Die Sexualität macht ja vor den Pflanzen nicht halt. Wir sprechen bei den Kiwi von Männchen und Weibchen, und wenn’s dann offenbar keine Männchen mehr braucht, dann versuchen wir uns in unverdächtigen Wörtern: Man spricht dann von selbstfruchtbaren Kiwi, bei den Traubenkiwi oder Minikiwi sind das die Sorten ‘Issai’ oder neuerdings ‘Vitikiwi’. Selbstfruchtbar? Manchmal hört oder liest man auch den Begriff selbst-befruchtend, der dann suggeriert, der Pollen einer Sorte könnte dieselbe Sorte auch befruchten. Das ist dann schon ziemlich nahe an … Aber lassen wir das ;-)
Selbstfruchtbar im Sinne von ‘selber fruchtbar’ ist nun in der Tat der genauere Begriff. Was wir bei Issai schon zeigen konnten, ist nämlich auch bei der neuen Sorte Vitikiwi der Fall: Die Befruchtung kommt in der Regel nicht etwa durch Selbstbefruchtung zustande, sondern durch Parthenokarpie, durch Fruchtbildung OHNE Befruchtung. Das zeigt sich ganz schön, wenn man die Früchte aufschneidet: sie haben nämlich keine oder fast keine Samen! Und das wiederum ist dann auch der Grund, dass sie eher klein bleiben.
Was heisst das nun für den Gärtner. Bei den Kiwi und Traubenkiwi kann das eigentlich nur ein Vorteil sein: Es werden auch Früchte gebildet, wenn die Befruchtung mal nicht klappt. Umgekehrt raten wir, sich nicht vollständig auf die Parthenokarpie zu verlassen, und wenn möglich doch auch ein Männchen zu Pflanzen – vor allem dann, wenn man mehrere Kiwi pflanzt. Man kann dann von beiden Fruchtbildungmechanismen profitieren, vom sexuellen und vom asexuellen.