Bei der Feigenbaum Pflege dreht sich alles um den Fruchtertrag. Die Feigenfrucht selber ist das Ziel der gärtnerischen Begierde. Zwar ist der Feigenbaum eine wunderschöne Pflanze, seine Blätter sind eine wahre Zierde, jedes sieht übrigens auch wieder etwas anders aus, aber eigentlich geht es vor allem um die Ernte: Wir möchten auch hier, nördlich der Alpen reichlich Feigen ernten – und wollen die wichtigsten Massnahmen kennen und umsetzen, damit das auch funktioniert. Umgekehrt ist denn auch die Enttäuschung riesengross, wenn die Ernte nicht funktioniert. Gerade kürzlich schrieb uns ein Kunde, sein Feigenbaum im Topf trage nach 4 Jahren noch keine Früchte, er möchte doch bitte eine Ersatzpflanze. Selbstverständlich antwortete ihm der Kundendienst, dass das nicht möglich sei, dass seine Feige das Resultat seiner Gärtnerarbeit sei… Aber was wir tun können und hier auch tun: Beschreiben und zeigen, wie man einen Feigenbaum pflegen muss, um ihn möglichst schnell und möglichst sicher zum Fruchtertrag zu bringen!
Sehen Sie hier das Video über den Feigenbaum Gustis® Ficcolino
Inhaltsverzeichnis
- Hilfe! Unser Feigenbaum trägt keine Früchte
- Der Feigenbaum, der keine Feigen trägt…
- Erster Hauptgrund für nicht fruchtende Feigen: Winter- oder Frühlingsfrost
- Zweiter Hauptrund für nicht fruchtende Feigen: Südliche Feigensorten oder Bocksfeigen
- Dritter Hauptgrund: Die Feigenbaumschule…
- Die zwei verschiedenen Typen von Feigen
- Was bei der Sommerfeige schief gehen kann, so dass der Feigenbaum nicht fruchtet
- Feigenbaum Pflege: 5 Tipps, damit Sommerfeigen entstehen und reif werden
- Feigen-Pflegetipp Nr. 1:
- Feigen-Pflegetipp Nr. 2:
- Feigen-Pflegetipp Nr. 3:
- Feigen-Pflegetipp Nr. 4:
- Feigen-Pflegetipp Nr. 5:
- Was bei der Herbstfeige schief gehen kann, so dass der Feigenbaum nicht fruchtet
- Noch mehr Tipps für die richtige Feigenbaum Pflege: Wie man Herbstfeigen zum Ertrag verhelfen kann
- Feigen-Pflegetipp Nr. 6:
- Feigen-Pflegetipp Nr. 7:
- Feigen-Pflegetipp Nr. 8:
- Feigen-Pflegetipp Nr. 9:
- Geduld und Aufmerksamkeit für die Feigenbaum Pflege
- Das Restrisiko - und die ultimative Feigenbaum Pflege
Hilfe! Unser Feigenbaum trägt keine Früchte
Dabei gehen wir sozusagen den umgekehrten Weg: Wir schauen uns den 'worst case' an, den Fall, wo ein Feigenbaum eben keine Früchte trägt. Warum trägt er keine Früchte? Was kann beim Fruchtansatz und bei der Fruchtreifung, die bei der Feige sehr speziell funktionieren, schief gelaufen sein? Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, damit ein Feigenbaum regelmässig und zuverlässig Feigen trägt? Aus den Antworten auf diese Fragen gewinnen wir dann die Tipps für die richtige Feigenbaum Pflege.
