
Gesunde Ernährung: Wir essen, um satt zu werden. Die aufgenommene Energie soll die verbrauchten Reserven wieder auffüllen. Doch das ist der rein biologische Effekt. Denn Essen ist längst mehr. Es wird als Ereignis zelebriert. Alle Sinne werden hierbei bedient. Dabei ist der Effekt oft, dass die Selbstregulation des Körpers überlistet wird. Denn wir essen mehr als der Körper gerade braucht.
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Wenn gesunde Ernährung gefährlich wird
Viele Diäten bearbeiten diesen Umstand, das Körperbewusstsein soll den Essensdrang wieder in vernünftige Bahnen lenken. Daneben wird trendbewusst und penibel auf jedes Produkt, die Inhaltsstoffe und seine Herkunft geachtet. Das Ganze ist in seiner entspannten Form sicher ein Weg, um das eigene Wohlgefühl zu beeinflussen.
Doch gerade hier liegt oft auch die Gefahr der Übertreibung. Denn die Beschäftigung mit der Ernährung wird schnell zum Mittelpunkt des Lebens und alles bisherige wird auf den Prüfstand gestellt. Nur noch die ganz gesunden Sachen kommen auf den Tisch.
Vor allem
- Weizenprodukte,
- Zucker
- und kalorienreiche Lebensmittel
werden verbannt. Dabei wird das geprüfte Herkunftssiegel Pflicht, Fleisch wird kategorisch abgelehnt. Zudem bestimmen Obst und Gemüse den Speiseplan.
Bis dahin kommt das vielen bekannt vor, die sich konsequent vegetarisch oder gar vegan ernähren. Doch sobald alles außerhalb der eigenen Ernährungsgewohnheiten zwanghaft als ungesund und krank machend angesehen wird, ist eine Schwelle zu psychisch auffälligem Verhalten überschritten.
Warum kann gesunde Ernährung so gefährlich werden?
In der Wissenschaft wird diese Auffälligkeit mit dem Begriff Orthorexie belegt. Das Zwanghafte ist es, was Psychologen aufhorchen lässt, der fanatische Umgang mit der Ernährung, der Gesundheitswahn bis hin zur Besessenheit.
Immer strenger werden die selbst auferlegten Regeln. Genuss ist dann kein Anspruch mehr. Häufig verbinden sich die gesundheitlichen Sorgen bei Betroffenen mit dem Wunsch, schlank zu sein. In Einzelfällen können auch Unverträglichkeiten oder Lebensmittelskandale die Ursache von Orthorexie sein.
Lubera-Tipp: Besonders problematisch wird es, wenn moralische Kategorien wie Gut oder Böse auf Lebensmittel übertragen werden. Dann ist Ernährung zur Religion erhoben.
Auswirkungen auf das Leben

Familie, Freunde und Kollegen werden ebenso zwanghaft zu missionieren versucht. Deren absehbarer Rückzug führt in vielen Fällen zur sozialen Isolation. Wenn dann noch Essenspläne und Ernährungstabellen die beruflichen Aufgaben verdrängen, ist eine ernsthafte Problembewältigung angezeigt. Selbst unter Fachärzten ist das lang belächelte Symptom bekannt, wenn auch bisher noch nicht als Krankheit anerkannt.
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Textquelle: Ralph Kaste
Symbolgrafiken: © Marilyn Barbone, Syda Productions – Fotolia.com
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