Ursprünglich kommen die Ocas (Oxalis tuberosa) aus den Anden, wo sie fast so häufig angebaut werden wie Kartoffeln. Von dort sind sie im 19. Jahrhundert nach Neuseeland gelangt, wo sie als Newzealand Yam beliebt sind, und haben dann von dort den Weg zu den Pflanzensammlern in England und Irland gefunden. Der irische Pflanzenzüchter Pat Fitzgerald hat vor zwei Jahren welche an die Internationale Pflanzenmesse (IPM) nach Essen mitgebracht, wo ich auch welche ergattern konnte. Und Markus Kobelt von Lubera hat die irischen Ocas seither auf seinem Betrieb in Buchs SG kultiviert, so dass sie nun also auch in der Schweiz erhältlich sind.
Ab und zu taucht was Neues in den Pflanzenkatalogen auf, das richtig super ist. Ocaknollen (Oxalis tuberosa) zum Beispiel, der knollige Sauerklee. Wobei, neu sind die Ocas natürlich nicht. Ich hatte seinerzeit in Irland schon mal welche, das ist gut 15 Jahre her und sie waren damals eine absolute Rarität. Ich hatte sie von einem der Biogartenfreaks, mit denen ich dort zu verkehren pflegte, zugesteckt bekommen.Etwa so, wie andere mit Drogen dealen – heimlich hat er mir eine Handvoll der knallbunten Knollen in die Hand gedrückt, in ein Papiertaschentuch gewickelt, damit niemand sähe, was für leuchtende Schätze er mir da überreichte. Bunt sind sie nämlich, rosa, orange, rot, gelb, sie lachen einen vielversprechend an wie künstliche Bonbons oder lustige Erdmännchen.
Und nun bekommt man die Ocas also auch in der Schweiz, zu meiner grossen Freude. Mit etwas Glück findet ihr jetzt noch welche. Man kann sie nämlich auch recht spät in der Saison noch pflanzen, da sie erst im Kurztag ab September Knollen bilden. Und falls ihr keine mehr bekommt, müsst ihr euch halt etwas gedulden. Entweder, ihr bestellt sie im Frühling im Internet bei Lubera, oder aber ihr wartet, bis diejenigen, die sie schon haben, auf den Herbst hin zur Ernte schreiten. Und dann erbettelt ihr höflichst ein paar Knollen, am liebsten von jeder Farbe eine. Und die bewahrt ihr sorgfältig in etwas Erde im Keller auf bis zum nächsten Frühling. Die Knollen werden genau so überwintert, wie ihr das sicher von den Dahlien, Gladiolen und Knollenbegonien her kennt. Sie sollten niemals ganz austrocknen, aber auch nicht so feucht haben, dass sie faulen. Frost vertragen sie gar keinen.
Und falls ihr zu den Glücklichen gehört, die jetzt schon Ocas am wachsen haben, ihr müsst euch mit der Ernte natürlich nicht bis im Herbst gedulden. Das Laub ist nämlich auch essbar. Es schmeckt ziemlich genau wie Sauerklee, und so verwendet ihr es auch: Ein Büschel davon über Salate oder Omeletten streuen, aber nicht allzu viel auf einmal. Denn erstens schwächt zu reiches Ernten die Pflanzen, und dann bilden sie weniger Knollen. Und zweitens ist zu üppiger Genuss von Sauerkleegewächsen aus rheumatechnischen Gründen problematisch. Das gilt übrigens auch für Rhabarbern und Knöterich, die ebenfalls Oxalsäure enthalten. Zuviel davon ist schlecht für die Gelenke, aber in kleineren Mengen und nicht zu häufig macht’s gar nichts.
Und wo bitte sollen die Ocas nun im Garten ihren Platz finden? Sie gedeihen am besten dort, wo sonst fast nichts wachsen will, als Bodendecker im Halbschatten unter Büschen und Bäumen. Sie schätzen nämlich ausgeglichenes Klima um die zwanzig Grad. Allzuviel Sonne hingegen behagt ihnen nicht. Im Halbschatten breiten sie sich rasch aus, wenn sie genug Wasser bekommen. Die etwas girgligen Ausläufer können mit einer Schaufel Erde bedeckt werden, so wurzeln sie bald, und auch die Ableger bilden dann Knollen. Je mehr Triebe mit Bodenkontakt, desto grösser die Ernte! Eine einzige Ocastaude kann so fast einen Quadratmeter Boden bedecken. Aber keine Angst, man wird sie wieder los. Sie ertragen keinerlei Frost. Von den paar Knollen, die ich letzten Herbst testhalber im Boden belassen habe, ist trotz dem milden Winter keine einzige mehr weitergewachsen.
Zur Pflege noch folgendes: Ocas sollten nur am Anfang gedüngt werden. Ab dem Sommer fördert Düngung nur das Triebwachstum, und die Knollen bleiben dann klein. Wenn die Pflanzen etwas hungrig sind, bilden sie grössere, saftigere Knollen. Mit der Ernte sollte man möglichst lange warten. Die Knollen wachsen bis zum Frost weiter, und wenn erst im letzten Moment geerntet wird, gibt?s daher viel mehr Ocas.
Am besten schmecken sie roh, oder als Chips. Roh bereite ich sie zu wie Salatgurken, zum Beispiel als Tsatziki. Die bunten Schalen bleiben immer dran! Und Chips herstellen ist ganz einfach: Ocas in Scheiben schneiden, mit Olivenöl mischen, auf ein Blech geben und knusprig backen. Sie behalten dann auch ihre schöne Farbe. Gekocht oder zu Pürée verarbeitet schmecken sie ebenfalls gut, werden dann aber bleich. Gekochte Ocas sind geschmacklich witzig. Mein Gartenfreund aus Irland sagte damals treffend, sie schmeckten wie Baked Potatoes, bei denen der Sauerrahm schon mit dabei ist.