Die kalte Jahreszeit ist da. Ob man es wahrhaben möchte oder nicht: nach den herrlichen Frühjahrs-, Sommer- und Herbstmonaten folgt unweigerlich eine Phase, die von vielen Menschen nicht geschätzt wird. Kalt, grau und voller diverser Niederschläge. Kein Wunder also, dass sich manch einer lieber mit einer Decke aufs Sofa verzieht, anstatt einen Blick in den Garten zu werfen. Dies ist allerdings empfehlenswert, denn auch im Winter bietet dieses Areal weitaus mehr Schönes, als man denken mag…
Inhaltsverzeichnis
- Garten im Winter – ein Rundgang lohnt sich
- Frostige Kunstwerke – schöner als von Menschenhand geschaffen
- Immergrüne Gehölze als Indikator für Leben
- Beeren: kleine Farbtupfer im winterlichen Garten
- Stauden im Winter
- Amsel, Drossel, Eichhörnchen: auch im Winter treue Gäste im Garten
- Stille
- Garten im Winter – es gibt auch was zu tun…
- Dinge, die man nur im Winter im Garten machen kann
- Auf den Winter im Garten folgt der Frühling – schauen Sie genau hin
Garten im Winter – ein Rundgang lohnt sich
Seien wir mal ehrlich: in der warmen Jahreszeit gibt es für Hobbygärtner kaum etwas Besseres, als sich auf den Weg ins Freie zu machen. Unerheblich, ob es im Garten etwas zu tun gibt oder man einfach nur die Natur genießen möchte: es gibt unzählige Gründe, warum man bei höheren Temperaturen lieber draußen als drinnen ist. Die magische Anziehungskraft, welche von einem Hausgarten ausgeht, lässt mit sinkenden Temperaturen jedoch stark nah. Liegen diese dann sogar unterhalb des Gefrierpunktes, ist für viele schon der Gang zum Kompost eine schier unüberwindliche Hürde. Diese sollte jedoch gemeistert werden: ein Garten im Winter hat so viel zu bieten, dass sich ein Rundgang allemal lohnt. Also, warm anziehen und schauen, was es dort alles zu sehen gibt…
Frostige Kunstwerke – schöner als von Menschenhand geschaffen
Mit etwas Glück ist der gewählte Wintertag für einen Gartenspaziergang ein frostiger. So frostig, dass der Atem zwar zu gefrieren scheint, die Luft jedoch so klar und rein ist, dass sich die Lungen trotz der Kälte freuen, sie aufzunehmen. Ebenso freut sich das Gemüt, wenn man all die eisigen Kunstwerke sieht, welche so schön sind, dass sie nur auf natürliche Art und Weise geschaffen worden sein können. Haben Sie schon einmal ein Spinngewebe betrachtet, welches mit Raureif oder Frost überzogen ist? Wenn nicht, sollten Sie dies schnellstens nachholen: zarte, weiße Fäden, die filigran und dennoch stark wirken. Bewohner sind für gewöhnlich nicht zu entdecken, und so lassen sich diese Netze in ihrer vollen Schönheit in aller Ruhe anschauen. Im Übrigen sieht man nicht nur die großen Weben, sondern auch kleinere, fast zerfetze Teilchen sowie lange Schnüre, welche zu diesen Netzen hinführen. Keine Winterdekoration kann diese magischen Gebilde auch nur annähernd nachempfinden; selbst auf Fotos können sie nicht so wirken wie in natura (habe ich mehrfach versucht, jedoch mehr oder weniger erfolglos).
Doch nicht nur diese feinen Weben bieten einen wunderschönen Anblick. Auch gefrorene Zweige, Triebe und an den Bäumen verbliebenen Blätter tun dies ebenso. Sie glitzern edel scheinen in ihrer Starrheit für die Ewigkeit geschaffen. Sind sie leider nicht, so dass man gut damit beraten ist, seinen Rundgang fortzusetzen, bevor Tauwetter einsetzt.
Liegt eventuell Schnee? Wirkt dadurch die ganze Gartenlandschaft noch ruhiger und friedlicher? Haben sich Eiszapfen gebildet, welche den ganzen Anblick noch mehr verschönern? Schauen Sie sich in Ruhe um und lassen Sie den Garten im Winter auf sich wirken…
Bild: Gefrorene Spinnennetze sind wahre Kunstwerke.