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Der Feigenbaum, der keine Feigen trägt…
Um es gleich vorweg zu nehmen: Dass eine Feige keine Früchte trägt, ist nicht der Normalfall. Aber der Feigenbaum gehört zu denjenigen Fruchtgehölzen, wo es eine deutliche sichtbare Restgruppe gibt, wo es immer mal wieder vorkommt, dass ein Feigenbaum länger, manchmal über 4-5 Jahre keine Früchte trägt. Was können die Gründe dafür sein? Und was kann der Feigenbaumbesitzer dagegen tun? Zunächst beleuchten wir kurz die 3 Hauptgründe, die für nichttragende Feigen meistens in‘s Feld geführt werden, und danach vertiefen wir uns ein wenig in die Physiologie der Feige, in ihr Innen- und Eigenleben, das für die Fruchtbildung und allenfalls auch den Fruchtstreik verantwortlich ist…
Erster Hauptgrund für nicht fruchtende Feigen: Winter- oder Frühlingsfrost
Auch wenn Feigenbäume ausgewachsen je nach Sorte zwischen -14 bis -16°C aushalten, manchmal auch mehr, sind die jungen Sträucher viel kälteempfindlicher. Ihr Holzkörper ist ganz einfach noch zu wenig gross, als dass er den Kältestress puffern könnte. Wenn nun eine Feige zurückfriert, dann gibt es entsprechend im Folgejahr keine oder fast keine Früchte. Meist startet ja das Wachstum der Feigen nach einem Frostjahr auch sehr spät, die Feige treibt im Mai/Juni aus der Basis oder aus noch gesundem Holz aus; dann aber ist das Wachstum so ungestüm, dass der Fruchtansatz der Herbstfeigen meist auf der Strecke bleibt – einerseits aus zeitlichen Gründen (zu spät), andererseits aber auch aus Ernährungsgründen. Der Feigenbaum ist letztlich einfach zu sehr mit sich selber und seinem vegetativen Trieb-Wachstum beschäftigt.

Bild: Fruchtfeige Gustis® Amatrice Casale - sticht mit ihren weissgrünen, hellen Früchten heraus
Zweiter Hauptrund für nicht fruchtende Feigen: Südliche Feigensorten oder Bocksfeigen
Sie sind gerade im Urlaub gewesen, und konnten der südlichen Feigenverlockung nicht wiederstehen? Und dann fruchten die mitgebrachten Pflänzchen hier in unserem mitteleuropäischen Klima nicht? Der Grund dafür besteht vielfach darin, dass viele südliche Feigensorten (z.B. aus der Türkei) auf eine Befruchtung durch die Feigenwespe angewiesen und daher nicht in der Lage sind (wie unsere nördlichen Feigen) parthenokarp, das heisst ohne Befruchtung Feigen anzusetzen. Dasselbe, etwas verschoben, gilt für die sogenannten Bocksfeigen: Diese sind auf den ersten Blick nicht von Fruchtfeigen zu unterscheiden, haben aber in der südlichen mediterranen Feigenkultur die wichtige Aufgabe, der Feigenwespe Unterschlupf zu gewähren und sie mit Pollen für die Befruchtung der Fruchtfeigen zu versorgen. Bocksfeigen sind nicht rein männlich, die männlichen Organe dominieren nur, einige ganz seltenen Sorten entwickeln übrigens auch essbare Früchte, die nicht nur Geissböcke (deshalb der Name…) interessieren. Aber in der Regel – und darum geht es ja in diesem Abschnitt – wird man von Bocksfeigen aus dem Süden nie ernten können…
Dritter Hauptgrund: Die Feigenbaumschule…
Wenn Südimporte also mit Gefahren behaftet sind, bleibt ja nur der Einkauf bei einer Baumschule, die hier in Mitteleuropa parthenokarpe Feigen anzieht – möchte man meinen. Und wenn dann die Feige nicht fruchtet, dann ist – irgendwie und irgendwo – die Baumschule schuld. Wie schon oben erwähnt ist der Anlass dieses Artikels ein Kunde, der vor 3 oder 4 Jahren eine Feige bei uns kaufte, die bis heute nicht fruchtet. Er schloss daraus folgerichtig, dass wir ihm etwas Falsches verkauft hätten und bat uns um einen Ersatz. Natürlich hat das der Kundendienst freundlich abgelehnt; aber für mich ist der Fall halt nun der Anlass zu beschreiben, was bei der Feigenbaum Pflege und beim Fruchtungsverhalten der Feigen so schief gehen kann, dass am Ende die Feigenbäume nicht fruchten. Als Gärtner möchte ich selbstverständlich nicht der Mörder sein; aber vielleicht der Arzt, der herausfindet, wie man mit der richtigen Feigenbaum Pflege die Feigenbäume zum Fruchten bringen kann.
