Harald Schäfer, vom Landesverband der Gartenfreunde Baden Württemberg, schickte uns folgenden Beitrag zur beginnenden Herbst-Pflanzsaison. Und er spricht uns aus dem Herzen: Wurzelballen müssen unbedingt vor dem Pflanzen stark aufgeraut werden, nein: sehr stark. Nur so wagen sich die Wurzeln in den vermeintlich unwirtlichen umgebenden Mutterboden. Nur so wächst die Pflanze schon über den Winter zügig an - denn das Wurzelwachstum hört bei nicht gefrorenem Boden nie auf. Übrigens: Bei einer Obstbaumpflanzung ab 1. Oktober raten wir sogar dazu, den Wurzelballen ganz auszuschütteln.
Immer wieder bekommen wir Fachberater des Landesverbandes der Gartenfreunde Baden-Württemberg e.V. von mehr oder weniger echauffierten Mitgliedern die Frage gestellt, warum Containerpflanzen nach dem Auspflanzen längere Zeit vor sich hin meckern oder sich nach einer mehr oder weniger kurzen Austriebsphase für immer verabschieden. Oft wird dann natürlich gleich mangels besseren Wissens die Schuld auf die vermeintlich schlechte Pflanzware geschoben, was aber in den seltensten Fällen wirklich zutrifft.
Detailliertes Nachfragen nach der Pflanzpraxis führt dann in den allermeisten Fällen zur Diagnose “Wurzelballen-Kontaktprobleme”.
Da wir hier in BaWü mit überwiegend schweren Böden (Keuper-Mergel oder Lössüberdeckungen) gesegnet sind und Containerpflanzen ja üblicherweise in sehr lockeren Substraten mit einem hohen organischen Anteil kultiviert werden, ist das “Aufreißen” des Wurzelballens und das weitmöglichste Entfernen des Containersubstrates von entscheidender Bedeutung für dauerhaftes Anwachsen, denn das organische Containersubstrat schwindet beim Austrocknen stärker als der umgebende Lehm der Pflanzstelle, d.h. es entsteht ein Luftspalt zwischen dem nicht (genügend) aufgerissenem Ballen und seiner Umgebung, eventuell sich gerade gebildete und auf “Erkundung” gehende Würzelchen werden abgerissen und das Malheur ist komplett. Verstärkt wird das Ganze noch dadurch, dass sich die Wurzeln natürlich viel lieber im lockeren Containersubstrat ausbreiten als sich mühsam in den dichten Lehm zu bohren.
Möglichst feines Zerkrümeln des ggf. mit etwas absolut reifem Kompost oder einer guten torffreien Blumenerde verbesserten Pflanzlochaushubs und kräftiges Angießen sorgen für einen guten Bodenschluss der Wurzeln und damit ist der Grundstein für gutes Gedeihen gelegt.
Ist der Wurzelballen im Container so dicht geworden, dass eine Auflockerung ohne größere “Substanzverluste” nicht mehr möglich ist, sollten auch die oberirdischen Pflanzenteile entsprechend zurückgeschnitten werden, auch wenn es natürlich weh tut, um wieder das Wurzel-/Laubkronen- Gleichgewicht zu erreichen. Nach meinen Erfahrungen treiben eher etwas beherzter zurückgeschnittene Gehölze kräftiger aus, da von den vorhandenen Reserven weniger verbleibende Knospen zehren müssen.
Harald Schäfer
Landesverband der Gartenfreunde Baden Württemberg e.V.