Ältere Himbeerzüchter hatten mich schon vor Jahren gewarnt. Man sollte nicht länger als eine, allerhöchstens zwei Stunden Himbeeren essen (verkosten), und eigentlich sollte man das meiste wieder ausspucken. Sonst … Ansonsten was? Hier wurden dann die englischen Züchterfreunde seltsam still. Darüber spricht der englische Gentlemen, die kultivierte Engländerin nicht. So muss man halt alles mindestens einmal selber erfahren. Und ich in diesem Sommer gleich zweimal … In unserem Lubera®-Shop können Sie Himbeeren kaufen und im eigenen Garten kultivieren.
Um 4 Uhr aufgestanden, in Buchs in der Schweiz. Um 4.30 losgefahren zum Flughafen Zürich. Um 7 Abflug nach London. Da gewinnt man eine Stunde, aufgrund der liebenswerten Eigenwilligkeit der Insulaner, an der eigenen Zeit festzuhalten. Und manchmal schon um 9, meistens aber erst um 10 Uhr morgens stehe ich im Himbeerzüchtungsfeld. Häufig nehme ich mir am Vormittag die fortgeschrittenen Selektionen vor, da gibt es auch viel zu notieren, viel zu fotografieren.
Nach dem Lunch in der Cafeteria der Forschungsanstalt (nein, darüber schreib ich jetzt nicht!) geht’s dann ins Sämlingsfeld. Lange Reihen und viele Reihen. In diesem Jahr waren es über 20 an der Zahl. Und Ende August fruchtet fast jeder Stock. Natürlich haben ich dann meine Selektionskriterien, ich probiere lange nicht alles, aber vor allem die erste halbe Stunde esse ich regelmässig viel zu viel. Und die Beerenlust lässt mich auch das Ausspucken vergessen. Später dann, der Magen wird schwer und schwerer, die Schritte schleppender, der Griff zur Himbeere langsamer, werde ich naturgemäss vorsichtiger. Ich esse nur noch, wo ich zu müssen meine – und tue damit sicher unzähligen Pflänzchen unrecht. Irgendwann geht es dann einfach nicht mehr. Der Verkehr rund um London gebietet es auch, am mittleren Nachmittag wieder aufzubrechen, wenn man den letzten Flug sicher erreichen will.
Und dann kam es in diesem englischen Sommer – zwei Mal! – wie es kommen musste. Übelst. Schon nach der dritten Rondelle auf dem Weg von East Malling zur Autobahn und zweimal just an dem gleichen Ort, als wäre ich so programmiert, musste ich aussteigen. Nein ich war nicht Beifahrer, ich war der Fahrer! Und dann ich musste etwas seitwärts treten, hinein ins Grün. Das Bild, das sich dann ergab, der Farbkontrast, das saftige Englische Grasgrün und das Himbeerrot unter dem blauen Himmel Kents werde ich nie mehr vergessen.
Und natürlich spucke ich Himbeeren weiterhin nicht aus.