Immergrüne Gehölze als Indikator für Leben
Wohl dem, der in seinem Garten immergrüne Gehölze gepflanzt hat. Ob Tannen, Koniferen, Buchsbäumchen oder andere Gewächse, die ganzjährig ihr grünes Kleid tragen: sie können als Symbol dafür gesehen werden, dass eine winterliche Landschaft immer noch voller Leben ist. vielleicht ist das Grün nicht so strahlend wie im Mai oder so satt wie im Sommer, aber es ist definitiv vorhanden. Aller Kälte zum Trotz recken die Pflanzen ihr Laub in die Höhe, um auch dem Letzten klarzumachen, dass die kalte Jahreszeit keinesfalls das Ende aller Vegetation bedeutet. Schauen Sie sich beispielsweise einen Kirschlorbeer an: seine dicken, fleischigen Blätter treten dem Schnee mit aller Macht entgegen, so als wollten sie sagen: „Wir werden auch dann noch da sein, wenn du schon längst weggetaut bist.“ Die kleinen Buchsbäumchen schließen sich dem an und scheinen sich zudem noch darüber zu amüsieren, dass durch ihr dichtes Blattwerk kaum Schnee hindurchfallen kann, während die Tannen die weiße Last mit einem Schmunzeln ertragen. Sie wissen, dass sie aufgrund ihrer winterlichen und weihnachtlichen Symbolik genau das Klischee erfüllen, welches von ihnen erwartet wird. Schaut man ganz genau hin, so wird man diese leichte Erwartungshaltung in den Gehölzen bemerken: sie ruhen nicht tief, sondern dösen nur; jederzeit bereit, auszutreiben, sobald sich erste Sonnenstrahlen zeigen…
Beeren: kleine Farbtupfer im winterlichen Garten
Nun ist es allerdings auch nicht so, dass ein Garten im Winter aus einigen grünen Gewächsen, weißem Schnee oder Frost sowie dunklen, verfaulten oder erfrorenen Pflanzenteilen besteht. Manch ein Gehölz hat für genau diese Zeit vorgesorgt und beschert uns nun wunderschöne Farbtupfer in Form von Beeren, die trotz Minusgraden an den Trieben verbleiben. Leuchtend orangefarbene Vogelbeeren beispielsweise, die an den hohen Ebereschen gen Himmel ragen. Knallrote Beeren von Feuerdorn und Bocksdorn, hellrote Früchte der Skimmia japonica sowie fast schwarze, glänzende Ligusterbeeren. Werden sie nicht von Vögeln gegessen – was leider meinen faulen Amseln nicht in den Sinn kommt -, verbleiben sie an den Zweigen bis zum folgenden Frühjahr. Gelegentlich haben sogar die Hagebutten den Kampf gegen die Kälte noch nicht aufgegeben und hängen fröhlich an den winterlich kahlen Pflanzen.
Bild: Rote Hagebutten. wie hier von der Hundsrose, können kleine Farbtupfer im winterlichen Garten bilden.
Stauden im Winter
Manch ein Hobbygärtner schneidet seine Stauden bereits nach dem Verblühen bodennah ab, so dass sie in der winterlichen Landschaft keine Rolle mehr spielen. Ich hingegen gehöre zu jener Gruppe, die erst im zeitigen Frühjahr derartige Schnitte vornimmt – das Thema Frostschutz sollte niemals vernachlässigt werden. So kommt es, dass mein Garten ein Sammelpunkt für verblühte, erfrorene, vertrocknete und was weiß ich noch alles oberirdische Pflanzenteile ist. Was für manche Menschen ein trübseliger, fast trauriger Anblick ist, bringt mich zum Lächeln: die Erinnerung an all die fröhlich blühenden, von Bienen umschwärmten Stauden in der warmen Jahreszeit erwärmen mein Herz und meine Seele. Hinzu kommt die Vorfreude darauf, dass es in wenigen Monaten erneut so aussehen wird. Wer konnte da Trübsal blasen?!?
Besonderes Augenmerk verdienen übrigens meine Fetthennen. Die auch als Mauerpfeffer bekannten Stauden haben die Eigenschaft, auch nach dem Verblühen noch ausgesprochen dekorative Blütenstände zu besitzen. Diese ragen gut 40 cm in die Höhe und schaffen es so, auch aus einer etwaigen Schneedecke hervorzuschauen. Die bizarr geformten Blütenköpfe sind rötlich oder rosafarben, und bieten zusammen mit den dunklen Stängeln eine höchst interessante Abwechslung im winterlichen Garten. Dasselbe gilt übrigens auch für Hortensienblüten, sollten sie nicht entfernt worden sein. Sie sind zwar von einer eher blassen Farbe, jedoch dadurch nicht minder dekorativ.
