Der Sommer ist die Zeit, wo man sich verdienterweise etwas ausruht und seinen Garten geniesst. Das trifft so leider nur teilweise auf die Züchtung bei Lubera® zu. Zwar freuen wir uns auch ungemein über alles was wächst und gedeiht, doch gibt es gerade jetzt jede Menge Arbeit. Dabei haben wir aber viel aufregendes Neues entdeckt. Kommen Sie also mit und erhaschen Sie einen Blick auf die aufregenden Neuigkeiten aus der Züchtung und was Sie vielleicht mit etwas Glück in den nächsten Jahren dann auch in Ihrem eigenen Garten anbauen können.
Inhaltsverzeichnis
- Passionsblumen und Passionsfrüchte
- Die unglaubliche Diversität der Feuerbohnen
- Am Ende traf das Unglück
- Melonen, Melonen, Melonen
- Erntebeginn bei den Freilandchilis
- Wie schlechtes Wetter gut für die Züchtung ist
- Kohl ist langweilig?
- Eine Palette an unterschiedlichen „ewigen Kohl“ Sorten
- Erdbeeren – aber bitte mit bunten Blüten
Passionsblumen und Passionsfrüchte
Ich persönlich war einen Monat lang nicht mehr in Buchs gewesen und besonders auf die winterharten Passionsfruchtpflanzen gespannt. Und ich wurde wahrlich nicht enttäuscht. Was vor 2 Monaten noch 5 cm grosse Sämlinge waren, waren jetzt teilweise über 2,5 m hohe Pflanzen mit Blüten und Früchten. Auch hier zeigten sich enorme Unterschiede zwischen den ca. 700 Pflanzen.
Bild: Die Vielfalt der winterharten Passionsblumen.
Was besonders ermutigend zu sehen war, dass ungefähr ein dutzend Pflanzen ungewöhnlich frühreif zu sein schienen. So hatten sie bereits hühnereiergrosse Früchte, während andere Pflanzen gerade die ersten Blütenknospen bildeten. So ging ich sofort durch die Reihen, um die erfolgversprechendsten Pflanzen auszuwählen. Auch wurden die ersten Kreuzungen des Jahres gemacht, jedoch stellte sich das als schwieriger heraus als gedacht. So hatten bereits um 6 Uhr morgens Bienen und Hummeln die Pollen der Blüten geraubt und dann kam auch noch ein Regenschauer, welcher die restlichen Pollen komplett abwusch. Naja, so geht es in der Züchtung. Man hat seinen tollen Plan im Kopf und dann kommt es am Ende doch alles anders. Man hat halt mit lebenden Pflanzen in der Natur zu tun. Aber trotz allem geht es voran, oft langsamer und anders als man gedacht hätte, aber dennoch.
Bild: Eine winterharte Passionsblume, bereits voll mit Früchten.
Die unglaubliche Diversität der Feuerbohnen
Die Feuerbohnen sind gerade in voller Blüte und Pracht. Viele Besucher in Buchs sind von den Pflanzen fasziniert und wir fragen uns auch, warum man diese tollen Pflanzen nicht öfters in Gärten sieht. Man kann sie perfekt als schnellwachsenden, blühenden und pflegeleichten Sichtschutz für den Sommer verwenden und bekommt am Ende sogar noch leckere, essbare Bohnen.
Bild: Die wunderschönen Feuerbohnen auf dem Versuchsfeld in Buchs.
Wir sind zwar vor allem an winterharten, mehrjährigen Sorten interessiert, aber auch als einjährige Pflanzen sind die Bohnen toll. Da es der Beginn unserer Züchtungsarbeit mit Feuerbohnen ist, versuchten wir jetzt erstmals, die Pflanzen etwas besser kennenzulernen. In den meisten Publikationen zu Feuerbohnen liest man von roten (den klassischen Feuerbohnen) und von weiss blühenden Sorten. Jedoch merkten wir schnell, dass es auch hier mehr Diversität gibt. So entdeckten wir, dass es 4 Hauptblütenfarben mit jeweils unterschiedlichen Schattierungen gibt. Die Farben reichen von Rot über zweifarbig und rosa-beige bis hin zu reinweiss.
Bild: Die Farbpalette der Feuerbohnenblüten.
Auch waren wir überrascht unter den über 100 verschiedenen Sorten solche zu finden, welche eher wie kompakte Buschbohnen wachsen und nicht in die Höhe kletterten wie die anderen. Mal sehen ob dies auch für uns in Zukunft interessant sein kann. Ein netter Fund ist es aber dennoch.
Am Ende traf das Unglück
So haben wir sofort damit begonnen, die Bohnen mit den schönsten Blüten, mit dem besten Ertrag und der besten Gesundheit und Wuchskraft auszuwählen. Jedoch passierte dann Mitte letzter Woche dann ein Unglück. Die mittlerweile recht dichte Wand aus Feuerbohnen wurde von einem Gewittersturm umgelegt und die Pfosten, welche des Netzt hielten, brachen ab. Glücklicherweise schienen die Pflanzen nicht allzu sehr in Mittleidenschaft gezogen worden sein. Also noch einmal Glück gehabt.
Bild: Die umgestürzte Bohnenanlage.
So wurde das Netz wieder aufgestellt und mit doppelter Pfostenanzahl verstärkt, um nur wenige Tage später wieder auf dem Boden zu landen. Naja wie war das nochmals: Man hat seinen tollen Plan im Kopf und dann kommt es am Ende doch alles anders?
