Letztes Jahr habe ich zu Weihnachten von Freunden ein Körbchen mit reifen Gartenkiwi geschenkt bekommen - und ich war natürlich zutiefst beeindruckt. Mit meinen eigenen Kiwifrüchten ist es noch nicht so weit her, was sicher dran liegt, dass ich dem doch schon recht stattlichen Pärchen in den letzten zwei Jahren zwei Umzüge zugemutet habe. Und so stehen sie nun im Ateliergarten in Biel, wo sie den Maschendrahtzaun begrünen sollten. Es ist ein klassisches Kiwi-Pärchen, das Weibchen eine Hayward, das Männchen ein Tomuri. Von den meisten Kiwi braucht man stets ein passendes Pärchen, sonst gibt?s keine Früchte. Inzwischen sind zwar auch selbstfruchtbare Züchtungen auf dem Markt. Aber sie fruchten nicht annähernd so zuverlässig wie ein gut harmonierendes Pärchen, und falls sie Früchte bilden, dann sind die recht klein. Also lieber auf das klassische Paar setzen! Bei mir sind sie nun diesen Sommer nach dem letztjährigen Umzug schon wieder etwas gewachsen und zeigten ihr schönes, im Frühling rotbepelztes Laub, aber punkto Früchte bilden werden sie sicher noch ein, zwei Jahre über die Verpflanzung schmollen. Sowieso dauert es bei klassischen Kiwi jeweils recht lange, bis sie zu fruchten beginnen. Und wenn man sie verpflanzen muss, beginnt man wieder auf Feld eins.
Umso faszinierter schiele ich zu den Freunden am Bielersee, die punkto Kiwi die reinste Erfolgsgeschichte zu erzählen haben. Im ersten Jahr nach der Pflanzung bildeten ihre beiden Kiwipflanzen naturgemäss keine Früchte. Bereits im zweiten Jahr aber hatten sie 20 Früchte ernten können. Im dritten Jahr zählten sie deren 36. Und heuer waren es sage und schreibe 99 grosse, schöne Kiwifrüchte geworden! Man muss sie Ende Oktober, jedenfalls zeitig vor den ersten Frösten, in noch grünem Zustand ernten. Sie werden dann sorgfältig im Keller gelagert, wo sie in Ruhe nachreifen können. Pünktlich auf die Weihnachtszeit hin sind sie jeweils genussreif. Und ich kann euch sagen, die Fruchtqualität und der Geschmack sind um Welten besser als jede aus Uebersee eingeflogene, gekaufte Kiwi. Diese werden nämlich noch viel unreifer geerntet, um den langen Transport zu überstehen. Die eigenen Kiwifrüchte daheim im Keller nachreifen zu lassen, ist natürlich auch ökologisch viel sinnvoller.
Meine Kiwifreunde haben mir dann noch von einem Weinbauern erzählt, der von einer einzigen weiblichen Kiwi über 1000 Früchte ernten konnten. Ob das stimmt, weiss ich nicht, es scheint mir enorm. Ah, und was sie mir noch verraten haben: Kiwi sollten vom Prinzip her so geschnitten werden wie Reben. Wenn sie nicht vor dem Frühling kräftig zurückgeschnitten werden, dann bilden sie vor allem ein Laubdickicht und ein Rankenwirrwarr. Für schöne, grosse Früchte gilt es, ordentliche Kordons zu ziehen und jeweils die einjährigen Seitentriebe auf 30 - 50 Zentimeter einzukürzen. Aus diesen zurückgeschnittenen Seitenästen entstehen dann die Blüten- und Fruchttriebe.
Etwas weniger kompliziert und auch viel weniger heikel zu kultivieren sind die Trauben- oder Sommerkiwi (Actinidia arguta). Die haben es bei mir diesen Sommer in Kübeln auf dem Balkon geschafft, recht ordentlich viele der süssen traubengrossen Früchtchen zu bilden. Nur leider haben die Meisen das dann so rasch gemerkt, dass grad nur noch eine kleine Handvoll übrig blieb für mich. Immerhin konnte ich feststellen, wie süss sie tatsächlich schmecken; man isst sie mitsamt der Haut, da sie keinen Pelz aufweisen. Nächstes Jahr werde ich den Meisen dann mit Netzen zuvorkommen. Die Verwandtschaft kann ja schon mal notieren: für mich bitte heuer ein hübsches Netz unter den Weihnachtsbaum legen.
Und jedenfalls würde ich die sympathischen süssen Kletterer an dieser Stelle gern empfehlen. Sie wachsen und fruchten viel einfacher als die herkömmlichen Kiwi, und die Pflanzen werden auch nicht so gross. Man kann sie gut über Jahre in Kübeln auf dem Balkon kultivieren, und auf die gewünschte Grösse zurückschneiden. So ein Sommerkiwipärchen wäre doch ein schönes Weihnachtsgeschenk für ein gärtnerndes Paar! Da man sie erst im Frühling pflanzen sollte, würde ich einen hübschen Gutschein basteln, und die Sommerkiwi schon mal vorbestellen. In der Schweiz bekommt man gute, gesunde Exempare beim Internetversand www.lubera.com.