Ebenfalls wunderschön und sehr robust sind die kleinen Christrosen: sie blühen – zumindest bei mir – den ganzen Winter über unablässig. Eine war sogar so eifrig, dass sie bis in den Juni hinein immer wieder neue Blüten hervorgebracht hat, bis sie sich dann endlich zur Ruhe begeben hat. Schon alleine wegen solchen Schönheiten ist ein aufmerksamer Blick im winterlichen Garten empfehlenswert.
Amsel, Drossel, Eichhörnchen: auch im Winter treue Gäste im Garten
Besonders faszinierend finde ich persönlich auch die Tierwelt im Winter. Während es in der warmen Jahreszeit aus allen Ecken tschilpt, singt, summt und brummt, sind die heimischen Gartenbewohner viel zurückhaltender. Schauen wir uns um: Amseln, Sperlinge, Tauben, Meisen, Rotkehlchen und andere heimische Vögel sitzen diskret auf den blattlosen Zweigen und – schweigen. Gelegentlich ein Warnruf oder ein begeistertes Zwitschern, wenn das Futterhaus gefüllt wird. Ansonsten keine Gesänge oder gar Balzrufe – die gefiederten Freunde sparen ihre Kräfte und denken zudem lediglich ans Überleben und nicht an Paarungsrituale. Betrachten wir sie, so fällt uns auf, dass sie im Winter besonders niedlich aussehen: zum Schutz vor der Kälte plüschen sie ihr Gefieder auf, so dass die nahezu doppelt so groß wirken, wie sie eigentlich sind. Zudem hat es den Anschein als ruhten sie in sich selbst – weise und allwissend. (Meine romantische Interpretation; in Wirklichkeit haben sie wohl einfach keine Lust, sich zu bewegen, weil es so bitterkalt ist…)
Doch nicht nur die Gartenvögel, sondern auch Eichhörnchen lassen das Herz eines naturverbundenen Gartenbesitzers höher schlagen. Ich könnte ihnen stundenlang dabei zusehen, wie sie emsig durch die Gegend laufen, mit ihren kleinen Füßen Spuren im Schnee hinterlassen und eifrig verbuddelte Nahrung suchen…Leider ist mir das nicht wirklich vergönnt: in meinem persönlichen Garten ist es mir noch nicht gelungen, diese niedlichen Wildtiere anzusiedeln. Lediglich auf dem Gelände meines Arbeitgebers wohnen einige von Ihnen. Unglücklicherweise hat - wie man sich unschwer vorstellen kann – mein Chef es nicht so gerne, wenn ich meine Arbeitstage am Fenster stehend statt am PC sitzend verbringe, so dass es eher Glückssache ist, wenn ich mal ein Eichhörnchen sehe. Wenn Sie jedoch welche in Ihrem Garten haben: beobachten Sie sie mit ausreichend Abstand, geben Sie Ihnen etwas zu knabbern und erfreuen Sie sich an ihrem Anblick.
Nicht erfreuen hingegen kann man sich an dem Anblick eines Igels im Winter. Zu dieser Jahreszeit sollten diese Gartenbewohner ihren Schönheitsschlaf abhalten und sich nicht draußen bewegen. Trifft man auf einen Stachelritter, so ist er höchstwahrscheinlich krank oder braucht anderweitige Hilfe. Fachkundige, bitte, beispielsweise von Igelstationen.
Stille
Für mich als einen ständig unter Spannung stehenden Menschen gibt es eine weitere Sache, welche im winterlichen Garten einfach unbezahlbar ist: Stille. Nicht nur, dass kein Rasenmäher, keine anderen Elektrogeräte und auch kein menschlicher Lärm zu hören ist: die Natur selbst ruht in sich. Klingt vielleichtetwas seltsam, aber wenn Sie sich einmal in ihren Graten stellen, eventuell die Augen schließen und einfach die Umgebung auf sich wirken lassen, werden Sie wissen, was ich meine. Das Rauschen des Laubes fehlt ebenso wie das Rascheln herabgefallener Blätter; kein Knacken aufspringender Samenkapseln oder herabfallender Äpfel – einfach nur Stille. Angenehme, wohltuende Stille.
