Als Kind wollte ich Coiffeuse werden wie meine liebste Tante. Ich schnitt jeder Puppe die Haare und versuchte es auch mit dem Meerschweinchen, das allerdings erfolgreich unter das Sofa flüchtete. Ich habe mich dann Scherenschnitten und Näharbeiten zugewandt. Irgendwann haben sich meine Schneidegelüste aber wieder lebendigen Wesen zugewandt, nämlich dann, als ich begann, Kräuter zu ziehen. Wie wir alle wissen, wird der Basilikum nur schön buschig, wenn wir ständig daran herumschnippeln, und jeden Ansatz einer Blüte sofort entfernen. Auch Rosmarinbüsche habe ich in meinen gärtnerischen Anfangszeiten freudig zu kompakten Kugeln gestutzt. Das macht rückblickend nicht wirklich Sinn, denn Rosmarinbüsche sind viel schöner, wenn sie gross und freiwachsend sich entfalten dürfen. Aber zum üben ist Rosmarin allemal geeignet. Eine kleine Pflanze kostet nicht viel und Rosmarin wächst rasch. Die abgeschnittenen Zweiglein kann man dann gleich noch brauchen, um das Vermehren mit Stecklingen zu üben: Die Blättchen bis auf das oberste Drittel entfernen, den Steckling in ein Glas Wasser stellen oder gleich in einen Topf mit Kräutererde, so wachsen neue Pflanzen heran.
Später habe ich dann den Buchs entdeckt, und einige Jahre lang habe ich mit grösstem Vergnügen allerlei Skurriles zusammengeschnipselt. Buchs ist mit seinem extrem dichten Wuchs die am besten geeignete Pflanze für kunstvolle Topiarys und natürlich auch für kleine Hecken im Gemüsegarten, wie wir sie aus den Emmentaler Bauerngärten kennen. Diese aufwändigen Hecken, so erzählte mir neulich ein engagierter Gemüsegärtner, seien übrigens nicht der Schönheit halber angelegt worden, sondern aus einem ganz einfachen, praktischen Grund: Buchs stinkt und ist giftig. Das wissen auch die Kaninchen, die dann offenbar solcherlei eingefasste Gärten meiden. Buchs ist also nicht nur schön, sondern auch praktisch. Vielleicht könnte man mit einer grösseren Buchshecke sogar die Rehe fernhalten, die immer mal wieder meinen Garten im Rebberg besuchen?
Derzeit ist bei mir aber Buchs-Pause. Es ist mir schlicht zu blöd geworden mit den Zünslern, und es gibt ja noch so viele andere Pflanzen, die auch interessant sind. Lorbeer zum Beispiel. Ich mag Lorbeer-Lollypops, die so hübsch aus der dichten Topfschar auf meinem Balkon herausragen. Mit etwas Geduld kann man auch selber ein Lorbeerbäumchen formen. Dazu braucht man einen etwa 30 Zentimeter langen Steckling, bei dem alle Blätter bis auf die obersten entfernt werden. Man lässt ihn wachsen und entfernt stets Triebe am Stämmchen, bis er die gewünschte Höhe erreicht hat. Erst dann wird die Triebspitze gekappt, so dass sich langsam eine Krone bildet. Und dann einfach immer wieder schneiden, damit sich die Triebe gut verzweigen. Lorbeerbäumchen können sehr alt werden, wenn sie nicht vorher den Schildläusen oder einem harten Winter zum Opfer fallen.