder von uns ist in der Lage, in seinem Garten einen Impuls zu setzen, der seine Wirkung für die ganze Erde entfalten kann", schreibt da Heiko Hähnsen. Das ist natürlich sehr feinfühlig und klug. Und ich habe weissgott nichts gegen Steine im Garten. In Irland sagten die alten Bauern, jeder Stein grösser ist als eine Faust sei Dünger. Steine speichern auch Wärme, und sie geben den Wurzeln halt. Nur habe ich aber dieser Tage mit Steinen zu tun, deren innere Qualitäten sich mir à priori nicht erschliessen wollen. Leider verhält es sich nämlich nach Murphys Law so, dass man genau an der Stelle, wo man einen jungen Baum oder eine neue Rose zu pflanzen gedenkt, nach den ersten erfolgreichen Spatenstichen plötzlich auf einen Stein stösst. Und wie könnte es Herrn Murphy zufolge anders sein, ist es keineswegs irgend ein gewöhnlicher fussballgrosser Kemp, der sich noch locker aus dem Pflanzloch herausrollen liesse.
Neulich, wie ich am Bäume pflanzen war, stiess ich auf einen regelrechten Hinkelstein. Anfangs sah er noch harmlos aus, ich holte den Pickel und rüttelte ein bisschen. Was den Stein in keiner Weise beeindruckte. Also machte ich mich daran, die Erde ringsherum wegzuschaufeln. Eine Stunde später hatte ich einen Krater von über einem Meter Durchmesser ausgehoben, aber von dem Stein war noch auf keiner Seite ein Ende auszumachen. So eine schöne grosse Steinplatte wäre ja noch willkommen, sie würde einen guten Treppenabschluss bilden, oder ich könnte gar einen keltischen Monolithen aufstellen mitten im Garten, oh, wie der die Urkräfte bündeln würde! Also grub ich weiter, jeder noch so grosse Stein hat schlieslich irgendwo ein Ende. Drei Stunden später wurde es mir dann aber doch zu blöd, keltische Kraftfelder hin oder her. Ich holte Brecheisen, Vorschlaghammer, Schutzbrille, und dann Hauruck! Und Zack! Wenn der Vorschlaghammer nur schwer genug ist und man nur fest genug draufhaut, dann kriegt man fast jeden Stein entzwei. Und falls nicht, ja dann würde wohl nur noch Dynamit helfen.
Das blieb meinem Gärtchen zum Glück erspart. Der Hinkelstein barst, und ich rollte die einzelnen Brocken über ein Brett aus dem Loch, und legte sie zur Seite. Statt Kraftfelder zu bündeln, werden die Überreste nun immerhin dazu dienen, ein altes Mäuerchen zu flicken, ein guter Gartenjob für frostfreie Wintertage. Gegen Abend hievte ich endlich den jungen Kakibaum in sein neues Pflanzloch und rieb mir zufrieden die Hände. In dem Fall hatte meine Sturheit gewonnen, und der Baum stand nun genau dort, wo ich ihn haben wollte. Man könnte natürlich auch einfach kurzfristig den Plan ändern angesichts von solchen Hindernissen, und den Baum einen Meter weiter drüben pflanzen, so nicht auch dort dann ein Stein auftaucht. Und dann gibt es noch den Trick, die Wurzeln einfach um den Stein herumzudrapieren. In der Natur wachsen junge Bäume ja auch um Felsbrocken herum, und die Wurzen finden auf Umwegen die benötigten Nährstoffe. Einem wilden Holunder oder Hasel hätte ich das sicher zugemutet. Aber meinem jungen Kakibaum mochte ich nur den allerbesten Start gönnen: ein riesiges Pflanzloch, angefüllt mit Kompost und feinkrümeliger Erde, und viel, viel Wasser, um seine jungen Wurzeln einzuschwemmen.