Bild: Feigenbaum Gustis® Sardegna Fiorone - Sardinische Feige mit süssen, schmackhaften Früchten
Die zwei verschiedenen Typen von Feigen
Auch wenn Feigen für den Hobbygärtner so etwas wie ein kleines südliches Wunder sind, über das man sich freut, dessen Herkunft und Zeitverlauf man aber wegen der fehlenden und unsichtbaren Blüte nicht wirklich hinterfragt, macht es Sinn, die beiden hauptsächlichen Typen von Feigenfrüchten zu unterscheiden. Herbstfeigen entstehen am diesjährig gewachsenem Holz. Das heisst neue Triebe, die im Frühjahr mit dem Wachsen begonnen haben, setzen direkt junge Früchte an, die im September bis November auch reif werden. Sommerfeigen dagegen entstehen am letztjährigen Holz, an letztjährigen Seitentrieben, meist eher gegen die Spitze, gegen das Ende der letztjährigen Vegetation hin. Die Blütenknospen werden schon im Herbst angelegt, sind teilweise schon im Winter als stecknadel-grosse Knöpfe neben den Blattnarben sichtbar, und entwickeln sich dann ab Frühling zu reifen Feigen im Sommer. In der Regel sind diese Sommerfeigen deutlich früher reif als die Herbstfeigen, meist schon im Juli und August. Sommerfeigen und Herbstfeigen der gleichen Sorte können auch ziemlich unterschiedlich aussehen und schmecken. Feigensorten, die hauptsächlich Herbstfeigen produzieren, nennen wir ebenfalls Herbstfeigen; Sorten, die vor allem im Sommer am letztjährigen Holz fruchten heissen Sommerfeigen; schliesslich nennen wir bei Lubera® Feigensorten, die einigermassen ausgewogen und zuverlässig Herbstfeigen und Sommerfeigen hervorbringen, Twotimer®-Feigen.
Was bei der Sommerfeige schief gehen kann, so dass der Feigenbaum nicht fruchtet
Eigentlich ergibt sich die Liste der möglichen Unfälle und Fruchtungsstörungen fast automatisch aus der Saisonalität der Sommerfeigen. Sie entstehen eben nicht im Sommer aus dem Nichts, sondern starten am letztjährigen Holz schon im vorangehenden Herbst:
- Der Herbst ist wettermässig schlecht, ein früher Wintereinfall verhindert die Bildung der Feigenblüten. Natürlich können die Feigenblüten auch schon sehr früh, knapp nach ihrer Differenzierung einem vorzeitigen starken Frost zum Opfer fallen
- Die Pflanze ist im Herbst erschöpft und überlastet, hat sehr viele Herbstfeigen getragen, so dass nur wenig Kraft für die Bildung von Feigenblüten im Herbst bleibt.
- Die nun Stecknadelkopf-grossen Sommerfeigen sind am empfindlichsten im Spätwinter und frühen Frühling, vor allem wenn hier auf eine milde Phase ein kalter Januar oder Februar folgt, können die noch ganz jungen und winzigen Sommerfrüchte zerstört werden.
- Die nächste sehr heikle Phase folgt, wenn die jungen Feigen ungefähr daumengross oder etwas grösser ist sind. Sie können dann in grosser Zahl an den letztjährigen Trieben sitzen - und man könnte meinen, dass sie sich im Streik befinden, für einige Tage, ja manchmal Wochen scheint sich nichts zu bewegen, sie wachsen auch nicht - manchmal werden sie danach einfach trocken und fallen ab. Was passiert hier? Die Feigen in dieser Grösse warten auf die Befruchtung, so wie sie es in Millionen Jahren der Evolution gelernt haben.
Bild: Die junge Feige ist bereit für die Befruchtung - die nördlich der Alpen nicht geschehen wird
Diese Herbstfeigen etwa in dieser Grösse wartet auf die Befruchtung, die nie kommen wird. Erkennbar ist die leichte Öffnung am Ende der Frucht, die der Befruchterwespe den Eintritt ermöglichen würde…. wenn es sie denn bei uns gäbe.
