Stauden für trockene Standorte und vor allem trockene Standorte gab es schon immer. Sei es, dass in einer Region die Niederschläge historisch sehr spärlich ausfallen, sei es, dass in einem sehr sandigen bis kiesigen Boden das Wasser nicht gehalten werden kann: Solche Flächen werden dann sehr schnell von trockenheitsresistenten einjährigen und mehrjährigen Pflanzen besiedelt, oder eben auch gärtnerisch bepflanzt. Durch die Klimadiskussion, sicher verstärkt durch den letzten ebenso heissen und trockenen Sommer, aber auch aufgrund der allgemeinen Erfahrung, dass es mehr Wetterextreme gibt, ist das Thema 'Stauden für trockene Standorte' sicher aktueller denn je.
Inhaltsverzeichnis
- Beth Chatto, die Pionierin des trockenen Gartens
- Das Missverständnis der Kiesgärten
- Der richtige Standort für einen trockenen Garten mit trockenheitsresistenten Stauden
- Ohne Kies geht es nicht? Die Vorbereitung der Pflanzbeete für trockenheitsresistente Stauden
- Eine kleine eigene Geschichte
- Die schönsten Stauden für trockene Standorte
- Wie muss man trockenheitsresistente Stauden pflegen?
Beth Chatto, die Pionierin des trockenen Gartens
Die bekannte englische Gärtnern Beth Chatto (1923 – 2018), die in den 50er und 60er Jahren als Autodidaktin begann, neben dem Obstanbau ihres Mannes zu gärtnern anfing, und bald schon eine Handelsgärtnerei für Stauden betrieb, hat das Thema der Stauden für trockene Standorte, wenn nicht erfunden, so doch erst zu einem Gartenthema gemacht.
Ihre spezielle Leidenschaft war wie gesagt: Stauden für trockene Standorte. Ihr klassisches Buch "The dry garden" (1977) hat das Thema grundlegend beschrieben. Sie zog gerne auch Forschungen und Erkenntnisse ihres Mannes bei, der ursprünglich Biologe war. Aber eigentlich war Beth Chatto eine TrialandError-Gärtnerin, die nahm, wie es kam und das Gute behielt. Ihre Dry Gardens etablierten sich ganz pragmatisch auf den früheren Parkplätzen ihrer Gärtnerei, weil da der trockene, kiesige, entwässernde Untergrund schon vorhanden war...

Bild: Stachys byzantina 'Silver Carpet' - der Teppich-Wollziest mit samtigen Laub wird nur ca. 15 cm hoch und ist wintergrün
Das Missverständnis der Kiesgärten
Es ist ziemlich traurig, dass sich einige moderne Kiesgarten-Exponenten auch auf Beth Chatto berufen: Aber sie hätte nie einen Wüstengarten mit reinen Kiesflächen geplant (die bitte auch reinlich zu bleiben haben), in dem einige Pflanzen wie Dekorationsgegenstände vor sich hin vereinsamen. Sie dachte in Pflanzengesellschaften – und um sie zu studieren und um ihnen Raum und Zeit zu geben, liess sie sie ohne allzu viele Eingriffe wachsen. Ihr ging es darum, ein Habitat für Pflanzen mit ähnlichen Ansprüchen zu schaffen, die dann im eigentlichen wie auch im übertragenen Sinne miteinander korrespondieren. Interessanterweise war sie dabei weniger auf Farbeffekte aus (wie z.B. ihr Freund, der grosse Gartenschriftsteller, Staudengärtner und Liebhaber opulenter Staudenkombinationen Christopher Lloyd), sondern ihr war die Textur, das Spiel der Stiel-, Blatt- und Blütenformen viel wichtiger. Den modernen Kiesgarten, der Gärten auch für Pflanzenhasser ermöglichen und vor allem den Rasenmäher und die Unkrauthacke sparen helfen soll, hätte sie keines Blickes gewürdigt.
