Goji (Lycium barbarum) brauchen einen warmen Standort. Gojipflanzen haben die Fähigkeit, am diesjährigen Holz zu blühen und Früchte zu tragen, d.h. der Schnitt muss besonders stark sein, um die Pflanze zu ermuntern, viele Neutriebe zu bilden, an denen dann schon im Entstehungsjahr reichlich Früchte getragen werden. Die Haupternte der Gojis ist gewohntermassen im August und September.
Goji brauchen einen sonnigen, gut durchlüfteten Standort. Die Assoziation, eine wertvolle Beere gehöre an einen geschützten, windstillen Standort, führt auch hier in die Irre: Milben lieben (leider) Gojiblätter über alles, und eine der wenigen Möglichkeiten, weniger Milben zu haben, ist mehr Durchzug.
Gegenüber den Bodenverhältnissen sind die Ansprüche der Gojipflanzen äusserst gering. Nicht umsonst wurden Goji, damals noch unter dem Namen Wolfsbeeren, immer wieder an schwierigen Standorten als Pionier- und Befestigungspflanzen eingesetzt – im Autobahnbau im Westen und auf Abraumhalden des Tagebaus in Osteuropa. Goji können sich auf sehr trockenen, sandigen oder kiesigen Böden ebenso etablieren wie bei mittelschweren und schweren Bodenverhältnissen.
Sobald es um die Erziehung oder den Schnitt von Gojipflanzen geht, ist es wichtig, sich zuallererst das Wuchs- und Blühverhalten von Lycium barbarum vor Augen zu führen: Goji haben die Fähigkeit, am diesjährigen Holz sofort zu blühen und dann auch ab Juli Früchte zu tragen. Schon verwunderlich: Lycium barbarum schafft es also in einer einzigen Vegetationsperiode auszutreiben, einen holzigen Neutrieb zu bilden, an diesem Trieb Blüten zu differenzieren und diese dann auch noch zu einer Frucht zu entwickeln. Reife Früchte kann man ab Juli ernten, die Haupternte ist meist im August und September.
Was folgt daraus für das Erziehungssystem? Der Schnitt muss ausgesprochen stark sein, um die Pflanze anzuregen, möglichst viele Neutriebe zu bilden, denn an diesen gibts schon im Entstehungsjahr Früchte zu ernten … Diese Folgerung ist auf den ersten Blick contra-intuitiv, meint man doch mit Schnitt die Pflanze zu reduzieren. Die unmittelbare Folge dieser Reduktion ist jedoch: starkes Wachstum! Hier verhält sich die Gojibeere auch anders als die meisten Obstbäume (wo ein Gleichgewicht zwischen vegetativem und generativem Wachstum angestrebt wird), und ähnlich wie Johannisbeeren und Stachelbeeren, wo Schnitt und Erziehung ebenfalls auf viel Wachstum abzielen. Allerdings tragen die Ribes-Obstarten, die Johannisbeeren und Stachelbeeren dann nicht am diesjährigen, sondern erst am 2jährigen und 3jährigen Holz …
Letztlich ergeben sich aus dem Wuchs- und Blühverhalten der Gojipflanze zwei mögliche Erziehungs- und Schnittformen.
a) Die freie Straucherziehung
ist sicher die weniger formale Erziehungsart. Sie ist auch – wie oben erwähnt – durchaus vergleichbar mit der Erziehung von Johannisbeeren und Stachelbeeren. Noch näher aber liegt das Goji-Schnittmuster bei dauerblühenden Strauchrosen. Das ist nicht zufällig so, weil nämlich beide Pflanzen (dauerblühende Rosen und auch Gojibeere) eine entscheidende Eigenschaft verbindet: Sie blühen am diesjährigen Holz!
Bei der freien Straucherziehung werden beim Schnitt im Februar und März alle Seitentriebe der weiterbestehenden Strauchtriebe auf ein Auge zurückgeschnitten, dies soll zu neuen und fruchtenden Seitentrieben führen. Nach 2-4 Jahren werden alte Stauchtriebe oder Haupttriebe auf 5 cm über dem Boden zurückgeschnitten, um die Bildung von neuen Basistrieben anzuregen. Starke neue Basistriebe werden stehengelassen, sie sollen laufend die zu alt gewordenen Strauchtriebe ersetzen. Kurze und schwache Bodentriebe werden entfernt.
b) Die Spaliererziehung
ist etwas aufwändiger, aber aufgrund des einfacheren und sehr klaren Schnittsystems und aufgrund der optischen Attraktivität der orangen Früchte im Sommer und Herbst eine interessante Alternative. Bei diesem System werden von jeder Pflanze 2-3 Haupttriebe gezogen, die fächerartig an Pfählen oder an einem Drahtgerüst aufgebunden werden. Die an diesen Hauptästen entstehenden Seitentriebe bringen dann die Früchte hervor. Jedes Frühjahr im Februar oder März werden ganz einfach und systematisch alle entstandenen Seitentreibe auf 1-2 Augen zurückgeschnitten, an denen dann wiederum neue Fruchtreibe entstehen sollen. Alle paar Jahre werden die müde und teilweise verkahlten Haupttriebe wieder durch neue, und starke Bodenschosse ersetzt. Alle überzähligen basalen Triebe werden einmal im Sommer und dann nochmals im Frühjahr entfernt.
Markus Kobelt
Mehr über Goji in unserem Lubera-Magazin und natürlich in unseren Videos.
Goji-Beeren
Guten Tag,
die Goji-Beeren brauchen eine Wurzelspeere. Die überzähligen >Triebe sollten Sie auch abschneiden.
Freundliche Grüße
Lubera-Team