Es könnte ja vielleicht sein, dass Ihnen die Gartenlektüre im Gartenbuch nicht ganz reicht? Dann gehen Sie doch zu diesem wunderbaren Fundstück aus der FAZ, das mir gerade Dominik Grosse Holtforth empfohlen hat: Robin Lane Fox und Stefan Rebenich (Gärtner) im Gespräch.
Ich habe ja schon mal vermutet, dass Gärtner grundsätzlich keinen Humor haben. Dieses Interview belehrt mich eines Besseren, wobei der Humor erwartungsgemäss eher beim englischen Gärtner zu finden ist als beim deutschen. Wie könnte es auch anders sein! Dennoch weise ich der guten Ordnung halber darauf hin, dass die beiden ebenso beredsamen wie gelehrten Gärtner eben nicht gärtnern, wenn sie reden. Vielleicht schiesst deshalb etwas Humor ein. Gärtnern - ich bleibe dabei - ist grundsätzlich eine toternste Angelegenheit.
Noch zu den englischen und deutschen Gärtnern. Hier bestätigt die Lektüre ebenso wie der Augenschein alle möglichen und unmöglichen Vorurteile: Engländer gärtnern leicht und weich, pragmatisch und eklektisch. Deutsche eher geplant und hart, schnell auch wissenschaftlich. Und ohne jemandem zu nahe treten zu wollen, ist das Gärtnern nicht nur in Deutschland, sondern in allen deutschsprachigen Ländern viel zu stark ideologisiert: Man weiss, was man darf und was verboten ist. Garden Correctness. Einheimische Pflanzen und alte Sorten sind gut, Glyphosat ist schlecht. Und Gott bewahre uns vor fremdländischen Pflanzen, all diesen invasiven Neophyten, von der Brombeere bis zum Schmetterlingsflieder. Bio muss natürlich sein. Ja, auch im Baumarkt! Aber bitte nur, solange er genügend gratis Parkplätze hat.
Und in England: Nun ja, auch da ist nicht das Paradies. Englisches Gärtnern ist immer noch zweigeteilt, eine Klassengesellschaft: Hier die Aristokraten, Literaten, Obergärtner, Pflanzenjäger, Pflanzensammler und Kolumnisten mit einem Anspruch als freischwebende Gartenkünstler. Und da das Volk, der Plebs, der Schrebergärter in seinem Allotment, der sich diebisch über seine grossen Stachelbeeren oder über seine Johannisbeersammlung freut. Kürzlich habe ich einen Allotmentgärtner im Trainingsanzug kennengelernt, der letztlich seinen Beruf gewechselt hat, um mehr Zeit für seine 5 Mietgärten zu haben. Und neben der englischen Klassengesellschaft dann die Pflanzen, die mit Ausnahme der in Chelsea ausgestellten botanischen Schätze fast allesamt aus Kontinentaleuropa stammen, von 'overseas'. Mit der Pflanzenproduktion haben es die Insulaner wirklich nicht... Da hört halt der Spass auf.
Aber eigentlich wollte ich ja keinen Artikel schreiben, sondern nur auf das wunderschöne Interview in der FAZ hinweisen.
(Aauuua... wenn Sie dieses Interview in der FAZ nicht lesen können weil Sie die FAZ nicht abonniert haben, soll Sie das daran erinnern, dass bei Lubera Lesestoff, Wissen, Kulturanleitungen, Tipps und Tricks gratis bezogen werden können :-)
Um trotzdem in den Genuss dieses interessanten Interviews zu kommen, dürfen Sie sich gerne bei nadja.caille@lubera.com melden. Natürlich - wie immer bei uns - kostenlos).