Bild: Aster linosyris - die Goldhaar-Aster ist bei Schmetterlingen und Bienen sehr beliebt
Der richtige Standort für einen trockenen Garten mit trockenheitsresistenten Stauden
Wie eingangs schon erwähnt gibt es Gegenden, die von Natur aus nicht mit den besten Böden gesegnet sind, unsere Gärtnerei z.B. befindet sich auf einem Geestrücken, und wir haben einen denkbar sandigen Boden, der kaum Wasser hält. (Gut, dass wir unsere Stauden in Töpfen kultivieren…)
Aber auch in fruchtbaren Gegenden kann man das Pech haben, ganz lokal karge, sandige Stellen im Garten vorzufinden – und dann gibt es natürlich Plätze, wo kaum natürlicher Niederschlag hinkommt – Dachüberstände oder Standorte unter hohen dichten Bäumen.
Das sind alles vorgegebene Situationen, die bestens geeignet sind, einen (Kies-) Garten für trockenheitsresistente Pflanzen anzulegen.
Niemals würde ich übrigens einen guten fetten Gartenboden bewusst abmagern… oder in regenreichen Gegenden versuchen, einen trockenen Garten in Angriff zu nehmen. Mein Rat ist immer: mit den Gegebenheiten arbeiten und nicht gegen sie kämpfen. Warum soll man sich das Gartenleben unnötig schwer machen? Es gibt so viele Pflanzen für die unterschiedlichsten Standorte. Mit einer standortgerechten Auswahl sorgt man für beide Seiten (Pflanze und Mensch) für Entspannung.
Aber zurück zu den Kiesgärten…
Ohne Kies geht es nicht? Die Vorbereitung der Pflanzbeete für trockenheitsresistente Stauden
Kies allein macht lange noch keinen Kiesgarten! Und oft sieht man den Kies oder Splitt nur als dekorative Mulchschicht auf einer ganz normalen Pflanzung. Auf die Auswahl wirklich geeigneter trockenheitsresistenter Pflanzen wird oft gar nicht geachtet, und so wird auch mit der Kiesabdeckung hier in langen Trockenperioden Wässern nötig sein.
Stauden für trockene Standorte kommen in der Regel aus niederschlagsarmen Gegenden und von Standorten, die kaum organische Substanze haben – Geröllhalden, Felsspalten, Steppenlandschaften… Verblüffend, mit wie wenig Futter und Wasser sie Jahr für Jahr ihre Pracht entfalten.
Um sie erfolgreich anzusiedeln muss Folgendes beachtet werden:
- Das mineralische Material, wie Kies oder Split muss nach unten – an die Füsse der Pflanzen, damit besonders bei Niederschlägen das Wasser schnell versickern kann, und die Wurzeln wieder atmen können.
- Bei der Neuanlage eines Beetes sollte etwa mindestens 60% des Bodens aus mineralischem Material bestehen. Es geht auch weniger….
- Das Abdecken oder Mulchen mit einer mineralischen Schicht (Kies oder Split) ist in diesem Fall nicht nur optisch passend, sondern verhindert auch das allzu schnelle Aufkeimen von Unkräutern.

Bild: Ceratostigma plumbaginoides - sattgrünes Laub im Sommer, das sich zum Herbst hin rötlich färbt
Eine kleine eigene Geschichte
Wir haben vor 20 Jahren ein altes Haus renoviert, dabei fiel jede Menge Bauschutt an. Zwei Container haben wir abfahren lassen, dann blieb ein kleiner Rest liegen, für den sich ein Container nicht lohnte. Nach monatelangem Draufschauen und sich Ärgern kamen wir auf die Idee, diesen Schutthaufen etwas auszubreiten, zu formieren und zu bepflanzen – mit passenden Stauden, ohne Zugabe von Kompost oder Blumenerde. Und siehe da, es ist heute eins der ausdrucksstärksten Beeten auf dem Grundstück, das kaum Pflege braucht – und schon gar kein Wasser.
In unserem "Bauschuttbeet" stehen heute: Aster amellus, Nepeta, Verbascum phoeniceum, Scabiosa ochroleuca, Goniolimon tataricum, Stipa ucrainica und ein paar Allium Purple Sensation als Zwiebelpflanzen
Die schönsten Stauden für trockene Standorte
Am Hampton Court Palace Garden Festival hat das Team von Beth Chatto Gardens einen kleinen, aber phantastischen Showgarten angelegt, dessen Bepflanzung mit den schönsten Stauden für trockene Standorte im Folgenden von unserer Staudengärtnerin Doris Pöppel erklärt wird.