Garten im Winter – es gibt auch was zu tun…
Bestimmt klinge ich jetzt nach dem romantischen Geplänkel wie ein Spaßverderber, aber ich muss es mir von der Seele reden. An dieser Stelle möchte ich gerne mal kurz erwähnen, dass ein Garten nicht nur von März bis Oktober seine Pflege benötigt. Als Gartenbesitzer ist es nahezu ein Muss, auch während der kalten Jahreszeit gelegentlich nach dem Rechten zu sehen. So ist es beispielsweise notwendig, immergrüne Gehölze in der frostfreien Zeit ab und an zu gießen. Diese Wassergaben erfolgen jedoch nicht konzentriert und eher zurückhaltend, sondern sind schon als „Wässern“ zu bezeichnen. Klingt ein wenig seltsam, aber es ist tatsächlich sinnvoll, den Gartenschlauch zu aktvieren und Koniferen sowie winterharte Kübelpflanzen kräftig zu gießen. Unnötig zu erwähnen, dass der Schlauch hinterher wieder frostsicher verstaut werden muss…
Abgesehen von den Wassergaben ist das Augenmerk auch auf Schnee zu richten. Wie Ihnen sicherlich aufgefallen sein wird, neigen sich Äste und Zweige von Gehölzen sehr stark nach unten, wenn sie mit Schnee bedeckt sind. Dies tun sie nicht etwa, um der Kälte zu entfliehen, sondern schlicht und ergreifend deswegen, weil sie unter der Lasst abzubrechen drohen. Leider passiert dies immer wieder, so dass ein zartes, vorsichtiges Abschütteln der weißen Masse eine sehr gute Idee ist. Ein sehr lustige obendrein: ich finde es unglaublich spaßig, wenn der herabgeschüttelte Schnee auf mich fällt – natürlich nur, wenn es sich um keine riesigen Massen handelt.
Bild: Auch im Winter lohnt es sich, nach seinen Pflanzen zu sehen. wie hier nach einem verschneiten Sonnenhut.
Dinge, die man nur im Winter im Garten machen kann
Es gibt durchaus einige spaßige und interessante Sachen, welche sich ausschließlich im Winter im Garten machen lassen – Schnee vorausgesetzt. Wie wäre es mit einem Schneeengel? Nein, es ist nicht nur etwas für Kinder, sich rücklings in den Schnee zu werfen und besagte Engel zu kreieren. Auch als Erwachsener kann man so etwas durchaus und ohne Scham tun; es ist lustig und zugleich entspannend. Dasselbe gilt für den Bau eines Schneemanns. Warum soll man nicht auch in höherem Alter solch einen fröhlichen Gesellen bauen und dabei ebenso viel Spaß haben wie als Kind? Es ist Ihr ureigener Garten, und es gibt keinen Grund, sich nicht ein wenig kindlich zu benehmen. Sie werden sehen, wie viel Freude das macht und wie viel Kraft für den Alltag sich aus solchen kleinen Aktionen schöpfen lässt. Ich weiß, wovon ich spreche…
Und wie sieht es bei Ihnen aus mit Tierspuren? Haben sie kleine Füßchen- oder Pfotenabdrücke im Schnee entdeckt? Wissen Sie, zu welchem Tier die gehören? Forschen Sie nach! Die Neugierde und der Drang, etwas zu erforschen steckt in uns allen. Geben Sie ihm nach!
Auf den Winter im Garten folgt der Frühling – schauen Sie genau hin
Vielleicht hat es in manchen Jahren den Anschein, als würde der Winter nie enden. Monatelang Kälte, Schnee, Frost… die Hoffnung auf wärmere Temperaturen sinkt bei manch einem Gartenbesitzer, doch schauen Sie sich um: selbst in der kargsten Landschaft sind überall bereits Anzeichen für den nahenden Frühling zu sehen. Haben die Traubenhyazinthen schon ihre schlanken, grünen Blätter hervorgebracht? Ist eventuell der eine andere Krokus, Märzenbecher oder Winterling zu sehen? Sind die Schneeglöckchen da? Ein gutes Zeichen: die Natur spürt, dass es langsam Zeit ist, zu erwachen. Der Kreislauf der Jahreszeiten hat somit aufs Neue begonnen: auf besagte Pflanzen folgen Frühjahrsblüher wie Osterglocken und Tulpen, und ehe man es sich versieht, springen allerorts Blatt- und Blütenknospen auf, erwachen Insekten sowie andere Gartenbewohner aus dem Winterschlaf und kehren Zugvögel zurück. Der Frühling ist da.
Ich bin mir sicher, dass Ihnen noch sehr viel mehr ein- und auffällt, womit sich die Zeit im Garten auch im Winter auf angenehme Art vertreiben lässt. Also gehen Sie hinaus und haben Sie Spaß!