Bild: Längsschnitt durch die junge Feigenfrucht mit den Blütenanlagen
Der Querschnitt einer jungen Feigenfrucht zeigt die nach innen gerichteten Blütenanlagen der Feige; die Feige als Frucht ist in Tat und Wahrheit ein zusammengezogener und nach aussen gestülpter Blütenboden. Bald schon sind die Früchte und Blütenanlagen so gross, dass sie eigentlich bereit zur Befruchtung wären; da aber im Norden die Feigenwespe nicht überleben kann, wird es nie zu dieser regulären Befruchtung kommen - die Frucht entwickelt sich nur weiter, wenn parthenokarpe Früchte angesetzt werden - ganz ohne Befruchtung. De Fakto entscheidet sich der Feigenbaum in diesem Prozess aufgrund hormoneller Einflüsse bereit, die Frucht auch ohne Befruchtung weiterzuentwickeln.
Aber die erlösende Befruchtung kommt nicht, sie kann hier im Norden ohne die Feigenwespe nicht stattfinden - und wenn dann das 'Wunder' der Parthenokarpie, der Fruchtbildung ohne Befruchtung nicht eintritt, dann verabschiedet sich die junge Feige. Vor allem der Prozess der Parthenokarpie ist hormongesteuert, wenn diese Stoffe nicht produziert werden, dann kann der Fruchtansatz ohne Befruchtung nicht funktionieren. Sowohl Luxuskonsum (zu gute Ernährung) als auch zu grosser Stress können hier zum Ernteverlust führen.
Feigenbaum Pflege: 5 Tipps, damit Sommerfeigen entstehen und reif werden
Natürlich kann man einiges tun, um Sommerfeigen zu fördern und auch einen bockigen und unfruchtbaren Feigenbaum an den letztjährigen Trieben zum Fruchten zu bringen. Wir erläutern Ihnen 5 Tipps für die richtige Feigenbaum Pflege bei Sommerfeigen:
Feigen-Pflegetipp Nr. 1:
Pflanzen Sie eine Feigensorte, die Sommerfeigen produzieren kann, entweder eine Twotimer®-Feige oder eine spezialisierte Sommerfeige.
Feigen-Pflegetipp Nr. 2:
Pflanzen Sie die Sommerfeige an einen geschützten Ort, am besten an eine Wand, auch ein Fächerspalier hat sich sehr bewährt, wenn es darum geht, das Feigenholz vor Frostschäden zu bewahren. Nach Frostjahren kann man dann sehr gut sehen, dass das an der Mauer anliegende Holz überlebt, während die entfernteren Triebe anfälliger sind. Das letztjährige Holz muss einfach unbeschadet über den Winter kommen, nur so können sich die im Herbst angelegten Feigenblüten zur Frucht weiterentwickeln.
Bild: Feigenbaum Spalier aus der berühmten Staudengärtnerei Great Dixter in Südengland
Feigen-Pflegetipp Nr. 3:
Entspitzen Sie mindestens 30%-40% der Seitentriebe und Hauptriebe, um ein verzweigtes Wachstum zu erhalten. Bei reinen und spezialisierten Herbstfeigensorten kann auch viel radikaler geschnitten werden (alles einjährigen Holz weg), da ja der Ertrag fast vollständig vom diesjährigen, neu wachsenden Trieb kommt.
Bild: Twotimer® Feige nach dem Schnitt
Bild: Herbstfeige nach dem Schnitt
Herbstfeigen entstehen gerne an der Spitze von kürzeren oder mittellangen Seitentrieben. Auch ein sehr früher Schnitt in der Vegetation kann diesen Effekt haben, wobei dieser Schnitteingriff sehr früh erfolgen muss, um genügend abgehärtetes Holz (mit versteckten Fruchtansätzen) zu erzielen.
Feigen-Pflegetipp Nr. 4:
Achten Sie auf einen guten Ernährungszustand Ihrer Feigen im Herbst und auch im späten Frühling oder Frühjahr, wenn die Feige sich entscheiden muss, ob sie die Früchte abwirft oder sie selbständig weiterentwickelt. Der Vorgang der Fruchtreife ohne Befruchtung ist ja eine Art Selbsttäuschung der Feige: Sie meint, für das eigene Fortleben zu sorgen und entwickelt die Früchte auch ohne Befruchtung weiter - in Tat und Wahrheit aber investiert sie Energie in Früchte, die nie fruchtbare Samen produzieren werden. Für diese Selbsttäuschung muss die Feige in einem ausgeglichenen, ja 'glücklich-zufriedenen' Zustand sein. Sie muss genug von allem haben, keinen Mangel leiden, aber auch nicht 'Zuviel des Guten' ist nicht wirklich gut: Auch zu viel Wasser, zu viel Dünger, zu viel Triebwachstum können sich sofort negativ auf die Weiterentwicklung der angesetzten Feigenfrüchte auswirken. Die Aufgabe der richtigen Feigenbaum Pflege ist es also, diesen mittleren Glückszustand herzustellen.
