Ich hatte im neuen Garten nämlich ein grosses Problem. Und zwar in Form einer Hortensie. Eine riesige, alte Bauernhortensie, die wunderschön blühte. Nur stand sie mitten im Rasen. Dort entfaltete sie sich prächtig in alle Richtungen. Ihre rosaroten Blütenbälle sind eine wahre Freude, keine Frage. Aber ich möchte ja das Hortensienbeet auf der anderen Seite, entlang der Kirschlorbeerhecke. Und dort, wo das Monster blüht, dort hätte meine Nachbarin gern ein Sitzplätzchen, schön lauschig, unter dem grossen Holunder, der vom Rand her alles überragt.
Ich sehe sie schon gemütlich an ihrem weissen Tischchen dort lesen. Das macht Sinn. Also gab’s nur eins: Die Hortensie muss umziehen. Drei Meter rüber, liebe Hortensie, das kann ich dir doch zumuten, oder? Tatsächlich habe ich sie dann in einer beherzten Aktion ausgebuddelt. Soooo mächtig war der Wurzelballen dann auch nicht.
Das heisst, einige Stunden habe ich schon gegraben, unzählige dicke Wurzelstränge mit der Säge gekappt, und als die Hortensie endlich wankte, hab ich sie mit einem kräftigen Ruck aus dem Boden gelöst, wobei ich selber rücklings ins Gras fiel, aber das gehört schon fast dazu bei solchen Aktionen, da gibt’s nur eins: Aufstehen, Erde vom Hosenboden abklopfen und weiterzerren. Schliesslich hatte ich die Hortensie drei Meter weiter nach links geschleift, wo ich bereits ein ordentlich grosses Loch vorbereitet hatte. Also rein damit, aufstellen und schön ausrichten, die Wurzeln mit viel Kompost und guter Erde einbetten und dann ordentlich wässern, und beten, dass sie überlebt. Da es seither nur geregnet hat, sieht die grosse Hortensie nun so aus, als sei sie schon immer da gewachsen, am Rand neben der Kirschlorbeerhecke. Ich klopfe mir auf die Schulter. Manchmal ist gärtnern so einfach!
Und es blieb ja nicht dabei. Eine Rebe, die allerdings erst ein Jahr im alten Garten angewachsen war, habe ich ebenfalls verpflanzt, sowie einen noch nicht sehr grossen Apfelbaum, den ich unbedingt mitnehmen wollte. Und nein, ich wundere mich nicht, woher meine Rückenschmerzen kommen. Aber Petrus sei Dank, geht es den Pflanzen allen bestens, und ich bin sicher, sie werden mir den Umzug nicht weiter übelnehmen.
Sowieso staunen die nichtgärtnernden Mitmenschen mitunter, wie brutal es im Herbst draussen so zugeht. Was für Laien besonders schockierend aussieht: Das Pflanzen von Bäumen, Rosen, Sträuchern!
Die müssen nämlich in jeder Hinsicht malträtiert werden, damit sie richtig gut anwachsen. Das heisst erst einmal: Wurzelballen auseinanderreissen. Falls sie einige Zeit in einem Topf standen, dann sind die Wurzeln im Kreis herum gewachsen, und mitunter haben sie ein dichtes Knäuel gebildet. Aufreissen! Wenn nötig mit einem alten Brotmesser oder mit einer Säge auseinanderschneiden. Man muss verfilzte Ballen regelrecht zerstören, man muss so lange daran herumzerren, bis sich die einzelnen grösseren Wurzeln wie eine Spinne ausbreiten lassen. Und so werden sie dann in das Pflanzloch gelegt: Als lockere Spinne. So können sie nämlich in alle Richtungen frei weiterwachsen, und die Pflanzen werden richtig kräftig.
Idealerweise sollte man bei allem Auseinanderreissen aber die zarten Seitenwürzelchen nicht zu sehr verletzen. Grosse Wurzeln abschneiden, einkürzen, wegstutzen ist hingegen kein Problem, das verleiht der Pflanze einen Wachstumsschub. Und dann kommt der Pflanzschnitt der Äste. Einkürzen! Bei Obstbäumen ist das eine Wissenschaft, und ihr besorgt euch am besten ein Fachbuch mit Schnittanleitungen, oder fragt in der Baumschule, ob sie das gleich für euch machen können.
Und als wären die frisch gekauften Pflanzen damit nicht schon genug malträtiert, werden nun auch noch alle Blätter abgestreift. Das gilt sowohl bei Bäumen und Büschen wie bei Rosen. Das Laub fällt ja sowieso im Herbst. Und wenn Sie es nach dem Pflanzen dranlassen, dann stressen Sie die Gewächse nur unnötig, weil sie über das Laub ja Wasser verdunsten. Die frisch gepflanzten Rosen, Büsche und Bäume sollen jetzt im Herbst aber nur eins: Alle Kraft in die Wurzeln lenken!
Das Aufreissen und Beschneiden der Wurzeln gilt übrigens auch für Kübelpflanzen. Falls eure Oleander, Bougainvilleas oder Olivenbäumchen nun zu gross sind, um sie ins Winterquartier zu nehmen: aus dem Kübel hieven, Wurzelballen verkleinern und gut lockern, und dann mit frischer Erde wieder einpflanzen. Falls ihr genug Platz habt, könnt ihr das natürlich auch erst im Frühling angehen, was eigentlich für die Pflanzen idealer ist. Aber wenn die Kübel zu gross und zu schwer sind, dann müssen sie wohl oder übel jetzt schon verkleinert werden. Selbstverständlich werden dann auch die Kronen zurechtgeschnitten. Dass man an den Zweigen rumschnippelt, ist für die meisten Gartenfreunde selbstverständlich. Aber eben, ihr müsst auch die Wurzeln ab und zu mal zurückschneiden, damit die Pflanzen viele Jahre lang gut gedeihen in den Kübeln.