Was wisst ihr über unsere Nachbarn im Norden, die Dänen, liebe Mit-Gärtner? Genau, sie sind Weltmeister in Bezug auf HYGGE (und hätten es auch verdient gehabt, Fußball-Weltmeister zu werden!) und sie pflücken genau wie ich nun ihre geliebten Solbær in ihren hyggeligen Gärten.
Die Dänen unterscheiden zwischen den roten und schwarzen Johannisbeeren. Rote (und weiße) Johannisbeeren sind RIBS und schwarze Johannisbeeren sind SOLBÆR. Genau übersetzt heißt das Sonnenbeeren.
Als Kind in den Sommerferien habe ich früher jedes Jahr dort in den Gärten unserer Verwandten Johannisbeeren gepflückt. Frühsommer und Johannisbeeren gehören seitdem untrennbar zusammen! Und es gab natürlich immer LAGKAGE mit RIBS, Torte mit gaaanz viel Johannisbeeren und noch mehr Schlagsahne. Und ganz traditionell süße Johannisbeersuppe.
Johannisbeeren waren wie auch hier in Norddeutschland zusammen mit Stachelbeeren und Äpfeln die Überlebensgarantie für die Süßmäuler im Winter, denn sie produzieren in unseren kurzen, nordischen Sommern immer, ohne wenn und aber, egal ob der Sommer verregnet und kühl ist (was meistens der Fall ist) oder trocken und heiß (was ab und zu auch mal vor kommt, so wie dieses Jahr). Der Sommer bei uns im Norden ist jedenfalls eines ganz gewiss: Kurz. Und so haben die treuen, verlässlichen Johannisbeeren einen ganz besonderen Platz im Herzen der Nordlichter.
Bis vor kurzen haben dänische Landwirte die schwarzen Johannisbeeren in großem Stil angebaut, bis die Konkurrenz aus Polen, Neuseeland und neuerdings China den heimischen Anbau zu teuer hat werden lassen. By the way: Was produziert China eigentlich nicht mittlerweile? Im Bereich Obst und Gemüse scheinen sie wirklich ALLES billiger anzubauen und um die halbe Welt zu uns zu senden - warum das bei den Entfernungen so billig bleiben kann wird einer einfachen Hobbygärtnerin wie mir ewig ein Rätsel bleiben. Aber mich können sie nicht unterbieten, ICH bin billiger was Johannisbeeren betrifft, ha! Meine Transportwege sind gleich Null, von der pflückenden Hand in den Mund und billiger als gratis aus dem Garten geht sowieso nicht.
Bild: Rote Johannisbeere Ribest® Decorette® - die schönste aller Johannisbeeren
Aber zurück zu den Dänen. Wenn die Beeren dort in den Gärten reif werden, kommt die Hygge ins Spiel - und der Lagkage (ausgesprochen: Laukääje). Dann trifft man sich unter den schattenspendenden Apfelbäumen und trinkt Kaffee (stark und schwarz und viel) und es gibt die selbst gemachte Schichttorte mit den frischen Beeren und der vielen Schlagsahne (Dänemark ist ja auch Weltmeister in der Herstellung von exzellenten Milchprodukten). Und es wird geklönt und geschnackt, bis neuer Kaffee gekocht wird. Den gibt es in Dänemark auch gerne mal nach dem Abendbrot als "Absacker". Anscheinend wirkt das Koffein bei den stets ausgeglichenen, freundlichen und glücklichen Dänen anders als bei den hektischeren Deutschen (kann ich als Halb-Dänin, Halb-Deutsche ja beurteilen).
Es gibt also viele Gründe, Dänemark zu lieben, sehr viele, und einer davon sind die ruhige Gelassenheit der Dänen, ihre immerwährende Freundlichkeit und ihre Torten (hhmmm... ob das Eine das Andere bedingt? Also ich bin bei Kaffe und Kuchen auch immer glücklich und entspannt).
Apropos süß: Die Dänen sind ja auch die Erfinder der "Rødgrød med fløde", die weltmeisterlich leckere rote Grütze aus schwarzen und roten Johannisbeeren, Stachelbeeren und Erdbeeren, serviert mit - natürlich - viel flüssiger Sahne. Das auszusprechen ist für Nicht-Dänen unmöglich, glaubt mir, da hilft auch keine Lautsprache, das weiche dänische "D" wird euch ewig ein Rätsel bleiben. Aber wer weiß, nach ganz viel Lagkage, Hygge und "Rødgrød med fløde" könnt ihr es ja nochmal versuchen. Ich helfe euch gerne dabei, bei dem Kuchen und der Aussprache :-)
Hier noch eine Solbær-Variante der modernen Art, für alle Nationalitäten geeignet, denn "Eis" lässt sich auf allen Sprachen leicht aussprechen (na ja, vielleicht auf Chinesisch nicht, aber das weiß ich nicht, da würde ich mich gerne aufklären lassen von euch).
Man nehme ganz einfach ein paar Handvoll gefrorene schwarze Johannisbeeren, gebe sie in die Küchenmaschine, das Originalrezept gibt 20% Prozent Zucker dazu (bei Lubera® Sorten würde ich allerhöchstens 10% dazugeben, bei "Black Marble" nur 5%, ich nehme gar keinen Zucker), zerkleinert alles sehr gründlich, gibt ein klitzekleines bisschen eiskaltes Wasser hinzu, nur so viel, dass eine Softeismasse entsteht und kleckst diese dann großzügig über Yoghurt oder Vanilleies - am besten über das (wieder mal weltmeisterlich gute) dänische Sahne-Eis. Das heißt übrigens "Fløde-is" und wenn ihr ganz, ganz viel davon im Mund habt, dann könnte das sogar mit dem weichen dänischen "D" klappen :-)