Festuca und Disteln für trockene Standorte
Beth Chattos Garten-Design spielt gerne mit kontrastreichen Farben und Formen, das erzeugt Spannung und Aufmerksamkeit – der Garten wirkt lebendiger als wenn alles hübsch grade und harmonisch sich ineinander fügt. Hier konkurriert ganz bewusst das Stahlblau des Blauschwingel (Festuca cinerea) mit dem satten Grün der Morina (Steppendistel). Dazu setzt der verblühte aber immer noch formstabile Ball des Zierlauchs (Allium) einen ganz starken Kontrast und dem Ganzen das I-Tüpfelchen auf.
Bild: Blauschwingel zusammen mit einer Steppendistel und einem verblühtem Zierlauch
Bild: Festuca Cinera-Hybride 'Uchte' - kompakter, kleiner Blauschwingel mit hübschen gelblichen Rispenblüten im Juni/Juli
Bild: Morina longifolia - Persische Steppendistel mit intensivem Duft
Perovskia, Santolina, Nepeta und Phlomis für trockene Standorte
Es müssen nicht immer knallige Farben sein, auch gedämpfte Töne erzeugen bunte Bilder. Das silbrige Grau von Perovskia, (Blauraute) von Santolina (Heiligenblume) und Nepeta (Katzenminze) harmoniert mit blauen und gelben Blüten. Eine meiner Lieblingsstauden steht rechts im Bild: Phlomis russeliana, das syrische Brandkraut. Unverwechselbar mit seinen graugrünen, filzigen tabakähnlichen Blättern und in Quirlen übereinanderstehenden lampionförmigen Blüten in schwefelgelb ist es ein Allrounder in der Pflanzenwelt. Doch sonnige warme Plätze und magere Böden sorgen für reinen reichen Flor. Die Blüten sind sehr formstabil und faszinieren auch im abgeblühten Zustand. Bitte nicht vor dem Winter abschneiden. Mit Schnee oder Raureif gibt es schöne Winterbilder.
Bild: Farbenfrohheit mit Perovskia, Santolina, Nepeta und Phlomis russeliana
Bild. Blauraute, Silberstrauch 'Lacy Blue'® - kompakte und grazile Perovskia atriplicifolia
Bild: Santolina rosmarinifolia - das grüne Heiligenkraut mit gelben Blüten
Bild: Nepeta racemosa 'Odeur Citron' - Traubige Garten-Katzenminze mit zitronigem Duft
Bild: Phlomis russeliana - Syrisches Brandkraut das sich als dekorativer Bodendecker bei uns wohl fühlt.
Salbei, Wacholder und Triteleia für trockene Standorte
Einen ganz besonders starken, ja fast düsteren Akzent in der sonst pflanzlichen Unbekümmertheit setzt hier Salvia Caradonna, (Gartensalbei) mit ihren dunkelvioletten Blüten. Straff und aufrecht beherrscht sie als Ordnungsheld das entspannte Geschehen um sie herum. Der Wacholder am Zaun kommt ihr etwas zur Hilfe. Vorne im Bild mit hellblauen Blüten ist Triteleia laxa, die Narrenzwiebel oder der Frühlingsstern, wobei der deutsche Name irre führend ist, weil die Blüten im Juni-Juli erscheinen. Die Knollen der aus Nordamerika stammenden Pflanze werden im Herbst gesetzt und verlangen durchlässigen, trockenen und mageren Boden.
Bild: Staudenvielfalt mit Salbei, Wacholder und Tritelei
Bild: Salvia nemorosa 'Caradonna' - Sommer-Garten-Salbei mit violett-blau-schwarzen Blüten
Bild: Strauch-Wacholder 'Mint Julep' - der dicht wachsende Strauch-Wacholder mit leuchtend grünen Nadeln
Steppenkerzen für trockene Standorte
Die schmalblättrige Steppenkerze (botanisch: Eremurus) wird auch Lilienschweif genannt. Sie ist im Herbst als Zwiebel erhältlich und wird am besten wahllos verteilt in Pflanzungen eingestreut, das sieht am natürlichsten aus. Die stattlichen Blütenkerzen sind im Juni/Juli ein echter Hingucker. Beheimatet ist die Steppenkerze in Zentralasien.
