Der I-Pod war gestern, die neue Saison gehört Blue Pod und Co! Sabine Reber durchpflügt die Samenkataloge und sät seltene Gemüse und Blumen in ihrem kleinen Plastiktunnel.
Wer noch irgend einen Gartencenter-Gutschein übrig hat von Weihnachten: Also ein kleiner Plastiktunnel, das ist die allerbeste Investition überhaupt. Ich habe mir letzten Frühling so ein Teil angeschafft, nur zwei auf drei Meter gross, und ich schwöre, ich habe es in der ersten Saison schon amortisiert in Form von wunderbaren süssen saftigen Tomaten, kiloweise Tomaten, gelbe Birnentomaten, körbchenweise süsse Cherrytomaten, und dann die Cuore die Bue, einige Exemplare wurden über zwei Kilo schwer! Ich habe Sugo gekocht bis zum Abwinken. Vom Basilikum ganz zu schweigen, das in einem Gewächshaus halt einfach auch viel, viel besser gedeiht. Ausserdem hatten wir Gurken, richtig schmackhafte krumme lustige Salatgurken, jede ein kunstvolles Unikat, wie es sie nun nirgends mehr zu kaufen gibt. Oh, und die Inkagurken waren lustig! Sie wucherten meterweit ins Gestänge des Tunnels hinauf, und waren in der Sommerhitze eine prima Schattierung. Die vogelschnabelförmigen Früchte schmecken etwas eigenartig, aber wie gesagt, sie sehen witzig aus, und das ist auch ein Grund, sie zu ziehen.
Diesen Frühling will ich unbedingt die gurkenblättrigen Sonnenblumen ausprobieren, die ich noch nie gesehen habe. Auf die essbare Klette bin ich auch gespannt; dass eine Klette für etwas Gutes zu brauchen sei, habe ich mir bis jetzt nicht vorstellen können. Laut Katalog schmecken ihre Wurzeln lecker, wir werden ja sehen. Oh, und dann gibt es da eine dunkle Puffbohne aus dem Lötschental, ich liebe ja Puffbohnen über alles. Im Gewächshaus sollte man sie so früh wie möglich säen, damit sie reifen, bevor die Läuse aus dem Winterschlaf erwachen. Und wem der I-Pod verleidet ist, der versuche es doch heuer mal mit Blue Pod! Das ist eine blauhülsige, alte Erbsensorte. Erbsen sind immer gut, man kann nie genug davon haben. Die Klosterfrauen-Vogel-Bohne bestelle ich allein schon wegen dem Namen. Ich ziehe meine Bohnen im Tunnel vor, damit ich dann nach den Eisheiligen schon ordentlich grosse Pflänzchen nach draussen setzen kann.
Zur Not tut es auch ein Balkongewächshaus, die sehen zwar aus wie Schuhschränke, reichen aber vollkommen, um ein paar seltene Tomaten oder begehrenswerte Blumensorten selber zu ziehen. Natürlich lassen sich improvisierte Gewächshäuser mit ein paar Dachlatten und etwas Geschick auch selber basteln. Man braucht jetzt im März eigentlich bloss ein paar Quadratmeter Plastik oder Glas, damit die jungen Saaten nicht gleich dem nächstbesten Nachtfrost zum Opfer fallen. Den Pflänzchen ist es ja ziemlich egal, wie die Konstruktion aussieht, Hauptsache, sie haben warm! Und die Nachbarn sollen halt ein Auge zudrücken. Mir wäre ja so ein stattliches viktorianisches Bauwerk mit neckischen Verzierungen auf dem Giebel auch lieber. Aber eben, bleiben wir am Boden. Mein kleiner Tunnel ist immerhin gross genug, als dass ich mich an kalten Tagen dort verkrümeln kann, um in den Duft der feuchten Erde gehüllt mit einer Tasse Kaffee und eine Notizblock gemütlich eine Weile zu sitzen, und den Pflänzchen beim Wachsen zuzusehen.
Wer seltene alte Gemüse und Blumen ziehen möchte, sollte sich jetzt gleich den Katalog der Pro Specie Rara besorgen, und baldmöglichst die Samen bestellen. Die interessantesten Sachen sind ja dann meist schnell weg. Und wer jetzt noch nicht parat ist oder keinen Gutschein für ein Gewächshaus mehr übrig hat, ja, der sei vertröstet auf den Setzlingsmarkt Wildegg der Pro Specie Rara im Mai. Dort kann man dann eine sehr grosse Auswahl an stattlichen Jungpflanzen kaufen.