Feigen-Pflegetipp Nr. 5:
Gesunde Feigen haben auch ein gesundes Triebwachstum. Oder umgekehrt ausgedrückt: Ohne Triebwachstum gibt es auch keine Feigen, die eigentlich nur am diesjährigen und letztjährigen Holz entstehen. Achten Sie aber bei der Feigenpflege unbedingt darauf, dass die Feigen nicht zu stark wachsen: Ein sehr starkes Triebwachstum kann den Fruchtansatz und die Parthenokarpie gefährden. Die unsicher gewordene Feige entscheidet sich dann nämlich im Zweifelsfalle für die Versorgung des Megawachstums, weil sie darin (aus ihrer Sicht richtigerweise) mehr Überlebenspotential sieht als in parthenokarpen Früchten…
Was bei der Herbstfeige schief gehen kann, so dass der Feigenbaum nicht fruchtet
Die Herbstfeigen sind grundsätzlich robuster, weniger anfällig als die Sommerfeigen. Sie müssen ihre Früchte und Blütenanlagen eben nicht durch den gefährlichen Winter und Frühling bringen. Das gilt aber nur für Sorten, die auch grundsätzlich und von ihrem Wachstumszyklus her in der Lage sind, reife Herbstfeigen in unserem Klima zu produzieren. Naturgemäss sind das vor allem relativ früh reifende Herbstfeigen, denn späte Herbst-Sorten, die im Mittelmeerraum noch problemlos reif werden, haben bei unseren durchzogenen Sommern und Herbstmonaten keine Chance, die volle Reife zu erreichen und fallen dann meist grün den ersten Frösten zum Opfer. Womit wir bei den wichtigsten Gründen wären, warum Herbstfeigen bei uns nicht fruchten oder ihre Feigen eben nicht reif werden:
- Die Herbstfeigen sind zu spät und werden nicht reif. Dies ist häufig auch nach Frostjahren der Fall, wo die Pflanze erst sehr spät wieder startet, sich zuerst mühsam erholen muss, austesten muss, welche Organe und Äste noch funktionieren. Der späte Austrieb im Mai und Juni kann dann manchmal zwar noch Früchte ansetzen, aber diese kommen meist zu spät, um noch ganz auszureifen.
- Extrem starkes Triebwachstum, vegetatives Wachstum kann auch bei Hebstfeigen den Fruchtansatz konkurrenzieren. Auch hier ist ein mittleres Wachstum gefragt
- Umgekehrt muss die Feige schon wachsen, damit es Hebstfeigen gibt. Ein vergreister Feigenstock, der im ewiggleichen Topf von 15 L vor sich hinvegetiert, hat kaum Triebwachstum. Dann können aber auch keine Herbstfeigen entstehen. Dies ist vielleicht einer der Hauptgründe für nicht fruchtenden Feigenbäume im Topf: Ohne Triebwachstum können sie auch nicht fruchten. Die Herbstfeigen entstehen am diesjährigen Holz, Sommerfeigen entwickeln sich aus dem letztjährigen Trieb. Feigen fruchten nur und ausschliesslich am 1- und 2-jährigen Holz. Ohne Triebwachstum gibt es auch keine Feigen…
Bild: Herbstfeigen Früchte entstehen am diesjährigen Holz
- Auch bei den Herbstfeigen ist der Moment ganz delikat, in dem die daumengrossen Früchte auf die Befruchtung warten, die nie eintreten wird. Feigenbäume müssen auch hier schon gut in Form sein, damit sie sich für die parthenokarpe Weiterentwicklung entscheiden.
Noch mehr Tipps für die richtige Feigenbaum Pflege: Wie man Herbstfeigen zum Ertrag verhelfen kann
Die wichtigsten Massnahmen ergeben sich wieder aus dem oben Geschriebenen, aus der Analyse der nicht fruchtenden Herbstfeigen.
