Ich war noch nie ein Fan von allzu viel Rasen. Zu aufwändig ist der Unterhalt, und auf den Winter hin verwandelt er sich sowieso in Matsch. Also weg damit, und her mit einer praktischen Alternative, die das ganze Jahr über gut aussieht.
Auf die kalte Jahreszeit hin etwas Ordnung schaffen ist ja immer gut. Und bei der Gelegenheit musste wieder mal ein abgenutzter, löchriger Rasen dranglauben. Ich zähle schon gar nicht mehr, wie viele solche Rasenflächen ich in meinem Gartenleben ersetzt habe. Irgendetwas ist immer mit dem Rasen, entweder Moos oder unerwünschte Beikräuter oder einfach nur Löcher. Oft auch alles zusammen. Und erst die endlosen Diskussionen darüber, wer nun wieder mähen sollte. Und der Lärm der Rasenmäher! Und dann noch die Ränder schneiden! Und regelmässig Vertikutieren sollte man auch. Vom Wässern und Düngen gar nicht zu sprechen. Rasen ist eine Monokultur, kein einziges Insekt kann davon leben, und ohne Chemie ist er längerfristig kaum mit vernünftigem Aufwand im Schuss zu halten.
Ursprünglich hatten meine Kollegen vom Atelier in Biel eine Wildblumenwiese geplant gehabt. Ja der Traum von der Wildblumenwiese, es ist ein schöner Traum. Natürlich liebe auch ich Wildblumenwiesen. Aber auf einer kleinen Fläche im Stadtgarten sind sie eher schwierig zu realisieren, und für einen viel benutzten Sitzplatz sind sie sowieso komplett ungeeignet. Viel Platz ist da eh nicht, zumal allenthalben das Gartenfieber ausgebrochen ist und die Wünsche in den Himmel wachsen, ebenso wie der Hochstamm-Apfelbaum, der mittendrin steht. Den alte Beizentisch und sechs Stühle brauchen wir aber schon auch. Zwölf Quadratmeter sind etwas knapp dafür, kleiner dürfte der Platz wirklich nicht sein. Der Rest ist für Gemüse und Blumen und Kräuter reserviert. Da haben wir mehr davon, und die Bienen und die Schmetterlinge freuen sich auch.
Klar, Gras kann schön sein, und mitunter ist es sogar sinnvoll, als Weide für einen Esel zum Beispiel. Und ein öffentlicher Rasen, auf dem die Kinder das Rad schlagen oder Fussball spielen, ein Rasen, auf dem man sein Badetuch ausbreiten kann, das ist wunderbar. Ich bin sehr für grosszügige öffentliche Rasenflächen. Seit der Industrialisierung sehnt sich der urbane Mensch nach Grünflächen, und in dieser Zeit ist in England auch der klassische Rasen vor dem Haus erfunden worden. Die Frage ist nur, ob das Konzept heutzutage im kleinen Rahmen bei uns auch Sinn macht. Wenn genug Platz vorhanden ist, und viele Kinder, Kaninchen, Zwergschafe und so weiter dort leben, ok. Aber ein kleiner Ateliergarten, wo die Kinder eh auf dem grösseren Asphaltplatz nebendran spielen? Der Rasen wäre sogar für einen Purzelbaum zu klein gewesen.
Wir brauchen das Plätzchen, um dort gemütlich zu sitzen. Und dafür ist Rasen nun mal denkbar ungeeignet. Unter dem Tisch wird er braun, und dort wo die Stühle stehen, klaffen Löcher. Dafür wuchert das Gras, durchsetzt von Winden und Blacken, den Rändern entlang struppig in die Beete hinein. Wahrlich kein schöner Anblick. Also an die Spaten und weg damit! Statt einen leidigen kleinen Rasen mühsam aufzupäppeln, macht es mitunter mehr Sinn, ihn gleich zu entfernen. Nein, das ist keine grosse Sache, das ist in ein paar Stunden gemacht: Mit einem scharfen Spaten die Grasnarbe abtragen, und dann eine Geotextilfolie auf dem Platz verlegen. Die Folie rundherum gut feststecken ist wichtig. Und dann kommt ein hübscher Belag drauf. Graues Kies sieht schick aus. Auch fein zerdepperte Tonscherben können schön sein. Pinienrinde oder Holzschnipsel eignen sich ebenfalls. Wichtig ist, das Material gut festzustampfen. Und fertig ist der Platz, der keine Pflege mehr braucht, der auch den Winter über hübsch aussieht und sogar noch gut begehbar ist, wenn das Gras längst ein matschiger Sumpf wäre.
Inzwischen ist unser neuer Platz fertig. Da ich weder Kieswannen vollschaufeln noch schwere Säcke mit Tonscherben schleppen mochte, habe ich feine Holzschnipsel gewählt, wie sie für Spielplatzbeläge verwendet werden. Die sind im Nu draufgekippt. Und sie lassen sich leicht feststampfen und verkeilen sich ineinander, so dass sich das Material bald nicht mehr bewegt. Die helle Farbe des unbehandelten Holzes wirkt freundlich und bildet einen schönen Kontrast zu den Pflanzen. Und das Wasser kann gut ablaufen, so dass der Platz auch bei jedem Wetter benutzt werden kann. Aber vor allem sieht der neue Belag gut aus, viel besser als das Gras vorher! Es ist nämlich so: Auch ein schöner Rasen ist ein denkbar schlechter Kontrast zu Stauden oder Gemüsebeeten. Grün in Grün, das wirkt nimmer. Viel besser kommen die Pflanzen zur Geltung, wenn sie vor einem helleren Grund wachsen. Und helle Böden lassen ja Flächen auch grösser wirken, und sie reflektieren mehr Licht, was im Winter nur von Vorteil ist für das sonnenentbehrende Gemüt.