Bild: Schmalblättrige Steppenkerze (Eremurus) - stattliche, orange Blütenkerzen
Mohn und Verbene für trockene Standorte
Die weissen mohnartigen Blüten gehören zum kalifornischen Scheinmohn – Romneya coulteri, scheinheiliger Mohn könnte man auch sagen, denn seine weissen Schalenblüten wirken so zart und zerbrechlich wie Pergament, schutzbedürftig, anmutig. Aber wo er sich wohlfühlt birst er vor Energie und Lebensfreude. Die kleine einjährige violette Verbene ist ein braver Begleiter und lässt das Weiss des kalifornischen Mohns noch extra strahlen.
Bild: Kalifornischer, weissblühender Scheinmohn mit Verbene im Vordergrund
Bild: Meconopsis x sheldonii 'Lingholm' - blauer Scheinmohn mit himmelblauen, riesigen Blüten
Bild: Verbena bonariense - Eisenkraut mit violett-lila Blüten
Reitgras, Stipa, Gaura und Agapanthus für trockene Standorte
An diesem Bild gefallen mir besonders die hohen 'Ausreisser'. Rechts im Bild 'Calamagrostis Karl Foester' das Reitgras, links das Riesenfedergras, Stipa gigantea, dazwischen die weisse Gaura (Prachtkerze) und vorne im Beet ein blauer Agapanthus, die Schmucklilie, bei uns eher als Kübelpflanze bekannt, aber in milden Wintern – und in England 😉 – durchaus winterhart. Sie alle bekommen extra Kraft und Energie aus dem satten zufriedenen 'groundcover', den bodendeckenden Stauden, die zuverlässig aber zurückhaltend ihren hohen Kollegen eine grosszügige Bühne bereiten.
Bild: Wunderschönes Gesamtbild durch die Abwechslung von hohen und niedrigen Staudensorten
Bild: Calamagrostis x acutiflora 'Karl Foerster' - Förster-Reitgras mit horstigen, aufrechten Büschel
Bild: Gaura lindheimeri 'Whirling Butterflies' - zauberhafter Dauerblüher mit zarten, weissen Blüten
Bild: Agapanthus 'Northern Star' - Schmucklilie mit wunderschönen, dunkelblauen Blüten
Spanische Edeldisteln und Stipa tenuissima für trockene Standorte
Eryngium bourgatii – die spanische Edeldistel - hier in Kombination mit Stipa tenuissima, dem Federgras – eine gewagte Kombination, aber setzt das zarte, unaufdringliche Federgras die Edeldisteln nicht grad erst so richtig in Szene? Man stelle sich beide Pflanzen solo vor – das hätte niemals diesen Effekt. Eryngium bourgatii ist am richtigen Standort (warm und trocken) extrem langlebig. Das blausilbrige Laub dieser eher flach wachsenden Edeldistel hat eine deutliche weisse Marmorierung und ist aus diesem Grund schon sehr zierend. Die hellblauen kleinen Blüten werden von einem Kranz silbriger Blütenblätter umrahmt – die perfekte Pflanze für den Kiesgarten.
Bilder: Eryngium bourgatii in Kombination mit Stipa tenuissima

Bild: Stipa tenuissima - zartes Federgras das bei Wind einen fantastischen Welleneffekt zeigt
Wie muss man trockenheitsresistente Stauden pflegen?
Stauden für trockene Standorte brauchen tatsächlich denkbar wenig Pflege, denn sie sind äusserst genügsam und kommen mit wenig Wasser und Nährstoffen aus. Zusätzliches Wässern und Düngen entfällt. Um den Charakter der Pflanzung zu bewahren, sind trotzdem ein paar Dinge zu beachten.
Neben der üblichen Entfernung von Unkräutern sollte man Pflanzen, die sich gerne versamen im Blick behalten, damit sie sich nicht allzu sehr ausbreiten und anderen Pflanzen den Raum nehmen. Also vor der Samenreife schneiden. Lavendel oder andere Halbgehölze wie Santolina und Perovskia müssen regelmässig geschnitten werden, damit sie nicht kahlbeinig werden.
"Lazy gardening" – entspanntes Gärtnern – und dabei noch Wasser und Dünger sparen…
gartenneuanlage auf mallorca