Feigen-Pflegetipp Nr. 6:
Frühes ungestörtes Wachstum hilft. Eine gut und sicher überwinterte Feige startet früh mit dem Wachstum, wird also auch früher Herbstfeigen ansetzen und zur Reife bringen. Also gilt es auch hier einen guten und frühen Standort zu suchen. Topffeigen können im Überwinterungsquartier auch etwas angetrieben werden - man muss dann nur sicherstellen, dass sie nach der Aufstellung im Freiland nicht noch zurückfrieren.
Feigen-Pflegetipp Nr. 7:
Ohne Triebwachstum keine Herbstfeigen: Herbstfeigen können nur entstehen, wenn die Feige ein gesundes Triebwachstum zeigt; wenn ein Feigenbaum nur 1-2 neue Blätter und Nodien aufsetzt, werden sich da nie Früchte entwickeln. Wir sehen häufig, dass Topffeigen in viel zu kleinen Kübel kultiviert werden, in denen sie über Jahre eingesperrt bleiben. 25l reichen vielleicht für die ersten 2-3 Jahre, dann muss alle 3 Jahre in grössere Gefässe umgetopft werden. Kann nicht umgetopft werden oder sind grössere Gefässe nicht mehr möglich, werden die Feigenbäume im Februar ausgetopft, 20-30% des Wurzelballens werden abgeschnitten und mit frischer Kübelpflanzenerde aufgefüllt - idealerweise wird dann auch die Krone 20-30% leichter gemacht. Neben dem Umtopfen empfehlen wir die gleichmässige Düngung mit Landzeitdüngern: Bis 25l 30g pro 5lt Topfinhalt, bei grösseren Töpfen dann 20 g pro 5lt Topfinhalt (Frutilizer® Saisondünger plus).
Bild: Fruchtfeige Ronde de Bordeaux (Synonym Rosso Rotonda) - die rötlich-blaue Feige
Feigen-Pflegetipp Nr. 8:
Zu starkes Triebwachstum behindert die Fruchtentwicklung: Umgekehrt kann das Wachstum auch zu stark sein, so dass die Feige über dem fröhlichen Wachsen das Fruchten ganz vergisst, meterlange Triebe macht, aber kaum oder viel zu spät auch einige Herbstfeigen ansetzt. Also Massnahmen für ein moderates Wachstum sind wahrscheinlich am hilfreichsten - auch bei Herbstfeigen.
Feigen-Pflegetipp Nr. 9:
Im Juli/August die Pflanze umsorgen: In den Monaten Juli und August entsteht in unserem Klima die Mehrzahl der Herbstfeigen und wächst schnell zur Daumengrösse heran. Dann bleiben die Jungfeigen stehen und warten einige Zeit auf die Befruchtung, die nicht kommen wird. In dieser Zeit ist es wichtig, dass die Pflanze umhegt und gepflegt wird, sie sollte nicht zu viele Schocks erleben, Überdüngung und Nässe sind ebenso zu vermeiden wie Trockenheit und Nährstoffmangel. So haben wir die grösste Chance, dass sich die Jungfrüchte in den folgenden 6-8 Wochen zu saftstrotzenden und süssen Herbstfeigen weiterentwickeln.