Melonen, Melonen, Melonen
Auf den Züchtungsfeldern in Buchs in der Schweiz wachsen Melonen: Sehr, sehr viele Melonen. Über 1000 Melonenpflanzen in über 150 verschiedenen Sorten. Jetzt etwa 1,5 Monate nach dem Auspflanzen der Sämlinge zeigen sich riesige Sortenunterschiede. Manche Sorten haben bis zu 6 Melonen pro Pflanze angesetzt, andere gar keine. Die einen Kandidaten sind bereits komplett abgestorben, andere wachsen so extrem gut, dass wir kaum wissen wie wir sie zähmen sollen, da sie die in der Nähe stehenden Tomaten und Süsskartoffeln überwuchern.
Bild: Vielversprechende Honigmelone mit tollem Fruchtansatz.
Bild: Bereits abgestorbene Melonensorte.
So konnten wir bereits jetzt aufgrund der Blattgesundheit, des Pflanzenwuchses und dem Fruchtansatz vielversprechende Pflanzen auswählen. In 1 – 2 Wochen sind dann die ersten Früchte reif und das grosse Melonenverkosten wird beginnen.
Erntebeginn bei den Freilandchilis
Den Freiland Chilis hat der Sommer bisher super gefallen, und sie wachsen fröhlich vor sich hin. Chilis haben sich als erstaunlich robust gezeigt und haben kaum Krankheitsprobleme in unserem Klima. Einzig eine der getesteten 26 Sorten hatte ein paar abgestorbene Äste. Diese Woche wurden zum ersten Mal Chilis geerntet. Wir machen dies jeweils einmal pro Woche, um die Anzahl und das Gewicht der geernteten Früchte zu notieren. Am Ende des Sommers hat man dann eine gute Vorstellung davon, welche Sorten am frühsten oder am produktivsten sind. Falls Sie auch mal verschiedene Freilandchilis bei sich ausprobieren möchten, so rate ich Ihnen sich nicht mit den Fingern in den Augen zu reiben, ansonsten kann es schnell zu einer tränenreichen Angelegenheit werden. Mir haben schon die Finger gejuckt, so scharf sind manche dieser Chilisorten.
Bild: Verschiedene geerntete Chili Früchte.
Wie schlechtes Wetter gut für die Züchtung ist
Als der Sommersturm über die Züchtungsfelder in Buchs hereinbrach, so mussten auch die Chilis zeigen was in ihnen steckte. Solche Schlechtwetterereignisse sind für den Gärtner unangenehm, aber für die Züchtung sehr hilfreich, denn erst unter Stress zeigen die Pflanzen was so wirklich in ihnen steckt. Hier zeigte sich, dass bei der ein oder anderen Sorte Äste oder der gesamte Stamm im Sturm abbrach. Solche Sorten werden wahrscheinlich langfristig verworfen. Andere hatten eher biegsame Triebe und legten sich auf den Boden. Hier heisst es abwarten ob die Pflanzen in einigen Tagen wieder geradestehen oder aber liegend verbleiben bis zur Ernte.
Kohl ist langweilig?
Wenn man über spannende neue Pflanzen redet, dann wird wahrscheinlich kaum jemandem Kohl in den Sinn kommen. Zu altbacken ist sein Image. Wenn sie aber zu uns auf die Züchtungsfelder nach Buchs kommen können sie auch sehen wie extrem interessant Kohl sein kann. Wir bei Lubera glauben, dass diverses „Ewiges Gemüse“® die Zukunft des Gemüses im Garten ist. Also eine Pflanze die man nur einmal pflanzt und dann jahrelang erntet. So haben wir auch jetzt schon mehrere Sorten von ewigem Baumkohl im Sortiment. Aber da geht noch sehr viel mehr. Seit über 10 Jahren züchtet Chris Homanics im Nordwesten der USA ewigen Kohl. Von ihm haben wir einen wilden Samenmix einer Züchtungspopulation.
Bild: Ewiger Kohl - Eine Palette an Farben und Formen
Eine Palette an unterschiedlichen „ewigen Kohl“ Sorten
Als wir die Sämlinge am Ende des Frühjahrs gesehen haben, dachten wir: Naja sie sehen nicht so besonders unterschiedlich aus. Aber sobald die Pflanzen grösser geworden sind haben sie ihre ganze Bandbreite gezeigt: von Blau über silber-weis bis Grün, von glatt über rauh, klein bis gross, matt oder glänzend gibt es alles unter diesen Pflanzen. Hier ist die Auslese besonders schwierig, da man am liebsten alles behalten würde. Langfristig werden wir vielleicht die besten 10 Pflanzen behalten, wobei es sowohl möglichst produktive Sorten als auch möglichst schöne Ziersorten geben wird, welche man auch gut in eine Staudenrabatte setzen kann.
Erdbeeren – aber bitte mit bunten Blüten
Bild: Bunt blühende Erdbeeren wachsen auf dem Feld in Buchs.
In den letzten Jahren sind neue Erdbeersorten mit rosa Blüten gezüchtet worden. Aber wir sind erst ganz am Anfang dieser neuen Beeren. Ziel ist es, Pflanzen zu bekommen mit einem „Double Pleasure®“ also sowohl sehr schmackhafte Früchte, als auch schön zierende Blüten. In dieser Woche konnten dann mehrere Kreuzungspopulationen mal bonitiert werden: Wie wachsen die Pflanzen? Schmecken die Früchte? Sind sie gesund? So gibt es natürlich auch Sorten die auseinanderfallen, schrecklich schmecken oder eher krankheitsanfällig sind. Aber ab und zu entdeckt man auch wahre Schätze. So haben wir sowohl tolle richtig rot blühende Pflanzen ausgewählt, als auch neue rosa Sorten, welche sich ideal für die Kübelkultur eignen: sehr kompakte und gesunde Pflanzen ohne Ausläufer und mit vielen schmackhaften Früchten. Eins ist sicher: die Zukunft der Erdbeerzüchtung ist bunt!
Bild: Rote Erdbeerblüten