Das Auge isst bekanntlich mit, meins neulich sogar beim Lesen, als ich wieder einmal auf der Suche nach einem empfehlenswerten Buch für gesundheitsbewusste Selbstversorger und Freizeitgärtner gewesen war, um schliesslich beim schweizerischen AT Verlag und seinem verheissungsvollen Buchtitel "Meine Gemüseküche für Herbst und Winter" zu landen. Keins der "normalen" Kochbücher, in denen zum hundertsten Mal beschrieben ist, wie Eisbein mit Sauerkraut zubereitet wird und das lag mir auch nicht im Sinn. Der für seine ausgezeichneten Sachbücher bekannte Aarauer Verlag präsentiert auf 384 Seiten 150 frische Rezeptideen, für die der interessierte Leser aus 40 einheimischen Herbst- und Wintergemüsearten äusserst leckere Menüs für sich und seine "Mitesser" auf bis dahin weitestgehend unbekannte Art zubereiten kann. Besonders erfreulich fand ich, dass Meret Bissegger, als Buchautorin und Kennerin der Bio-Szene, bei ihren Rezepturen weitestgehend auf Fleisch verzichtet und auf vegetarische, mitunter auch vegane Zutaten setzt. Dennoch ist es kein Animationsbuch, dass den Freizeitkoch mit erhobenem Zeigefinger zu dieser enthaltsamen, weil fleischlosen Lebensweise und gesunden Kochkultur verpflichtet. Wer es meint, tun zu müssen, kann sich zu seinem gebratenen Rosenkohl (siehe Foto aus dem Innenteil) selbstverständlich noch ein Schnitzel in der Pfanne brutzeln.
Von lustbewusstem Essen und nachhaltig wachsendem Gemüse
Gerade bei den nicht so preiswerten Büchern finde ich es immer ungemein praktisch, wenn einem auf dem Onlineportal des Verlags vor dem Kauf eine Leseprobe oder wenigstens das Inhaltsverzeichnis zur Verfügung steht und das hatte mich eigentlich hauptsächlich dazu animiert, dieses Buch unbedingt zu besorgen. Und vorab: Die Gemüseküche für Herbst und Winter ist das erste "Kochbuch", das ich über drei Tage von vorn bis hinten durchgelesen habe. Ungewöhnlich für diese Art der Literatur, die in der Regel erst aus dem Bücherschrank gesucht wird, wenn mal etwas Neues an kulinarischen Hochgenüssen auf den Esstisch der Familie gezaubert werden soll. Aber in diesem Fall erwartet den Leser nicht nur ein rundum gelungener und reichlich bebilderter Rezeptteil, sondern ein bunter Mix von interessanten, oft auch bisher unbekannten Hintergrundinformationen, die sich auf die Gemüsesorten aus regionalem Anbau beziehen. Ökologisch, nachhaltig und fair produziert, das sind die drei Hauptkriterien, nach denen die Autorin ihre saisonal ausgerichtete Zutatenauswahl bestimmt. Was nicht im eigenen Garten wächst, wird von vertrauenswürdigen Produzenten aus der Nähe bezogen. Sagt sich so leicht, wenn man berufstätig ist und um 19.45 Uhr noch schnell durch den Supermarkt hetzen muss. Aber: Wir sollten es lernen, bei unseren (Industrie)-Lebensmitteln viel kritischer zu werden. Schliesslich soll unser Essen nicht nur sättigen, sondern auch schmecken, gesund sein und Spass machen! Und dabei hilft dieses Buch den Hobbygärtnern ganz besonders, da sich viele der beschrieben und in den Rezepten verwendeten Gemüsesorten ausgezeichnet im eigenen Garten anbauen lassen. Und einige der Pflanzen, wie auch viele Sämereien, die es dafür braucht, warten schon bei uns im Lubera-Shop.
Von Rippen-Mangold und Gartenkürbis bis Topinambur, leckeren Maroni und edlen Zuchtpilzen
Nach einigen Betrachtungen zur ökologisch orientierten Landwirtschaft, den verschiedenen Biolabels und einleitenden Bemerkungen aus der Küchenpraxis geht es dann ab Seite 41 mit Roten Rüben, Krautstiel und etlichen Kürbissorten gleich richtig zur Sache - ausführlich und immer mit ca. zehn Seiten für jede Gemüsesorte der Saison. Begonnen wird dabei stets mit einem botanischen Überblick, Hinweisen zu Ernte, der Lagerung sowie den Verarbeitungs- und Kombinationsmöglichkeiten der einzelnen Arten. Daran anschliessend folgt jeweils eine, wie ich finde, sehr gelungene Auswahl von leicht nachvollziehbaren Rezepten, mal für Salate, Suppen und Eintöpfe, dann wieder mit Hauptgerichten, Nachspeisen oder dem kleinen Snack für zwischendurch. So unkompliziert die vielen natürlichen Bestandteile dieser vielseitigen Gemüseküche sind, fallen auch die Beschreibungen und Zutatenübersichten aus, sodass es auch den weniger erfahrenen Köchen unter Ihnen gelingen wird, eine zweifarbige Schwarzwurzelterrine, Arabischen Rettichsalat, Rotweinkastanien zum Knabbern und die vielen anderen schmackhaften Rezeptideen nachzukochen. Eine gute Animation dafür sind die erstklassigen Bilder, von denen Sie auf vielen Seiten sogar mehrere finden.
Was das am Schluss folgende Glossar betrifft, sollte es möglichst gleich zum Anfang der Lektüre aufgeschlagen werden, da sich der Buchinhalt dann, besonders für Anfänger auf dem Gebiet der kulinarischen Genüsse, flüssiger liest.
Meine Erwartungen, die ich in dieses Buch gestellt hatte, wurden voll und ganz erfüllt. In den letzten Wochen habe ich bereits viele der Kohlrezepte und einige Pilzgerichte aus dem wirklich sehr empfehlenswerten Buch "Meine Gemüseküche für Herbst und Winter" ausprobiert und war begeistert. Die Zubereitung gelang einfach, ohne grösseren Zeitaufwand und dass auch geschmacklich alles gestimmt war, zeigte sich an den zum Ende leer gegessenen Tellern und Schüsseln.
Das Buch kann für 39,90 Euro direkt bei AT Verlag bestellt werden und kommt versandkostenfrei zu Ihnen ins Haus. Bleibt zu hoffen, dass es demnächst, wie von Meret Bissegger angekündigt, eine weitere Ausgabe zum Thema Frühlings- und Sommergemüse geben wird.