Geduld und Aufmerksamkeit für die Feigenbaum Pflege
Natürlich kann Ihre Aufmerksamkeit alleine die Feige nicht zum Fruchten bringen. Aber wenn Sie Ihre Feige nur punktuell wahrnehmen (also wenn sie eingepackt wird für den Winter, beim Austrieb, dann irgendwann im Frühling, wenn Sie keine Früchte entdecken) werden Sie auch kaum je in der Lage sein, zu erkennen, wann und wo vielleicht das Problem Ihrer Feige liegt: Bei den Hebstfeigen, bei den Sommerfeigen, bei beiden, im Ernährungszustand, im zu starken und zu schwachem Wachstum. Und dann ist da noch die Geduld, die Feigenliebhaber in unseren Breiten zeigen müssen: Geduld bringt nicht nur Rosen, sondern auch Feigen. Es gibt Feigensorten, aber auch einzelne Feigenpflanzen, die sofort, gleich schon im ersten Jahr Feigen tragen, und dann gibt es individuelle Pflanzen, wo es 3-5 Jahre braucht, bis die Pflanze sich in der Lage fühlt, auch erfolgreich reife Früchte zu entwickeln. Die Pflanze ist auch ein individuelles Wesen. Vergessen Sie auch nie: Für den Feigenbaum nördlich der Alpen ist eine reife Feige ein Luxus, letztlich krass ausgedrückt ein Selbstbetrug: Sie wird nicht befruchtet, sie trägt keine Samen in sich, die Frucht wird der Feige nicht helfen, zu überleben, sie erfreut nur uns - die Menschen ;-) Da dürfen wir vielleicht zur Kompensation dem Feigenbaum schon eine gehörige Portion zusätzlicher Aufmerksamkeit und Geduld schenken…

Bild: Feigenbaum Pastilière - Früchte in verschiedenen Blautönen, geschmacklich eine der besten Feigen zum frisch essen
Das Restrisiko - und die ultimative Feigenbaum Pflege
Damit Sie mich nicht falsch verstehen: Nördliche Feigensorten, wie wir sie in unserem Shop anbieten, fruchten in der Regel, sie sind zuverlässig, und Sie können den Beschreibungen im Lubera® Feigenshop entnehmen, ob sie spezialisiert auf Herbstfeigen, Sommerfeigen oder gar Twotimer®-Sorten sind. Am Ende, nach 2-4 Jahren fruchten sicher 95% der Pflanzen. Und in diesem Artikel haben wir zu zeigen versucht, was bei Feigen fruchtungsmässig schieflaufen kann, was die Gründe sein könnten, dass einige Feigen auch nach einigen Jahren noch nicht fruchten und was Sie bei der Feigenbaum Pflege allgemein berücksichtigen sollten.
Natürlich können Sie dann - basierend auf unserer und Ihrer Analyse - Gegenmassnahmen ergreifen, Ihre Feigenbaum Pflege anpassen, den vergreisten Topfbaum auspflanzen, die übergrosse Düngung zurückfahren, die langen Triebe etwas beschneiden, damit sie verzweigen; aber trotz aller Pflege und Aufmerksamkeit bleibt auch dann eine ganz kleine Restmenge von Feigen, die partout nicht so wollen, wie wir möchten. In diesen Fällen mache ich regelmässig auf die Pflege Methode aufmerksam, die Ibn al Awam schon vor 900 Jahren in seinem Buch der Landwirtschaft beschrieben hat:
Man gehe zum Feigenbaum, am besten zu zweit. Der eine Gärtner trage voll aufgestauter Wut eine Axt, der andere sei beredt und ein echter Pflanzenfreund. Good guy - bad guy auf gärtnerisch. Der Gärtner mit der Axt stellt sich vor der Feige auf und spricht mit entschlossener Stimme: 'Dein Ende ist gekommen, du willst und willst nicht fruchten, du bist ungehorsam und bockig, ich hacke dich jetzt runter, dein Ende ist gekommen.' Der andere Gärtner wird unsicher, ihn packt das Mitleid und die Lust auf eine erste Ernte, er spricht: 'Halt, nicht gar so schnell, wir geben der Feige noch eine letzte Frist, allerhöchstens ein Jahr. Wenn du dann nicht fruchtest, mein lieber Feigenbaum, ist dein letztes Stündlein gekommen.'
900 Jahre agronomischer Erfahrung seit Ibn al Awams erstem Buch über die Landwirtschaft lehren uns: Schon in weniger als 12 Monaten wird eine so bedrohte und eingeschüchterte Feige ganz sicher Früchte tragen!
Lesen Sie die ganze Geschichte der Pflege Methode mit der Axt, in Markus' Artikel 'Die Drohung mit der Axt'.
Feigenbaum als Hochstamm
Im 2. Jahr entwickelten sich unten am Stammbeginn neue Äste, die laut unserem Gärtner Nebentriebe wären, die abgeschnitten werden müssen.
Dies haben wir befolgt, mit dem Ergebnis keine oder nur kleine grüne Früchte zu tragen, die nicht genießbar waren.
Was können wir in diesem Jahr besser machen?